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Gossau ZH
13.06.2025
13.06.2025 15:35 Uhr

65 ha sollen zu Feuchtgebiet werden

Im Gossauerriet wurden rund 80 Parzellen untersucht. 65 Hektaren sollen nun in Feuchtgebiete rückgeführt werden. (Archivbild)
Im Gossauerriet wurden rund 80 Parzellen untersucht. 65 Hektaren sollen nun in Feuchtgebiete rückgeführt werden. (Archivbild) Bild: IG Pro Kulturland
Der Kanton hat im Gossauerriet in Gossau ZH den Zustand der Böden und der Drainagen untersucht. 65 Hektaren, knapp ein Fünftel der Fläche, sollen zu Feuchtgebieten wiederhergestellt werden. Das entspricht in etwa 90 Fussballfeldern.

Das Gossauerriet in der Ebene zwischen Mönchaltorf, Gossau ZH und Grüningen war früher eine ausgedehnte Moorlandschaft. In den 1940er-Jahren wurde das Moor trockengelegt, um es landwirtschaftlich nutzen zu können. Dies schuf wertvolle Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln.

«Auf die Natur wirkte sich die Trockenlegung aber negativ aus, denn Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität», schreibt die Baudirektion in ihrer Mitteilung. Zudem fehle heute die Verbindung zwischen den Moorgebieten am Greifensee und im Zürcher Oberland. «Deshalb will der Kanton im Gossauerriet wieder mehr Raum für die Natur schaffen und gleichzeitig die Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft verbessern.»

Kontroverse Diskussionen

Das Vorhaben hat bei der Vorstellung vor rund zwei Jahren eine kontroverse Diskussion in Gang gesetzt (wir berichteten). Seitens der Landwirtschaft gab es spürbaren Widerstand. Vor diesem Hintergrund hat das zuständige Amt für Landschaft und Natur entschieden, in einem ersten Schritt die fachlichen Grundlagen im Gebiet zu überprüfen.

«Potenzial für Feuchtgebiets-Regeneration vorhanden»

Mit dem Einverständnis der Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer hat der Kanton auf rund 80 Parzellen im Gossauerriet Erhebungen zur Bodenqualität und zum Zustand der Drainagen durchgeführt. «Es hat sich gezeigt, dass die Drainagen dank des sorgfältigen Unterhalts durch die zuständigen Genossenschaften in gutem Zustand und nur lokal sanierungsbedürftig sind», schreibt die Baudirektion weiter.

Der Einfluss des Grundwassers auf die Böden habe im Vergleich zu früheren Erhebungen abgenommen, was sich durch die gut funktionierende Entwässerung erklären lasse. Gleichzeitig seien die Böden weniger gründig, der potenzielle Wurzelraum für Pflanzen also geringer. «Damit lassen die Böden mehrheitlich eine mittlere bis hohe landwirtschaftliche Nutzungsintensität zu und sind nach wie vor gut für die Nahrungsmittelproduktion geeignet.»

Bei den Potenzialen für eine Feuchtgebietsregeneration hätten sich auf den untersuchten Parzellen kleinere Änderungen ergeben – einige Teilflächen seien eher besser geeignet als angenommen, andere etwas weniger gut. «In der Gesamtbilanz bestätigen die Untersuchungen, dass sich das Gossauerriet aus ökologischer Sicht gut eignet, um einen Teil der einstigen Feuchtgebiete wiederherzustellen.»

Per Brief informiert

Die Bewirtschaftenden und Grundeigentümerschaften seien dieser Tage per Brief über die Ergebnisse auf ihren Parzellen informiert worden und können diese in den kommenden Wochen mit den zuständigen Fachpersonen besprechen. Dazu biete der Kanton Sprechstunden in den Gemeinden Gossau und Mönchaltorf an.

Der Erhalt der Biodiversität und die Nahrungsmittelproduktion seien beides wichtige öffentliche Aufgaben, was mitunter zu Zielkonflikten führe. «Umso wichtiger ist ein sorgfältiges, faktenbasiertes Vorgehen.» Auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchungsergebnisse werde der Kanton nun die Interessen von Natur und Landwirtschaft sowie der Gemeinden koordiniert betrachten und die Ausgestaltung des weiteren Vorgehens mit Einbezug der verschiedenen Akteure bis Anfang 2026 entwickeln.

65 Hektaren sollen zu Feuchtgebiet werden

Hintergrund der Bestrebungen im Gossauerriet ist der Verlust von Feuchtgebieten im ganzen Kanton Zürich. Über 90 Prozent der einstigen Moorflächen wurden in der Vergangenheit trockengelegt. «Damit sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten verschwunden. Die noch erhaltenen Moore sind heute oft isoliert und so weit voneinander entfernt, dass Pflanzen und viele Tiere nicht mehr wandern können.»

Damit die Biodiversität und mit ihr eine funktionierende Natur als unsere Lebensgrundlage erhalten bleibe, sei die Wiederherstellung eines Teils der trockengelegten Feuchtgebiete nötig. «Deren Böden reinigen ausserdem Wasser und speichern es bei Regenfällen für Trockenheitsperioden – sie leisten also einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.»

Im Gossauerriet sollen deshalb 65 Hektaren – das ist eine Fläche von über 90 Fussballfeldern – bezeichnet werden, auf denen die Wiederherstellung des einstigen Feuchtgebiets Vorrang habe. Das entspricht gemäss Kanton knapp einem Fünftel des Planungsperimeters.

Gleichzeitig wolle der Kanton die Interessen und Bedürfnisse der Landwirtschaft aufnehmen, etwa Bodenaufwertungen oder Anpassungen bei Wegen. Auch die geplante Revitalisierung des Aabachs, die bevorstehende Ausscheidung des Gewässerraums sowie der zwischen Gossau ZH und Mönchaltorf geplante Radweg und die Bedürfnisse von Erholungssuchenden sollen mit einfliessen, so der Kanton weiter.

Zürioberland24/bt