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11.11.2024
12.11.2024 19:26 Uhr

KEZO-Abstimmung: IG Tägernauerholz empfiehlt Ablehnung

Mit dem KEZO-Neubau soll Schlacke u.a. aus Abfall der Stadt Zürich und der Region Zimmerberg in der geplanten Deponie Tägernauerholz gelagert werden. Dafür würde ein intakter Wald geopfert. (Archivbild)
Mit dem KEZO-Neubau soll Schlacke u.a. aus Abfall der Stadt Zürich und der Region Zimmerberg in der geplanten Deponie Tägernauerholz gelagert werden. Dafür würde ein intakter Wald geopfert. (Archivbild) Bild: SRF/Schweiz Aktuell
Die KEZO beantragt einen Planungskredit über 24,5 Mio. Franken für einen Neubau, der nach heutigen Schätzungen 350 Mio. Franken kosten würde. Die IG Tägernauerholz empfiehlt, die Vorlage abzulehnen und damit auch den Wald im Tägernauerholz vor seiner Vernichtung zu bewahren.

Am 24. November 2024 stimmen mehrere Gemeinden im Zürcher Oberland über den Projektkredit für den KEZO-Neubau ab. Die IG Tägernauerholz lehnt den Antrag ab. Begründung: Die Planung basiere auf vielen Unbekannten.

Fernwärmenetz kostenintensiv

Weder der notwendige Gestaltungsplan Revision sei zum jetzigen Zeitpunkt genehmigt, noch seien zeitnahe Abnahmeprojekte von Fernwärme soweit fortgeschritten, dass sie sicher umgesetzt werden könnten. «Ein solches Fernwärmenetz zu realisieren, ist sehr kostenintensiv und bewilligungsanfällig, da es über mehrere Gemeinden erstellt oder durchgeleitet werden soll», schreibt die IG Tägernauerholz in ihrer Mitteilung. «Zur Realisierung braucht es Abnehmer. Die Kehrichtverbrennungsanlagen Winterthur, Hagenholz, Limmattal liegen in der Nähe von grossen Städten. Fernwärme kann in kurzen Wegen genutzt werden. Aufgrund des Standortes der KEZO ist dies nicht der Fall.»

Werde die gelieferte Wärme für den Verbraucher zu teuer, scheiterten solche Fernwärme-Projekte meistens an den Kosten, so die IG weiter. Es stelle sich die Frage: Werden diese Projekte zur Abnahme der Verbrennungswärme überhaupt jemals realisiert?

Kostenangaben «sind Augenwischerei»

Planungskosten von weniger als 10 % der Baukosten seien Augenwischerei und würden nicht der Realität entsprechen. «Die KEZO rechnet mit Planungskosten von etwa 7 %. Die planerischen Leistungen hat die KEZO mit ca. Fr. 150.– pro Stunde hinterlegt, was in der Realität kaum umgesetzt werden kann.» Weder beim Planungskredit noch der Baukostenschätzung sei die Mehrwertsteuer eingerechnet. «Somit werden sich bei beiden Posten die Kosten entsprechend der aktuellen Mehrwertsteuer und Teuerung erhöhen, was zu ganz anderen Zahlen führt, als sie von der KEZO momentan aufgeführt werden.» Es sei somit in diesen Positionen bereits jetzt mit Kostenüberschreitungen zu rechnen.

Könnte die Anzahl KVAs reduziert werden?

Im Kanton Zürich sind fünf Kehricht-Verbrennungsanlagen (KVA) in Betrieb. «Damit diese wirtschaftlich betrieben werden können, wird aktuell zusätzlich Abfall aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland unseren zürcherischen KVAs zur Verbrennung zugeführt», so die IG Tägernauerholz weiter. Auch die KEZO verkleinere ihre Abfallverwertungs-Kapazität von 190'000 Tonnen auf 120'000Tonnen pro Jahr. «Alle KVAs sind in die Jahre gekommen und werden mittelfristig ersetzt oder umfassend saniert.» In diesem Zusammenhang sei abzuklären, ob es Sinn mache, weiterhin fünf Kehrichtverbrennungsanlagen zu betreiben, oder ob die Anzahl der Anlagen reduziert werden könnte, «wenn davon auszugehen ist, dass sich die Abfallmenge gemäss neusten Zahlen, erhoben durch den Kanton, um einen Drittel verringern wird.» Weiter fragt die IG: «Würden die KVAs im Kanton Zürich nur 'Zürcher Abfall' verbrennen, bräuchte es dann die KEZO überhaupt noch?»

Die KEZO sei diejenige KVA mit der schlechtesten CO2-Bilanz, auch wegen fehlendem Gleisanschluss.

Wald soll für Schlacke geopfert werden

Mehr denn je bestehen die KEZO und die ZAV Recycling auf der Realisierung der Deponie im Tägernauerholz (wir berichteten mehrfach). Die IG Tägernauerholz dazu: «Zum ersten Mal soll im Kanton Zürich eine reine Walddeponie realisiert und damit die Büchse der Pandora gegen den Wald geöffnet werden.» Geplant ist, dass sechs Hektaren Wald (10 Fussballfelder) zerstört werden sollen, mitten im Tägernauerholz auf Gemeindegebiet Gossau ZH und Grüningen.

«Wald zerstören ist ein Verbrechen»

Es sei davon auszugehen, dass eine Erweiterung der Deponie-Fläche nach Inbetriebnahme der geplanten sechs Hektaren erfolgen werde. «Wald zerstören in der heutigen Zeit sehen wir als ein Verbrechen. Bis Wald wieder in
seinen ursprünglichen ökologischen Wert zurückkehrt, vergehen mehr als 100 Jahre. Wer bietet uns in dieser langen Zeit Schatten und hilft, unsere Umwelt zu kühlen, reinigt und hält Wasser zurück, bindet CO2?»

Man kämpfe mit allen Mitteln weiter gegen die Abholzung und Zerstörung des intakten Waldes des Tägernauerholzes. «Wir sind überzeugt: Ohne KEZO und ZAV Recycling AG, die diese Deponie betreiben wollen, wird unser Wald, unser Tägernauerholz, geschützt.»

Themen-Dossiers

Weitere Beiträge zu den Themen KEZO und Deponiepläne im Tägernauerholz findest du in den entsprechenden Themen-Dossiers.

Zürioberland24/bt