Leserbrief zum Artikel Leitung Bildung: Zwingend nötig oder utopisch?, erschienen am 11. April 2025 auf zuerioberland24.ch
Besonders eindrücklich war die Publikumsäusserung eines Schulleiters: Die heutigen Schulleitungen seien längst zur «eierlegenden Wollmilchsau» geworden – ein Zustand, der endlich hinterfragt werden müsse. Tatsächlich hat Gossau in den letzten zehn Jahren eine überdurchschnittlich hohe Fluktuation bei den Schulleitungen erlebt. Der häufig genannte Grund: ein zu grosses administratives Pensum. Diese Überlastung wurde auch von Seiten der Schulpflege mehrfach offen benannt.
In diesem Kontext wirkt die Haltung von Claudio Zanetti, Präsident der SVP Gossau, widersprüchlich. Einerseits spricht er sich für die «bestmögliche Schulbildung» aus, lehnt aber gleichzeitig die Einführung einer Leitung Bildung mit Verweis auf die Kosten ab. Wer jedoch Qualität fordert, muss auch bereit sein, in professionelle Strukturen zu investieren – insbesondere, wenn alternative Einsparpotenziale nicht einmal thematisiert werden.
Ganz anders der Beitrag von Thomas Ludescher, Schulpräsident von Hinwil. Mit Sachlichkeit und Erfahrung betonte er, dass eine Leitung Bildung das Milizsystem stärkt statt schwächt. In zahlreichen Gemeinden rund um Gossau ist die Rolle längst erfolgreich eingeführt. Sie entlastet Schulpflege und Schulleitungen, schafft klare Zuständigkeiten und bringt Stabilität ins System.
Vor allem aber ermöglicht diese Entlastung den Schulleitungen, sich wieder stärker dem zu widmen, was im Schulalltag entscheidend ist: dem direkten Austausch mit den Lehrpersonen. Wenn Schulleitungen nicht mehr mit administrativen Aufgaben überfrachtet sind, können sie ihre Führungsrolle wahrnehmen, Teams besser begleiten und gemeinsam mit dem Kollegium gezielt auf Entlastung, Qualität und Schulentwicklung hinarbeiten. Genau hier entsteht ein Hebeleffekt – zum Wohl der Kinder, der Lehrpersonen und letztlich der ganzen Schulgemeinschaft.
Für uns als Eltern ist klar: Der Bedarf ist real. Wer Verantwortung für die Schule übernimmt, sollte sich ehrlich fragen: Wie lange wollen wir noch zusehen, wie überlastete Schulleitungen ausbrennen – und warum verweigern wir uns gegen eine Lösung, die sich andernorts längst bewährt hat?
Unser Appell an die Eltern in Gossau ZH: Bitte setzen Sie sich mit dem Thema auseinander, sprechen Sie mit anderen, holen Sie sich Informationen – und vor allem: Gehen Sie am 18. Mai an die Urne. Es geht um die Zukunft unserer Kinder. Wenn wir nicht mitentscheiden, überlassen wir die Entscheidung jenen, die entweder parteipolitisch motiviert sind oder ausschliesslich finanzielle Argumente ins Feld führen, ohne sich ernsthaft zu fragen, ob nicht an anderer Stelle sinnvoller gespart werden könnte.
Die Leserbrief-Schreiberinnen:
Melanie Surges-Generalao, Mutter von zwei Kindern im Schulhaus Rooswis, wohnhaft in Gossau
Monika Fenner, Mutter von drei Kindern in den Schulhäusern Rooswis und Berg, wohnhaft in Gossau
Tanja Gallelli, Mutter von zwei Kindern im Schulhaus Chapf