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Grüningen
29.11.2023
01.12.2023 09:57 Uhr

Im «Freihof» geht eine Ära zu Ende

Ueli Braun hat bereits zwei Jahre über die Pensionierung gearbeitet, gemeinsam mit seiner Frau Karin.
Ueli Braun hat bereits zwei Jahre über die Pensionierung gearbeitet, gemeinsam mit seiner Frau Karin. Bild: Martina Gradmann
14 Jahre haben Ueli und Karin Braun das Restaurant Freihof in Grüningen geführt und zum beliebten Treffpunkt im Dorf gemacht. Ende Jahr beenden die beiden ihr Engagement, auch wenn noch keine Nachfolge in Sicht ist.

Eigentlich ist Ueli Braun seit zwei Jahren pensioniert, doch aus Solidarität gegenüber dem Eigentümer hat er sein Engagement im Restaurant Freihof verlängert. «Jetzt ist es auch mal gut», sagt seine Frau Karin, ihr Mann müsse sich jetzt um seine Gesundheit kümmern.

Seit Juni 2009 wirten die beiden im Freihof, davor hatten sie das Restaurant Blume in Bubikon geführt und sich in beiden Betrieben ein treues Stammpublikum aufgebaut. Auch an diesem Freitagmorgen ist der «Freihof» gut besetzt. Geschätzt wird das Lokal als Treffpunkt zum Kaffee und für die währschaften Mittagsmenüs. «Die Mittagessen laufen bei uns nach wie vor gut. Am Abend, zu späterer Stunde, ist es aber eher leer», sagen die beiden, was verschiedene Gründe habe.

«Die Handwerker kommen kaum noch zum Znüni oder Mittagessen.»
Karin Braun

Vereine und Handwerker fehlen

Schon das Rauchverbot und die Senkung der Promillegrenze habe den Restaurants zu schaffen gemacht, Corona habe dann nochmals viel verändert. «Ausser dem Jodelclub kommen die Vereine nur noch sporadisch und auch die Handwerker kommen kaum noch zum Znüni oder Mittagessen», sagt Karin Braun, und fügt an: «Letztendlich sterben uns unsere Stammgäste weg.»

Trotz guter Lage und ausreichend Parkplätzen werde es immer schwieriger, ein Restaurant rentabel zu betreiben. «Alles ist teurer geworden, allein schon die Stromkosten und den Pachtzins muss man auch stemmen können. Wenn dann die Handwerker im eigenen Bauwagen ihren Znüni essen und auch die Vereine  nicht mehr vollzählig zu uns kommen, merken wir das schon», sagt Ueli Braun. «Wenn die Leute sparen, dann meist beim Restaurantbesuch und im Ausgang.»

Beliebte Metzgete und Tatar

Einen Namen geschaffen hat sich der gelernte Metzger mit seiner «Metzgete» und seinem hausgemachten Tatar. Dafür kämen die Gäste von weit her. An solchen Tagen gingen 450 Essen über die Theke. «Ich habe unsere Gäste jeweils über die sozialen Medien eingeladen und musste gar nicht mehr gross Werbung machen», freut sich Braun.

Doch die Arbeit und das ständige Stehen sei auch streng, deshalb müsse er jetzt auch seine Knies operieren lassen. Schwierig sei aber auch die ständige Suche nach Mitarbeitenden, was immer mehr an die Substanz gehe. Auch deshalb wollen die Brauns jetzt die Verantwortung abgeben. «Keines unserer drei Kinder hat etwas mit Gastronomie am Hut, auch wenn sie immer wieder mal eingesprungen sind», erklärt Karin Braun. Jetzt sei es Zeit, loszulassen.

«Jetzt müssen wir erst einmal für die Gesundheit schauen. Aber sicher ist, unsere Gäste werden uns fehlen.»
Ueli und Karin Braun

Nachfolge nicht in Sicht

Wie geht es jetzt weiter mit dem «Freihof»? Vor fünf Jahren hatte der Besitzer des Hauses noch andere Pläne mit einem Erweiterungsbau, weiss Braun. Weil die Kosten die finanziellen Möglichkeiten übertraffen, habe er sich dann für das Restaurant entschieden, das ganze Haus sorgfältig saniert und einen Car-Port gebaut. Nun suche er einen neuen Pächter (Zürioberland24 berichtete). Ein Unterfangen, das sich als nicht ganz einfach herausstellt.

Während in städtischen Gebieten Pop-Ups wie Pilze aus dem Boden schiessen, ist es für Landbeizen wesentlich schwieriger, geeignete Pächter oder Käufer zu finden. Wer Geld habe, kaufe sich kein Restaurant, glauben die Brauns. Die Präsenzzeiten seien hoch, die Arbeit streng und ein angemessener Verdienst sei nur mit sehr viel Eigenleistung zu erreichen.

Ausgehfreudige würden heute viel kurzfristiger und spontaner entscheiden, was die Planung schwierig mache. «Jetzt müssen wir erst einmal für die Gesundheit schauen. Aber sicher ist, unsere Gäste werden uns fehlen.»

Martina Gradmann