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Kommentar
Gossau ZH
27.11.2024
27.11.2024 20:28 Uhr

«Rössliwiese 2» – Augenwischerei?

Bei dem neuesten Vorhaben der Gemeinde reibt man sich die Augen. (Symbolbild)
Bei dem neuesten Vorhaben der Gemeinde reibt man sich die Augen. (Symbolbild) Bild: AdobeStock
Die Gemeinde Gossau will in einem Wohnquartier eine Containeranlage für Geflüchtete installieren. Dies, nachdem die «Rössliwiese 2» als die Lösung angepriesen wurde. Ein Kommentar von Barbara Tudor.

Die Gemeinde Gossau steht, wie alle Gemeinden, vor der Herausforderung, die vorgegebene Aufnahmequote für Geflüchtete zu erfüllen. Das ist sicherlich kein leichtes Unterfangen und die Zuständigen in den Gemeinden sind nicht zu beneiden.

Der Erweiterungsbau in Unter-Ottikon, die «Rössliwiese 2», soll den Mangel an Wohnraum für Geflüchtete und andere Hilfesuchende lösen. Entsprechend wurde das Projekt mit Kosten von rund 2,9 Mio. Franken den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern als Lösung angepriesen. Man verdiene mit der Anlage sogar noch Geld.

Zusammen mit der bestehenden Rössliwiese-Anlage und den gemeindeeigenen Liegenschaften habe man – mit der aktuellen Aufnahmequote – genügend Unterbringungsmöglichkeiten und es sei keine Erweiterung nötig.

Nur wenige Monate nach Annahme der Vorlage «Rössliwiese 2», sieht es offenbar schon wieder anders aus. Weil man «Anschlusslösungen» für Geflüchtete finden müsse, will die Gemeinde eine Containeranlage, die sie (unnötigerweise?) für das Schuljahr 2023/24 angeschafft hat, für die Unterbringung von Geflüchteten umnutzen. Das erfuhren Anwohnende diese Woche per Infoschreiben der Liegenschaftsabteilung.

Den Ort dafür hat man auch schon gefunden: Die Anlage, die sechs bis acht Personen beherbergen soll, soll auf der gemeindeeigenen Parzelle an der Rebhaldenstrasse hingestellt werden.

Auf der Parzelle steht bereits die Containeranlage «Terminal C», das frühere Zuhause des Cevi. Heute wird sie von Gemeindeangestellten genutzt. Ebenfalls auf der Parzelle steht der marode Pavillon, der einst die Kita beherbergte und wo heute eine Flüchtlingsfamilie untergebracht ist.

«Geringer» Aufwand von 200'000 Franken

Dieser Standort sei «am besten geeignet», hiess es in dem Schreiben an die Anwohner, weil dort ja bereits Geflüchtete untergebracht seien und das Zusammenleben mit der örtlichen Bevölkerung funktioniere. Zudem könne die Erschliessung mit «geringem Aufwand» erfolgen und auch der Betreuungsaufwand durch die Mitarbeitenden der Sozialabteilung werde «wesentlich einfacher».

Man habe ausserdem verschiedene Standorte geprüft. Welche das sind und nach welchen Kriterien diese beurteilt wurden, ist nicht bekannt. Überhaupt war über das Projekt im Vorfeld gar nie offiziell gesprochen worden und war wohl auch nicht geplant – bis auf die amtliche Publikation, die am 6. Dezember 2024 erfolgen soll.

Bezüglich Standortwahl hiess es auf Anfrage von Zürioberland24 bloss, dass man u.a. auch die Wiese in der Nähe vom heutigen Cevi-Haus geprüft habe. Aber die Nähe zur Schule bärge «Konfliktpotenzial». Welche Konflikte das sein sollen, erschliesst sich mir nicht bei einer geplanten Unterkunft für eine 4-köpfige Familie und für ein Pärchen.

Viel spannender aber ist: In dem Infoschreiben an die Anwohnerschaft heisst es bezüglich «Rössliwiese 2» plötzlich: «Zwar konnte mit der Genehmigung des Baukredits für die Rössliwiese 2 ein Fortschritt erzielt werden. Bis dieses Bauprojekt bewilligt, geschweige denn erstellt und bezugsbereit ist, vergehen noch mehrere Monate.» Nun ist die «Rössliwiese 2» wenige Monate nach der Abstimmung nicht mehr die Lösung, sondern nur «ein Fortschritt»?

Und es soll unmöglich sein, für eine 4-köpfige Familie und ein Pärchen anderweitig Wohnraum zu finden?

Warum nicht bei der Rössliwiese?

Man weiss zum heutigen Zeitpunkt nicht, wie lange die neue Containeranlage gebraucht wird. Warum platziert man diese Containeranlage dann nicht bereits im Umfeld der Rössliwiese, wo sich die Menschen mit anderen treffen können und das Quartier dann bereits kennen, wenn die Rössliwiese 2 in Kürze ihr neues Zuhause wird? Auch für die Mitarbeitenden des Sozialdienstes wäre das doch einfacher, wo die Erreichbarkeit in unserer ach so riesigen Gemeinde doch ein so wichtiges Argument zu sein scheint?

Mit Blick auf die Kosten von 200‘000 Franken muss man sich aber auch fragen: Warum, wenn es ja nur provisorisch ist, nutzt man nicht das Angebot der Künzli AG, das seit Frühjahr 2024 besteht und immer noch gilt?

Für die Zuständigen auf der Gemeinde mag das «provisorisch» eine gute Lösung sein und ein paar Probleme sind für den Moment vom Tisch.

Die Umnutzung der Schul-Container zu Flüchtlingscontainern dürfte das buchhalterische Ergebnis der Schule marginal verbessern. Unter dem Strich ist es aber ein teurer Schnellschuss. Den einmal mehr die braven Steuerzahler von Gossau berappen.

Barbara Tudor