Damals im Zuge der Industrialisierung liess der junge Kanton Zürich 1844 die Stedtlimauern abbrechen und einen Damm aufschütten mit dem Ziel, neue, gut ausgebaute Verkehrswege im Zürcher Oberland zu schaffen. Für die Gemein- de Grüningen war diese Entwicklung eine Chance, am Fortschritt (oder am Fortschrittsglauben) teil- zuhaben und nicht in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.
Mit dem Bau der Wetzikon-Meilen-Bahn wurde der Anschluss an das erhoffte «pulsierende Leben» sogar garantiert. Vermutlich lief für die Bewohnerinnen und Bewohner von Grüningen über einige Generationen alles prima: Läden, hohe Wohndichte in den Häusern und vielfältiges Handwerk. Das Stedtli galt als kleines Zentrum für umliegende Gemeinden. Alles in allem ein blühender, lebenswerter Ort.
Wer hätte sich damals träumen lassen, dass dieser Strassenbau fast 200 Jahre später durch den rasanten technischen Fortschritt zum «Corpus Delicti» würde! Sinnbildlich für den Wandel schuf das Automobil in Kürze eine neue Realität, die das Leben im Stedtli völlig auf den Kopf stellte. Mobil wurde alles, und wer nicht mobil war, hatte verloren. Die Handwerksbetriebe verliessen das Stedtli und das «Lädelisterben» begann. Heute hat das Stedtli nebst den Restaurants nur noch ganz wenig Betriebe. Alle anderen Gewerberäume wurden umgenutzt.