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Leserbrief
Grüningen
25.11.2024
25.11.2024 08:52 Uhr

Nicht im Träumen oder Hoffen stecken bleiben

Bild: ZO24
Zürioberland24-Leserin Claudia Frei aus Grüningen über die Stedtliumfahrung und das damit verbundene Belebungskonzept.

Seit 40 Jahren, so lange wohne ich in Grüningen, ist die Strassenverlegung des Stedtli ein Thema. Die hitzigen Diskussionen und Vorschläge für die Umfahrung nahmen ab, seit das Thema beim Kanton liegt.

Der Fokus soll nach 40 Jahren nicht im Träumen oder Hoffen stecken bleiben, sondern die machbaren Möglichkeiten sollen ernsthaft geprüft werden mit interessierten Leuten. Die Studie der Studenten zeigt einmal mehr, wo Ansätze gemacht werden könnten.

1904 waren die Stedtlibewohner so glücklich, dass mit der Wetzikon-Meilen-Bahn (WMB) wieder Leben durchs Stedtli fuhr. Davor kämpften sie viele Jahre immer wieder beim Kanton und gegen die Itziker, dass es eine Bahn durch das Stedtli Grüningen geben sollte. Sie erhofften sich damit, dass Gäste von nah und fern das schöne Stedtli besuchen würden.

120 Jahre später donnern Lastwagen durch die enge Strasse, teilweise von weit her. Die Erschütterung an den Häusern verursachen v. a. diese Riesengefährte. Leider wurde vor rund 20 Jahren der Vorstoss der SP nicht konkret angegangen. Damals wollte man u. a. die Lenkung steuern, dass durch die Esslingerstrasse in die Industrie angefahren wird. Der politische und der Bevölkerungswille fehlte, um die Lastwagen ausserhalb der Stadtmauern zu lenken.

«Ob das Stedtli belebter wird durch die Umfahrung, bezweifle ich stark. Unsere Gemeinde ist zu klein, auch die finanziellen Mittel dazu werden fehlen. Der Standort und die Grösse sind zu wenig attraktiv für das Gewerbe.»
Claudia Frei

Wir wissen es: Der Verkehr ist grösstenteils hausgemacht und hat weiter zugenommen. Die Auslagerung des Verkehrs aus dem Stedtli löst das Problem weiterhin nicht, sondern wird nur verschoben. Das Stedtli wird einzig für seine Bewohner ruhiger. Andere Strassen bleiben weiterhin verkehrsreich.

Ob das Stedtli belebter wird durch die Umfahrung, bezweifle ich stark. Unsere Gemeinde ist zu klein, auch die finanziellen Mittel dazu werden fehlen. Der Standort und die Grösse sind zu wenig attraktiv für das Gewerbe.

Wer in der Schweiz und in Europa die Entwicklung von historischen Orten anschaut, sieht, dass das «Lädelisterben» weiter zugenommen hat. Kunsthandwerk und andere Spezialitäten sind für viele zu teuer oder es fehlt das Interesse. Auch wenn die Winter milder werden, zwischen Oktober und Mai sitzt man selten draussen. Das weiss auch die Gastronomie im Stedtli. Die Hoffnung von 1904 wurde für viele nicht erfüllt.

Innovatives Gewerbe musste in die Industrie oder die Städte weiterziehen, weil trotz Bahn zu wenig Leute nach Grüningen kamen. Nach der Schliessung der WMB blieb Grüningen weiterhin eine einfache Bauernlandgemeinde. Der Fokus soll – mit oder ohne Strassenverlegung – auf dem Bestehenden aufbauen und weiterentwickelt werden. Vor allem aber sollen ungenügend benutzte Räume ausgelastet werden.

«Der Verkehr im Stedtli, auf dem Schlossareal, im Chratz und anderswo muss konsequenter kontrolliert und gebüsst werden, wie es auch andere Gemeinden tun.»
Claudia Frei

Dank dem Verein Schloss-Eisbahn ist das Stedtli in den Wintermonaten gut besucht. Zu den schönsten 50 Gemeinden in der Schweiz zu gehören, ist eine Chance für Grüningen. Unter dem Motto «klein, aber fein» ist noch einiges mehr möglich. Und letztendlich muss der Verkehr im Stedtli, auf dem Schlossareal, im Chratz und anderswo konsequenter kontrolliert und gebüsst werden, wie es auch andere Gemeinden tun.

Meine ehemalige Verfassungsratskollegin Carmen Walker Späh wünscht uns eine neue Brücke, ich wünsche mir mehr Inhalt zum Bestehenden.

Claudia Frei, Projektleiterin historische Führungen und Theater