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Grüningen
05.06.2024
06.06.2024 09:41 Uhr

«Die Geschichten sind mir einfach zugeflogen»

Das Schreiben von Märchen und Gedichten ist eine Leidenschaft von Piroska Marczi.
Das Schreiben von Märchen und Gedichten ist eine Leidenschaft von Piroska Marczi. Bild: mg
Sie hat schon unzählige Märchen und Gedichte geschrieben. Jetzt zieht die gebürtige Ungarin Piroska Marczi nach 24 Jahren weg aus Grüningen. Aber natürlich nicht ohne ein neues Märchen zu hinterlassen.

«Manchmal muss ich mitten in der Nacht aufstehen, weil sich so viele Geschichten in meinem Kopf aufstauen und ich diese aufschreiben muss», lacht die 74-jährige Piroska Marczi. Die gebürtige Ungarin wohnt seit 24 Jahren in Grüningen und hat es immer schon geliebt, kurze Märchen, Gedichte und auch Noten für «Zigeunermusik» zu schreiben, wie sie es nennt. Ihr helfe das, sich von traurigen und negativen Gedanken zu lösen.

Seit 51 Jahren in der Schweiz Marczi ist vor 51 Jahren während den Aufständen in Ungarn in die Schweiz geflüchtet. Sie war 23-jährig, allein und auf sich gestellt und konnte schliesslich dank Schweizer Bekannten in der Schweiz Fuss fassen. Sie wurde zuerst in einer Küche angestellt und arbeitete später als Sekretärin beim Schweizerischen Bankverein, bis zu ihrer ersten Schwangerschaft.

Vom Wehrli nach Sattel

Drei Kinder brachte sie zur Welt, wovon eines gesundheitlich stark beeinträchtigt ist und noch heute von Piroska Marczi betreut wird. Von Benglen, wo die Familie zuerst lebte, zogen sie nach Grüningen. Hier, im Wehrli, lebt Marczi noch heute. «Nach meinem Herzinfarkt ist es nicht mehr so einfach. Ich habe Mühe mit dem Gehen und auch der Haushalt ist nicht leicht», sagt sie. Deshalb zieht sie jetzt im Juli nach Sattel zu ihrem Sohn, seiner Frau und den drei Enkelkindern, denen sie jedes Jahr zum Geburtstag ein Gedicht schreibt.

Anstösse für ihre Geschichten geben ihr auch die Kinder. Liebt eines der Enkelkinder Eichhörnchen, schreibt Grossmutter Piroska ein Märchen mit einem Eichhörnchen. Unzählige Märchen für Kinder habe sie schon geschrieben. Manchmal habe sie auch die Märchen der Gebrüder Grimm als Vorlage genommen und etwas Neues daraus gemacht.

Schreiben gegen die Traurigkeit

Das Schreiben helfe ihr auch gegen die Traurigkeit. Ihr Mann sei schon vor 23 Jahren nach Ungarn zurückgekehrt, sei viel gereist und habe die eigenen Bedürfnisse vor die Familie gestellt, sagt Piroska traurig. Vor zwei Jahren sei er gestorben. Traurig macht sie auch das Schicksal ihrer Tochter, die nach einer Hirnhautentzündung mit Epilepsie zu kämpfen hat. Und doch freut sie sich jetzt auf ihre Enkelkinder und viele weitere Ge- schichten. «Der verlorene Brautstrauss ist eines meiner Lieblingsmärchen und ich freue mich sehr, dass es jetzt veröffentlicht wird.» 

Märchen «Der verlorene Brautstrauss» lesen

Martina Gradmann, Redaktion Grüninger Post