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Grüningen
07.05.2025
07.05.2025 17:31 Uhr

Was passiert mit dem Gemeindehaus?

Investor Christian Collenberg möchte Land von der Gemeinde im Baurecht übernehmen und ein Verwaltungsgebäude bauen.
Investor Christian Collenberg möchte Land von der Gemeinde im Baurecht übernehmen und ein Verwaltungsgebäude bauen. Bild: Martina Gradmann
An der gut besuchten Infoveranstaltung der Gemeinde Grüningen gaben zwei Themen zu reden. Einerseits war das der Aktionärsbeitrag der Gemeinde für das GZO, andererseits die Abgabe von Gemeindeland im Baurecht für ein neues Verwaltungsgebäude.

Am Dienstag, 6. Mai 2025 hatte der Gemeinderat Grüningen anlässlich von zwei Geschäften zu einer Informationsveranstaltung geladen. Man wollte einerseits über die geplante Kapitalerhöhung für die GZO AG Spital Wetzikon informieren und auf der anderen Seite die Pläne für neue Räumlichkeiten für die Gemeinde- und Schulverwaltung im Baurecht vorstellen.

Nach einer längeren Präsentation durch den neuen GZO AG Verwaltungsratspräsidenten Andreas Mika und GZO Geschäftsführer Hansjörg Herren, einer etwas kürzen Ausführung von Bauvorstand Florian Fischer und unzähligen Voten aus dem zahlreichen Publikum, blieb am Schluss ein Fazit: Es ist kompliziert.

«Stellen Sie Fragen, auch unangenehme», ermunterte GZO-Verwaltungsratspräsident Andreas Mika zu Beginn seiner Ausführungen das Publikum. Er habe sich die Anfrage, dieses Amt zu übernehmen, gut überlegt. Doch als ausgebildeter Rettungssanitäter liege ihm das Retten wahrscheinlich im Blut. Und, er gebe dem GZO eindeutig Chancen und sei davon überzeugt, dass der Sanierungsplan aufgehen werde.

Klar sei jedoch, ohne die Kapitalerhöhung von 50 Millionen Franken durch die Gemeinden und das Entgegenkommen der Gläubiger gehe es nicht. «Die Krise hat uns auf den Boden geworfen, aber auch zusammengebracht», sagte Geschäftsführer Hansjörg Herren. Momentan laufe der Spitalbetrieb gut, doch man wolle nicht alleine in die Zukunft, sondern wenn möglich in einen Spitalverbund.

Braucht es das Spital Wetzikon?

Die Wichtigkeit des Spital Wetzikon verdeutlichte Herren mit der Angabe, dass 64 % der Patienten Notfälle seien. Mika ergänzte, dass bei einer Schliessung des GZO erst die Kapazitäten an anderen Standorten ausgebaut werden müssten. «Wenn die Notfallstation in Wetzikon ausgelastet ist, ist das auch in anderen Spitälern so.»

Vieles sei falsch gelaufen, vor allem beim Neubau, ergänzte Herren. Dieser sei allerdings jetzt so gut wie ausgebaut und könnte bei einer Einigung rasch fertiggestellt werden.

Es gebe genügend Spitäler in nächster Nähe, bemerkte ein anwesender Grüninger, das GZO brauche es nicht. Was passiere, wenn die Gläubiger nicht auf ihre Forderungen verzichten, wollte ein anderer wissen. Man sei im Gespräch, antworte Mika, und die Kapitalerhöhung finde nur statt, wenn man sich einigen könne. Er betonte aber auch, dass die Bevölkerung im Zürcher Oberland wachse und älter werde, was zunehmend Spitalkapazitäten brauche.

Hansjörg Herren (links) und Andreas Mika setzen sich mit vollem Engagement für die Kapitalerhöhung für das GZO ein. Bild: Martina Gradmann

Gemeinderat will sich an der Rekapitalisierung beteiligen

«Für die Gemeinde Grüningen beträgt der Anteil an der Kapitalerhöhung 1,6 Millionen Franken», erklärte Gemeinderätin Susanne Gutknecht. «Diese Ausgabe wird allerdings nur getätigt, wenn der Sanierungsplan genehmigt wird. Sollte der Nachlassvertrag im Frühling 2026 nicht unterzeichnet werden, entfällt dieser Betrag und das Spital Wetzikon geht in Konkurs.»

Gutknecht betonte, dass mit der Kapitalerhöhung nicht Gläubigerforderungen erfüllt würden, sondern dass man für die Rekapitalisierung zuständig sei.

Auch hier wollten Anwesende wissen, weshalb Gemeinden wie Rüti und Bubikon sich gegen die Kapitalerhöhung ausgesprochen hätten. «Die Exekutiven dieser Gemeinden sind zu einem anderen Schluss gekommen», sagte Gutknecht, doch auch dort entscheide am Schluss die Gemeindeversammlung.

Braucht es neue Räumlichkeiten für die Verwaltung?

Viele der Anwesenden waren nicht nur wegen der Kapitalerhöhung für das GZO gekommen, sondern vor allem wegen der neuen Räumlichkeiten für Gemeinde- und Schulverwaltung.

Das ehrwürdige Gemeindehaus im Stedtli hat Sanierungsbedarf. Es gehe darum, einen Lift einzubauen, die sanitären Anlagen und die Gebäudetechnik zu erneuern, erklärte Gemeinderat Florian Fischer. Und man wolle Gemeinde- und Schulverwaltung zusammenführen. «Die Sanierung des Gemeindehauses käme auf rund 4,4 Millionen Franken Gesamtkosten, deshalb hat sich der Gemeinderat andere Möglichkeiten überlegt.»

Und hier treten die beiden Investoren und Besitzer der Fahreinheit AG auf den Plan, die den Standort «Cheib» (Werkhofparkplatz) im Baurecht von der Gemeinde übernehmen und ein fünfgeschossiges Verwaltungsgebäude darauf bauen möchten. 950 m2 Fläche davon wären für Gemeinde- und Schulverwaltung vorgesehen, was mit Nettokosten von 241'000 Franken jährlich zu Buche schlagen würde.

Wer saniert das Gemeindehaus?

Mit dieser Lösung müsste die Gemeinde weniger Fremdkapital aufnehmen und sei weniger verschuldet, erklärte Fischer. Ob eine Zusammenführung von Gemeinde- und Schulverwaltung wirklich sinnvoll sei, wollte eine Anwesende wissen und was dann mit dem Gemeindehaus im Stedtli geschehe.

Das Gemeindehaus müsse saniert werden, was nicht einfach sei und nicht zwingend von der Gemeinde gemacht werden müsse, so Fischer. Es bestehe auch die Möglichkeit, das Gebäude im Baurecht abzugeben und Wohnungen einzubauen.

Dass sich ein Käufer für eine derart teure Sanierung finden liesse, bezweifelten die meisten Anwesenden. «Das Gemeindehaus ist ja zur Zeit auch noch fremdvermietet. Würden wir es jetzt sanieren, hätten wir in 20 Jahren ein renoviertes Gemeindehaus mit einem ausgebauten Dachgeschoss und mehr als genügend Platz», gab sich ein anderer überzeugt.

Der Gemeinde gehe es auch darum, die Verschuldung zu minimieren, betonte Fischer und Investor Collenberg ergänzte, das Projekt sei eine Chance für Grüningen, käme aber nur zustande, wenn zwei Drittel der Fläche vermietet werden könne, wovon er überzeugt sei.

Martina Gradmann