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Gossau ZH
23.08.2024
23.08.2024 10:48 Uhr

Wegen angehäuften Schulden: Abwassergebühren massiv teurer

Eine Toilettenspülung wird in Gossau ZH 30 Prozent teurer. (Symbolbild)
Eine Toilettenspülung wird in Gossau ZH 30 Prozent teurer. (Symbolbild) Bild: AdobeStock
Die Gemeinde Gossau ZH hat die Abwassergebühren per 1. Januar 2024 massiv angehoben. Grund: eine Verschuldung von rund 10 Millionen Franken. Betroffen sind alle – Immobilien- und Eigenheimbesitzer, Gewerbe und Mieter.

Im Jahr 2023 genehmigte die Gemeindeversammlung von Gossau ZH die Totalrevision der Gebührenverordnung. Damit wurde u. a. ein neues Modell für die Erhebung der Abwasseranschlussgebühren beschlossen. Diese setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem Anteil Schmutzabwasser, einer Basisgebühr pro Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus oder Gewerbe sowie aus einem Anteil Regenabwasser, basierend auf der abflusswirksamen Fläche.

Die Anschlussgebühr ist im Gegensatz zu den Benutzungsgebühren einmalig fällig – es sei denn, es werden Anpassungen vorgenommen wie z. B. eine Dachvergrösserung. Die Benutzungsgebühren hingegen sind jährlich wiederkehrend geschuldete Gebühren für den Betrieb der Kanalisationsanlagen. Auch diese setzen sich aus zwei Teilen zusammen: einer Grundgebühr und einer Mengengebühr. Die Festlegung der Grundgebühr erfolgt aufgrund der Grundstückfläche, die Mengengebühr wird aufgrund des effektiven Wasserverbrauchs (Wasserzähler) festgelegt. Die Gebührenansätze werden vom Gemeinderat festgelegt.

«Der Abwasserhaushalt der Gemeinde Gossau weist eine vergleichsweise überdurchschnittliche Verschuldung von rund 10 Millionen Franken gegenüber dem Steuerhaushalt aus, welche über die letzten Jahr(zehnte) angehäuft worden ist.»
Bauabteilung Gemeinde Gossau ZH

Erhöhung wegen Schulden

Zusammen mit der Gebührenrechnung flatterte im Juli auch ein Infoschreiben in die Briefkästen der Gossauer Liegenschaftsbesitzer. Darin schreibt die Bauabteilung: «Der Abwasserhaushalt der Gemeinde Gossau weist eine vergleichsweise überdurchschnittliche Verschuldung von rund 10 Millionen Franken gegenüber dem Steuerhaushalt aus, welche über die letzten Jahr(zehnte) angehäuft worden ist.» Die anstehenden, zwingend nötigen Investitionsprojekte im Abwasserbereich würden zu einem weiteren Anstieg der Schulden führen. Auch längerfristig müsse davon ausgegangen werden, dass die Werterhaltungsinvestitionen, auch ohne zusätzliche Ausbauten, nicht über die Selbstfinanzierung gedeckt werden könnten. Aufgrund dieser finanziellen Schieflage sehe sich der Gemeinderat daher gezwungen, die Benutzungsgebühren per 1. Januar 2024 anzuheben. Über die Gründe der Verschuldung macht die Bauabteilung in dem Schreiben keine Angaben. 

Verteuerung um 30 Prozent

Die Grundgebühr wird von bisher Fr. 0.19 pro m² Fläche auf Fr. 0.25 angehoben (+31,5%), die Mengengebühr von bisher Fr. 2.70 pro m³ auf neu Fr. 3.50 (+29,6%). «Das ist eine Frechheit», sagt ein Gossauer Immobilienbesitzer geradeheraus. Was ihn ausserdem ärgert: «Als Berechnungsbasis wird die gesamte Grundstücksfläche verwendet, auch wenn die Liegenschaft darauf wesentlich kleiner ist. Das widerspricht der Angabe von 'abflusswirksamer Fläche'. Man bezahlt in Gossau also auch für das Regenwasser, das auf dem Grundstück versickert und gar nicht in die Abwasserleitungen fliesst. Das ist nicht nachvollziehbar und völlig überrissen.»

Die Grundstücksfläche wird nicht nur mit der erwähnten Gebühr multipliziert, sondern zusätzlich noch mit einem Zonenfaktor. «Im Industriegebiet zahlt man, obwohl sehr nahe an der ARA, einen höheren Preis als anderswo in der Gemeinde. Oder man zahlt unterschiedliche Gebühren bei Liegenschaften, die sich direkt gegenüberliegen. In Gossau beträgt die Grundgebühr so je nach Zone bis zu Fr. 1.–/m2, auch dann, wenn das ganze Grundstück keinen Regenwasseranschluss hat.» Auch ärgere ihn, dass die Gebühren in Gossau ZH schon vorher höher gewesen seien als in anderen Gemeinden, wo er ebenfalls Liegenschaften besitzt. Dass es anders geht, zeigen umliegende Gemeinden. In Bubikon beispielsweise werden die Gebühren für Schmutzwasser und Regenwasser separat berechnet – und ohne zusätzliche Faktoren. «Das ist eine faire Lösung », findet er.

Mehrkosten für Mieter

Diese Gebührenerhöhung wird auch die Mieter treffen. Neben den gestiegenen Energiekosten müssen sie jetzt noch fürs Abwasser tiefer in die Tasche greifen.

Zürioberland24 hat der Bauabteilung verschiedene Fragen zum Thema gestellt. Die Antworten findest du hier.

Barbara Tudor