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Seegräben
10.11.2023
11.11.2023 18:56 Uhr

Eine Brücke übers Aathal soll verbinden

Bild: Nathalie Meyer
Die beiden Ortsteile Sack und Seegräben mit einer Brücke verbinden? Was nach einem Schildbürgerstreich klingt, wird derzeit sorgfältig durchdacht und geplant. Am 9. November 2023 fand in Seegräben ein Infoanlass zur geplanten Rad- und Fussgängerbrücke unter dem Motto «Vision oder Realität?» statt.

Kurz vor halb acht ist der Buechwäidsaal in Seegräben bis auf die letzten Plätze gefüllt, so dass kurzerhand noch ein paar extra Bänke organisiert werden müssen. Das Thema interessiert.

Von Pendlern bis zum mutigen Ross

Gemeindepräsident Marco Pezzatti eröffnet den Abend mit einem kurzen Rückblick auf den bisherigen Verlauf des Projekts und erinnert, für wen und warum die Brücke gebaut werden soll. «Als wir mit der Diskussion um die Verbindung der beiden Ortsteile Sack und Seegräben begannen, merkten wir schnell, dass sich die beiden Kreten auf gleicher Höhe befinden.» Die Idee einer Brücke war geboren

Profitieren soll davon der Langsamverkehr, also Velofahrer und Fussgänger. Namentlich vor allem Pendler, die mit dem geplanten Lift im Nu von der Brücke unten beim Bahnhof sind, Schüler, die vom Sack nach Seegräben laufen und letztendlich alle Gemeindeeinwohnenen, die das Naherholungsgebiet, den Dorfladen oder auch das Gemeindehaus in Seegräben besuchen. Pezzatti ergänzt freudig: «Auch mutige Rösser dürfen die Brücke überqueren.»

Aus der Utopie wurde zumindest wörtlich schon Realität

Vor ziemlich genau vier Jahren fand bereits einmal eine Infoveranstaltung mit dem fast gleichen Titel «Eine Fussgängerbrücke über das Aatal: Vision oder Utopie?» statt.Verschiedenste Abklärungen wurden seither mit den beiden Planungsfirmen Aschwanden und Partner sowie Rüti und Geoinfra AG getätigt.

Pezzatti erzählt, dass sie entscheidende Hürden hinter sich gelassen hätten. So wurde unter anderem vom Denkmal- und auch vom Naturschutz ein erweitertes Variantenstudium verlangt. «Das Aatal und seine Bauwerke haben mit ihrer reichen Textilindustrie-Geschichte den in der Schweiz höchstmöglichen Schutzstatut. Die Brücke darf zum Beispiel nicht über den denkmalgeschützten Felsenkeller führen. Es will da zwar niemand drin wohnen, aber es muss trotzdem geschützt werden», meint Pezzatti lachend.

Auch Severin Aschwanden Bauingenieur und Geschäftsführer von Aschwanden und Partner, der die Besuchenden des Infoanlasses über die Brückenarchitektur aufklärte, meinte schmunzelnd: «Der Heimat- und Naturschutz möchte am liebsten eine Brücke, die man nicht sieht.»

Nicht zuletzt darum wurde der zuerst geplante Lift-Turm zu einem Aufzug mit aufgelöster Stahlstruktur umgeplant. Die zuerst vorgesehene 40 Meter hohe Treppe wurde zur Erhöhung der Bewilligungsfähigkeit und zur Trauer einiger Anwesenden gänzlich gestrichen. Die nun geplante Hängebrücke, die wie eine Wäscheleine über zwei Pfosten aufgespannt ist, wirkt auf Papier in der Tat filigraner als der vorherige Entwurf.

Der Bund würde mitzahlen

Wo die Brücke genau hinkommt, ist mittlerweile klar. Die Einträge in den regionalen Richt- und in den kommunalen Verkehrsplan seien bereits erfolgt. Dabei entstünden keine neuen Velowege, was einige der Einwohner zunächst befürchteten.

Das Projekt würde sogar durch den Bund mitfinanziert. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms hat der Bundesrat bereits 2.12 Mio. Franken gutgesprochen. Kosten würde das ganze Projekt rund sieben bis siebeinhalb Millionen Franken. Der jährliche Unterhalt wird derzeit auf 20’000 geschätzt.

Damit die Detailplanung weitergehen kann, muss die Gemeindeversammlung Seegräben am 5. Dezember 2023 einem Projektierungskredit von 220'000 Franken zustimmen. Wird dieser angenommen, muss für die spätere Urnenabstimmung ein genauerer Kostenvoranschlag erstellt werden.

Keine Steuererhöhung für Brücke

Dazu brauche es unter anderem Sondagen, erklärt Aschwanden. Die finanzielle Tragbarkeit sei für Seegräben gemäss Pezzatti gegeben und der Gemeinderat habe sich zum Ziel gesetzt, dass keine Steuererhöhung für dieses Projekt nötig sei.

Bereits Ende 2025 möchte man die weiteren Details vorstellen können, um dann bei der Urnenabstimmung ein «Ja» von der Bevölkerung zu erhalten. Die Bauarbeiten müssen bei einer Brücke immer schnell vorangehen, so dass die Brücke nach einem Jahr Bauzeit bereits Ende 2027 eingeweiht werden könne, erklären die beiden.

Für einmal kein Kürbisthema

In der abschliessenden Fragerunde wurden die teils kritischen Fragen der Einwohnerinnen und beantwortet. Obwohl Pezzatti bereits im Infoteil versucht hatte, das heikle Thema Parkplätze schon vorwegzunehmen, indem er versicherte, dass im «Sack» keine neuen Parkplätze vorgesehen seien, kamen erneut kritische Fragen dazu. Im nu landete man dabei auch beim allzeit heissdiskutierten Kürbisthema. Es war offensichtlich, dass viele Einwohner, gerade nach den Szenen in diesem Jahr, genug von der Kürbisausstellung hatten. Die Versammlung bot nochmals Gelegenheit etwas Dampf abzulassen. Pezzatti konterte mit den Worten: «Wäre es nicht schön, wenn wir mal ein Projekt abhandeln könnten, das sich nicht um Kürbisse dreht?»

Dem Projekt zustimmend schliesst er den Abend: «Der Gemeinderat bringt mutige Ideen, ist aber nicht übermütig.»

  • Visualisierung der Fuss- und Radwegbrücke über das Aathal. Bild: Aschwanden & Partner AG
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  • So könnte die Fuss- und Radwegbrücke im Aathal aussehen. Bild: Aschwanden & Partner AG
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Nathalie Meyer