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Schweiz/Ausland
20.12.2025
20.12.2025 07:04 Uhr

Börse mit SMI-Rekord

Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Die US-Zölle dürften trotz Senkung die Schweizer Wirtschaft massiv bremsen.»
Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Die US-Zölle dürften trotz Senkung die Schweizer Wirtschaft massiv bremsen.» Bild: Linth24
Trotz schwieriger Geopolitik mit Konflikten und Zoll-Drohungen der USA tendierten die Aktien freundlich. Der SMI stieg um 2.2 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 13'172 Punkten.

Der amerikanische Präsident richtete eine Rede an die Nation. Er verteidigte sein Wirken in seinem ersten Amtsjahr und kritisierte seine Vorgänger heftig, gute Worte verwendete er nur für sich selbst. Nicht erwähnte er, dass sich der US-Arbeitsmarkt verschlechtert und die Inflation steigt. Er versprach neu eine «Krieger-Dividende» an die Soldaten.

Die USA haben den Konflikt mit Venezuela weiter verschärft und eine Seeblockade gegen alle sanktionierten Öltanker angeordnet. Es wurde angekündigt, die US-Marinepräsenz in der Karibik weiter auszubauen. Zugleich forderte der Präsident die Rückgabe von Öl, Land und anderen Vermögenswerten, welche Venezuela den USA, gestohlen haben soll (Zitat). Zudem drohte er offen mit Bodentruppeneinsätzen der USA.

Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum in der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Euroraum zum vierten Mal in Folge unverändert gelassen. Der Einlagenzinssatz bleibt damit unverändert bei 2.0 Prozent.

Das Schweizer BIP verlor im dritten Quartal 0.5 Prozent. Die privaten Konsumausgaben blieben aber stabil, Die Investitionen der Unternehmen nahmen dagegen ab. Die Pharma- und Chemie-Branche erwirtschaftete fast die Hälfte der Wertschöpfung der Schweizer Industrie. Nach der Einigung mit den USA verbessern sich die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr 2026.

Das Bundesbudget 2026 wurde angenommen. Der vom Parlament verabschiedete, mit der Schuldenbremse konforme Voranschlag sieht Gesamteinnahmen von etwa 90.4 Mrd. und Gesamtausgaben von CHF 91.1 Mrd. vor. Die Anträge der Einigungskonferenz zwischen National- und Ständerat wurden am Freitag angenommen. Diverse Kürzungen wurden jedoch gemacht, Teuerungsausgleich, Militär, Auslandausgaben usw. 

Unternehmensnachrichten

Die deutsche Rheinmetall Gruppe verkauft die zivilen Geschäftsbereiche, vor allem die Autozulieferung, um sich voll auf das Kerngeschäft Rüstung zu konzentrieren. Der Verkaufsprozess für die Auto- und Energiewirtschaft läuft an mit dem Ziel, einen Abschluss bis Mitte 2026 zu erreichen. Dieser strategische Schritt führt zu einer Abschreibung von EUR 350 Mio. und einer Neuausrichtung bei den Wachstumsprognosen.

Die Clariant-Tochter in Venezuela erzielte 2024 einen Umsatz von rund CHF 3 Mio. Das Geschäft wird nun für rund USD 1.8 Mio. an das lokale Chemieunternehmen CMV Química mit 60 Mitarbeitenden verkauft.

Nach der Fusion von Helvetia und Baloise plant die neue Gruppe Helvetia Baloise einen massiven Stellenabbau von bis zu 2'600 Jobs weltweit bis 2028, hauptsächlich in der Schweiz und Deutschland, um Kosten zu senken (CHF 350 Mio. jährliche Einsparungen). Betroffen sind vor allem Konzernfunktionen wie IT, Finanzen, HR, aber Berater bleiben verschont.

Zu den Wochengewinnern gehören die Namenaktien der UBS, nachdem man im Parlament über Eigenkapital-Erleichterungen debattiert hatte (AT-1-Anleihen). Der Kursgewinn betrug zeitweise 6 Prozent.

Die Regulierungsstelle der Börse SIX hat die Dekotierung der U-Blox-Aktien genehmigt. Der genaue Termin für den Rückzug vom Börsenhandel ist noch offen und wird spätestens fünf Tage vor dem letzten Handelstag kommuniziert. Hintergrund für das Ende vom Börsenhandel ist die Übernahme durch den Finanzinvestor Advent International.

SBB und Stadler-Rail: Der unter Beschuss geratene SBB-Chef Vincent Ducrot nimmt erstmals persönlich Stellung zur Vergabe des Milliardenauftrags an die deutsche Siemens-Gruppe statt an das Schweizer Unternehmen Stadler Rail. In einem Interview mit CH-Media betont er, dass sich die SBB genau an das Beschaffungsgesetz gehalten habe und der Wettbewerb den Steuerzahlern Geld spare. Der grosse Unterschied zwischen den Offerten habe bei den Kosten für Betrieb und Unterhalt der Züge gelegen, was einen dreistelligen Millionenbetrag ausgemacht habe.

Der Industriekonzern ABB übernimmt die finnische Netcontrol mit rund hundert Mitarbeitern, um das Angebot im Bereich Automation von Stromverteilungsnetzen für Energieversorger zu stärken. Die Transaktion soll voraussichtlich im ersten Quartal 2026 abgeschlossen sein.

Aussichten

Die US-Zölle dürften trotz Senkung die Schweizer Wirtschaft massiv bremsen. Trotz der Senkung von 39 auf 15 Prozent sind die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft enorm. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) dürfte im nächsten Jahr um rund 0.9 Prozentpunkte niedriger ausfallen als ohne die Strafzölle der USA, erst 2027 wäre wieder deutlicheres Wachstum möglich. Aber bereits wird mit neuen Zöllen gedroht. Ein Abkommen soll bis 31. März 2026 verbindlich ausgehandelt werden. Wäre dies nicht der Fall, droht der US-Präsident wieder mit höheren Zöllen. Die Konfliktherde Ukraine, Sudan, Israel und Venezuela usw. halten an. Das Problem der internationalen Verschuldung ist noch nicht ausgestanden. Fast alle Länder kämpfen mit Budgetdefiziten. Auch die Schweiz könnte in den kommenden Jahren wegen den Militärausgaben Verluste machen. Andererseits könnten Zinssenkungen den Aktien nochmals Schub geben. Die USA und EU-Zone haben noch Senkungspotenzial. Jedoch sind Technologieaktien bereits hoch bewertet.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24
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