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Grüningen
04.05.2024
01.05.2024 11:01 Uhr

Arbeit zugunsten von Mauerseglern

Der Mauersegler mit seinen kurzen Beinchen braucht viel Platz, um wegfliegen zu können.
Der Mauersegler mit seinen kurzen Beinchen braucht viel Platz, um wegfliegen zu können. Bild: AdobeStock
Nach dem verheerenden Schlossbrand in den Siebzigerjahren wurden beim Neubau des Kirchturms im obersten Bereich vier kleine Luken ins Mauerwerk eingelassen, an jeder Ecke eine. Das Ziel war, Mauerseglern eine Nistmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.

Beat Hoffmann vom Stedtli Grü­ningen hat in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, mit einer akustischen Anlage die Mauersegler anzulocken. Da­bei wurden morgens und abends über Lautsprecher die typischen Rufe dieser flinken Dauerflieger – Mauersegler sind fast pausenlos in der Luft – wiedergegeben. Diese Aktion zeigte noch nicht die gewünschte Wirkung.

Nest entdeckt

Vor gut einem Jahr hat der Sig­rist der reformierten Kirche Grü­ningen, Simon Baumann, in der Glockenstube einen leider toten Mauersegler gefunden. Bei näherer Betrachtung fand sich eine Eta­ge darüber, gleich unterhalb des Dachs, ein Nest mit einem klei­nen Ei (Abb. 1). Zusammen mit Iris Scholl, einer Ornithologin von Birdlife Zürich, Simon Baumann und Christian Vogt vom Natur­schutzverein Grüningen fand im letzten Herbst eine Begehung vor Ort statt. Dabei stellte sich heraus, dass es sich beim gefundenen Nest mit dem Ei tatsächlich um das Ge­lege eines Mauerseglers handelte.

Mauersegler brauchen viel Platz, um wegfliegen zu können. Offen­sichtlich hat das Muttertier den Ausgang durch die kleine Luke nicht gefunden. Als es sich mit seinen kurzen Beinen auf dem Bo­den bewegt hat, ist es durch den vorhandenen Aufgang eine Etage tiefer in die Glockenstube gefallen und dort leider verendet.

Auch Fledermäuse im Turm

Es ging nun darum, mit kleinen baulichen Massnahmen die jeweiligen Turmecken mit den Luken und den möglichen Nestern zu schützen, damit sich das Geschil­derte in Zukunft nicht wiederholt. Es gab bei der Begehung Kotspu­ren von Fledermäusen, welche sich offensichtlich auch im Turm auf­halten. Zusammen mit Iris Scholl wurde entschieden, dass eine Konstruktion aus Drahtgeflecht, welche nach oben offen ist, sowohl das Bedürfnis der Fledermäuse als auch die Sicherheit der Mauerseg­ler gewährleistet (Abb. 2).

Diese Arbeiten wurde Anfang Ap­ril 2024 vom Naturschutzverein Grüningen mit Hilfe des Sigrists ausgeführt. Der Transport des Materials bis oben auf den Kirch­turm via eine schmale, senkrechte Leiter war nicht ganz ohne und brauchte zwei Mann und fast vier Stunden (Abb. 3).

Die Lautsprecherinstallation ist wieder montiert, damit die Mauer­segler angelockt werden können. Der Naturschutzverein hofft je­doch, dass nun ein Erfolg verbucht werden kann und sich in naher Zukunft zusätzlich zu den Dohlen auch eine Mauerseglerkolonie im Schloss einrichten wird. Für all­fällige störende Emissionen bittet der Naturschutzverein Grüningen um Verständnis.

  • Abb. 1: Ein kleines Mauerseglernest wurde entdeckt. Bild: zvg
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  • Abb. 3: Der Materialtransport hinauf zum Kirchturm war eine Herausforderung. Bild: zvg
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  • Abb. 2: Konstruktion aus Drahtgeflecht. Bild: zvg
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Infos

 

Sie sind im Sommer kaum wegzudenken: Gruppen von Mauerseglern, die laut rufend hoch über den Häusern ihre Flugkünste zeigen. Oft werden sie für Schwalben gehalten, doch trotz ähnlicher Lebensweise und ähnlichem Aussehen sind sie nicht mit diesen verwandt. Der Mauersegler hat ein bis auf die helle Kehle braunschwarzes Gefieder.

Mit dem stromlinienförmigen Körper, den schmalen, sichelförmigen, langen Flügeln und dem kurzen, gekerbten Schwanz ist der Mauersegler perfekt an das Leben in der Luft angepasst und gehört zu den besten Fliegern unter den Vögeln.

Weitere Infos unter www.birdlife.ch

Naturschutzverein Grüningen