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Gesundheit
19.06.2025
27.06.2025 12:56 Uhr

Spitex – viel Leistung zum Wohle aller

Mitarbeiterinnen der Spitex Bachtel im Gespräch.
Mitarbeiterinnen der Spitex Bachtel im Gespräch. Bild: Spitex Bachtel
Jede und jeder hat schon von der Spitex gehört. Doch wie ist sie organisiert? Welche Dienstleistungen erbringt die Spitex Bachtel für die Gemeinden und was ist der Unterschied zwischen der gemeinnützigen öffentlichen Spitex und privaten Spitex-Organisationen? Das wollten wir von Jens Weber, dem Geschäftsführer der Spitex Bachtel, wissen.

Wer Spitex hört, denkt in erster Linie an ältere Menschen, die zu Hause gepflegt werden. Doch das ist nur eine von vielen unterschiedlichen Personengruppen. Jens Weber, Geschäftsführer der gemeinnützigen öffentlichen Spitex Bachtel: «Von Jugendlichen und jungen Erwachsenen über 30- oder 40-Jährige bis hin zu betagten und sterbenden Menschen decken wir alle Zielgruppen ab.»

Ebenso breit gefächert sind die Krankheitsbilder. Ob Pflege und Betreuung nach einem Sportunfall, nach einer Operation, bei Krebsleiden, Demenz, chronischen oder psychischen Erkrankungen. Ob Verbandswechsel, Infusionen, Körperpflege, Nachtwache oder palliative Begleitung – die Spitex Bachtel kümmert sich um alle Menschen. «Viele unserer Klientinnen und Klienten sind unter 60 Jahre alt. Wir betreuen auch etliche Para- und Tetraplegiker», so Jens Weber.

Leistungsaufträge mit Gemeinden

Die Spitex Schweiz ist der nationale Dachverband von Spitex-Kantonalverbänden und weiteren Organisationen für die professionelle Pflege und Unterstützung zu Hause. Spitex Schweiz ist 1995 aus dem Zusammenschluss der Schweizerischen Vereinigung der Hauspflegeorganisationen (SVHO) und der Schweizerischen Vereinigung der Gemeindekrankenpflege- und Gesundheitspflegeorganisationen (SVGO) entstanden. Die Mitglieder von Spitex Schweiz, dazu gehört auch die Spitex Bachtel mit ihren Standorten in Gossau, Hinwil, Rüti und Wetzikon, sind nicht gewinnorientiert.

Insgesamt beschäftigen die Organisationen in den Regionen über 40 000 Mitarbeitende. Die Spitex Bachtel zählt aktuell rund 250 Mitarbeitende.

Name ist nicht geschützt

Was zu Verwirrung führen kann: Der Begriff Spitex, was für «Spital extern» steht – also im Kern für die Pflege und Betreuung von Menschen nach einem stationären Aufenthalt im Spital –, ist kein geschützter Begriff. Entsprechend kann jeder mit Bewilligung eine private Spitex eröffnen und darf diese auch so nennen.

Verträge mit Gemeinden

Während die stationäre Versorgung im Spital kantonal geregelt und sichergestellt ist, sind die Gemeinden dazu verpflichtet, die ambulante Pflege und Betreuung ihrer Bevölkerung sicherzustellen.

In der Vergangenheit haben viele Gemeinden dies über einen eigenen Spitex-Verein sichergestellt. Im Jahr 2016 schlossen sich die Spitex Vereine der Gemeinden Gossau, Hinwil, Rüti, Seegräben und Wetzikon zur gemeinnützigen öffentlichen Spitex Bachtel AG zusammen.

Mit Spitex-Organisationen, wie die Spitex Bachtel eine ist, schliessen die Gemeinden entsprechende Leistungsverträge ab. «Die Gemeinde Gossau hat mit der Spitex Bachtel eine solche Leistungsvereinbarung abgeschlossen zur Erbringung der Pflege und Betreuung sowie zur Organisation und Durchführung der Tagesbetreuung ‹Tapetenwechsel› für betreute Menschen und zur Entlastung für Angehörige», erklärt Jens Weber. Neben der Gemeinde Gossau haben auch die Stadt Wetzikon und die Gemeinde Seegräben je einen Sitz im Verwaltungsrat.

Innert 24 Stunden

Der wichtigste Unterschied aber zwischen privaten Spitex-Organisationen und einer gemeinnützigen wie der Spitex Bachtel mit Leistungsvertrag: Während sich private Spitex-Organisationen ihre Kundinnen und Kunden sozusagen aussuchen können, muss die gemeinnützige Spitex alle Patienten im Vertragsgebiet annehmen, und dies innerhalb von 24 Stunden.

