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Seegräben
30.11.2022

Was wurde aus der Unterhose?

Die zwei ausgegrabenen Unterhosen wurden auf ihren Zersetzungsgrad hin untersucht.
Die zwei ausgegrabenen Unterhosen wurden auf ihren Zersetzungsgrad hin untersucht. Bild: Juckerfarm
Im April 2021 hatte Juckerfarm zwei Unterhosen im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Bodenbeschaffenheit vergraben. In fast allen Bereichen sind die Werte gut.

Die Juckerfarm war eine von 880 Teilnehmenden am Projekt «Beweisstück Unterhose». Dieses wollte untersuchen, inwiefern damit Rückschlüsse auf die Bodengesundheit gemacht werden können (Zürioberland24 berichtete).

Verschiedene Kriterien

Zusätzlich zum Abbauversuch wurden weitere Messungen vorgenommen bezüglich Körnung, PH-Wert, Kohlenstoff-, Phosphor- und Kaliumgehalt,
der potenziellen Kationen-Austausch-Kapazität und der Basensättigung, welche alle Indikatoren für die Qualität des Bodens sind.

Die verschiedenen Werte wurden zur Beurteilung des Bodens am besagten Messort in Seegräben vorgenommen. Die Untersuchung in Seegräben schnitt bei fast allen Indikatoren gut bis sehr gut ab, wie Juckerfarm mitteilt.

Bodenlebewesen spielen wichtige Rolle

Die Unterhose war nach zwei Monaten zu 49 % abgebaut. Das entspricht einem durchschnittlichen Wert (Normbereich zwischen 20 und 60 %). Der höchste im Experiment gemessene Abbau betrug 93 %, der tiefste 1 %.

Die Aktivität der Bodenlebewesen spielt also eine massgebliche Rolle dabei, wie rasch fremde Stoffe abgebaut werden. An der gemessenen Stelle waren die Bodenlebewesen durchschnittlich aktiv.

Guter Tonanteil und PH-Wert in Seegräben

Ein weiterer Indikator ist die Körnung. Hier geht es um die Zusammensetzung des Bodens in Bezug auf seinen Ton-, Schluff- und Sandanteil. Es gibt tonhaltige, schwere Böden und sandhaltige, leichte Böden.

Der Tonanteil bei der Juckerfarm lag bei 22 %, ist somit ein «mittelschwerer» Boden und liege im optimalen Bereich. Wenn der Tongehalt höher als 35 % ist (schwerer Tonboden) platzt er bei Trockenheit auf. Ausserdem ist er anfällig für Verdichtung und Staunässe. Eine Durchwurzelung ist schwierig.

Ein zu sandiger Boden mit einem Tonanteil unter 15 % hingegen kann Feuchtigkeit und Nährstoffe nicht so gut speichern. Deshalb ist hier eine Mischung von beidem ideal.

Auch der PH-Wert liege mit 7.2 im optimalen Bereich, so Juckerfarm. Bei einem PH-Wert unter 5.5 (sehr saurer Boden) oder über 7.5 (sehr basischer Boden) müssten Massnahmen ergriffen werden.

Der PH-Wert hat einen Einfluss auf die Nährstoffaufnahmefähigkeit der Pflanzen sowie auf die Aktivität von Mikrolebewesen wie Bakterien und Pilze. Ist der PH-Wert zu hoch oder zu tief, entsteht hier ein Ungleichgewicht.

Organischer Kohlenstoff und Humus

Der Humusgehalt und die Qualität des Humus liegen gemäss Messung in einem vernünftigen Bereich, berichtet Juckerfarm weiter. Mit 5.7 % organischem Kohlenstoff liege Seegräben im guten Mittel zwischen (2 und 10 %). Das C/N-Verhältnis bezeichnet, wie viel Kohlenstoff im Verhältnis zu Stickstoff vorhanden ist. Dieses liege bei 10, optimal ist alles unter 15.

Organische Bodensubstanz entsteht beim Abbau von Wurzeln und deren Ausscheidungen, auf dem Feld belassene pflanzliche Reste, zugeführten Dünger etc. So werden Nährstoffe für die Pflanzen wieder verfügbar gemacht. Humus ist wie ein Schwamm. Je mehr Humus, desto mehr Nährstoffe sind im Boden gespeichert, desto stabiler wiederum ist der Wasser- und Lufthaushalt.

«Zu viel Humus kann es eigentlich nicht geben. Aber nicht jeder Boden hat die gleiche Fähigkeit, Humus zu bilden und zu halten», schreibt Juckerfarm in seiner Mitteilung. Für die meisten Böden sei ein Humusgehalt zwischen 2 und 10 % ein gesunder Wert, mit dem man arbeiten könne.

Kaliumgehalt ausreichend

Kalium ist ein wichtiger Pflanzennährstoff und steuert deren Stoffwechselvorgänge (z.B. Regulierung Wasserhaushalt). Ist zu wenig davon da, kriegen die Pflanzen Mangelerscheinungen wie z.B. welke oder schlaffe Blätter.

Der Kaliumgehalt im besagten Boden sei genügend hoch. Ab 12 mg K/kg ist alles gut, der Wert liegt bei 148 mg K/kg. Hier gilt: Je höher desto besser.

Potenzielle Kationen-Austausch-Kapazität

Der Kennwert beschreibt die Fähigkeit des Bodens, Nährstoffe zu speichern und wieder abzugeben. Die «Nährstoff-Leitfähigkeit», sozusagen. Die Kationen-Austausch-Kapazität hängt sowohl von der chemischen Zusammensetzung wie auch von der mechanischen Beschaffenheit des Bodens ab. Ist sie zu tief, nützen alle vorhandenen Nährstoffe nichts, da sie nicht verarbeitet werden können. Auch hier gilt: Je höher desto besser.

In Seegräben liegt der Kennwert bei rund 46 cmol/kg Boden. Hier sollte der Wert bei mindestens 12 cmol/kg Boden liegen. Sie ist somit ebenfalls genügend hoch.

Basensättigung

Die Basensättigung ist ein weiterer Indikator für die Bodenfruchtbarkeit. Sie zeigt an, wie viele «Andockstellen» an Tonmineralien von basischen Nährstoffen anstelle von Wasserstoff belegt sind. Je mehr basische Nährstoffe, desto besser. Der Wert liegt bei 89 % (alles über 80 % ist optimal).

Phosphorgehalt nicht zufriedenstellend

Phosphor ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. Zu wenig ist also nicht gut. Der Boden kann aber auch zu viel Phosphor enthalten. Das ist nicht gut für gewisse Pilze im Boden, die wiederum bei der Nährstoffübertragung helfen würden. Phosphor, der ausgewaschen wird ist zudem nicht gut für die Umwelt, wenn es in Gewässer gelangt.

Das ist gemäss Juckerfarm der einzige Wert, der an der untersuchten Stelle nicht zufriedenstellend gewesen sei. Der Phosphorwert lag mit 10 mg P/kg Boden deutlich höher als der optimale Bereich (0.6 – 3 mg P/kg). Das heisst, dass der Boden bisher überdüngt war. «Hier muss sich was ändern», schreibt Juckerfarm.

Auch interessant:

> «Unterhosen beweisen gute Böden in Gärten» (Beitrag auf Zürioberland24 vom 28.9.22)

Zürioberland24