Qualitätsmerkmal Personal

Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Der Anteil an qualifiziertem Personal bei der gemeinnützigen Spitex ist mit 47 Prozent deutlich höher als bei privaten Organisationen, die gemäss Bundesamt für Statistik (bfs) nur über 29 Prozent an qualifiziertem Personal verfügen. Zur Qualität trägt auch der Bildungsauftrag bei, den die gemeinnützige Spitex erfüllen muss. Dazu gehört unter anderem, eine bestimmte Anzahl Lernende auszubilden.

«Wir wollen nicht möglichst viele Stunden aufschreiben. Wir wollen den Patienten möglichst gut und unter Berücksichtigung seiner Wünsche und des effektiven Bedarfs pflegen und betreuen.»
Jens Weber, Geschäftsleiter Spitex Bachtel

Derzeit beschäftigt die Spitex Bachtel zwölf Lernende für den Beruf Fachfrau/Fachmann Gesundheit (FAGE) und fünf Mitarbeitende befinden sich im Studium zur dipl. Pflegefachperson HF. Ein wichtiges Instrument dabei ist das gemeinsam mit mehreren öffentlichen Institutionen lancierte «Ausbildungsnetz Zürcher Oberland», das es den Auszubildenden ermöglicht, in verschiedenen Einrichtungen innerhalb des Netzwerks zu arbeiten. Das Konzept wurde 2025 von der Gesundheitsdirektion Zürich als innovatives Projekt in der Pflegeausbildung prämiert und wird finanziell unterstützt.

Zuweisung über Arzt oder Spital

Die Zuweisung für Pflichtleistungen, wie z. B. die Pflege nach einer Operation zu Hause, erfolgt immer über eine ärztliche Verordnung. Bei einem Erstbesuch wird abgeklärt, was der Patient braucht. «Ergänzende Betreuungs- und Entlastungsaufgaben wie z. B. Hauswirtschaft oder Entlastung für Angehörige können direkt und ohne Verordnung bei uns gebucht werden, müssen aber, je nach Zusatzversicherung, in der Regel selbst bezahlt werden», erklärt Weber.

«Die Spitex Bachtel ist mindestens 50 Prozent günstiger als private Organisationen.»
Jens Weber

Günstiger als Private

Nun könnte man meinen, dass die Spitex Bachtel durch die hohen Anforderungen insgesamt teurer wäre als Private. Doch dem ist nicht so. Jens Weber: «Die Spitex Bachtel ist mindestens 50 Prozent günstiger als private Organisationen – trotz eingeführter Nachtspitex im Jahr 2021. Das zeigen
Zahlen vom bfs, das die Kosten jährlich erhebt.

Statistisch ebenfalls belegt ist, dass private Organisationen für die gleiche Arbeit drei- bis viermal mehr Stunden benötigen. Dabei betont Jens Weber: «Das heisst nicht, dass private Spitex-Organisationen schlecht arbeiten! Es ist vielmehr so, dass wir uns als nicht gewinnorientierte, öffentliche Spitex-Organisation am effektiven Pflegebedarf orientieren und die Einsatzstunden nicht gewinnmaximierend auf Kosten unserer Kunden ausbauen. Zudem unterhalten wir eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeinden und zu Partnern wie dem GZO.»

Qualität und digitale Transformation wichtig

Elementar für diese Effizienz ist die digitale Transformation. Spitex-Mitarbeitende rapportieren ihre Arbeit über mobile Geräte, bestellen darüber Medikamente für die Patienten und notieren dort auch wichtige Hinweise für Arbeitskolleginnen und -kollegen, welche die nächste Schicht übernehmen. «Ein weiterer Grund für das gute Qualitäts-Kosten-Verhältnis der Spitex Bachtel sind das konsequente Training und die Reflexion der Pflegequalität mittels gezielter Fallbesprechungen mit direkter Qualitäts-Koppelung im Alltag.»

www.spitex-bachtel.ch

Jens Weber ist seit seiner Lehrzeit im Gesundheitswesen tätig. Nach seiner KV-Lehre bei einem Krankenversicherer war er als kaufmännischer Leiter bei der NSN Medical AG, einem Netzwerk von Serviceanbietern im Gesundheitswesen, tätig. Danach leitete er die Limmatklinik in Zürich und war während über vier Jahren Direktor des Paracelsus-Spitals in Richterswil, bevor er 2019 als Geschäftsführer zur Spitex Bachtel AG wechselte. Seit 2021 ist er Vizepräsident des Spitex-Verbands Kanton Zürich. Jens Weber lebt in der Nähe von Winterthur. Bild: z. V. g.
Barbara Tudor