Von 2011 bis 2021 hat die Anzahl Schülerinnen und Schüler in der obligatorischen Schule im Kanton Zürich um knapp 25 000 Kinder zugenommen – ein Wachstum um 16,6 Prozent. Kein anderer Kanton in der Schweiz habe solche Werte, sagte Regierungspräsident Ernst Stocker kürzlich anlässlich der GV des Gemeindepräsidentenverbandes.
Er erwähnte auch, dass diese Zunahme der Schülerzahlen auch grosse Herausforderungen und Lasten für die Gemeinden bringe. Die Schülerzahl zu prognostizieren, ist ein sehr schwieriges Unterfangen und abhängig von vielen Parametern. Durch die Einheitsgemeinde kann der Gemeinderat jedoch diese Aufgabe besser meistern, da neben den Zahlen der Einwohnerkontrolle mit den An- und Abmeldungen auch zukünftige bauliche Informationen einfliessen, was für eine genauere Prognose bedeutsam ist. Dennoch bleibt immer eine Ungewissheit bestehen, dessen ist sich der Gemeinderat bewusst.
Hat man vorschnell eine Erhöhung ins Auge gefasst und vorhandene Kapazitäten zu wenig geprüft?
Karin Jeber: Wir haben mit der Liegenschaftenverwaltung sämtliche Liegenschaften sorgfältig geprüft und Möglichkeiten diskutiert. Allerdings wären dazu grössere Umbauten nötig gewesen, z. B. in Wohnungen. Zudem ist der Schulbetrieb durch die Bildungsdirektion stark reglementiert.
Wir können unseren Schulbetrieb nicht einfach nach unserem Gutdünken organisieren, sondern müssen Richtlinien befolgen. Zudem würde ein dezentraler Schulbetrieb vieles nach sich ziehen und viel Geld kosten – beispielsweise, wenn Personen den Wechsel von Kindern zwischen den Schullokalitäten begleiten müssten.
Die Schulraumplanung ist jedes Jahr ein Grossprojekt. Neben den verschiedenen Belegungen durch Gruppenschulungen, welche in der heutigen Zeit im Lehrplan fix vorgeschrieben sind und zu heutigen Lernformen gehören, müssen auch Räume für sonderpädagogische Massnahmen zur Verfügung stehen. Glauben Sie mir, es ist ein «Hosenlupf» der Sonderklasse. Wir sind bereits heute am oberen Limit, die Klassenlehrpersonen müssen flexibel sein. Beim heutigen Lehrermangel ist es entscheidend, dass man auch als Arbeitgeber hinter den Arbeitsplätzen stehen kann und ein angemessenes Lern- und Arbeitsklima schafft – sowohl für die Lehrpersonen als auch für die Schüler:innen. Motivierte Lehrpersonen sind auch ein Gewinn für den Lernerfolg.
Wie präsentiert sich die Kostenseite? Worauf hat der Gemeinderat Wert gelegt bei der Aufstockung?
Die Aufstockung soll primär Schulraum generieren, was wir mit den vier Schulräumen und drei Gruppenräumen auch ausgeschöpft haben. Ein Kostentreiber ist die Lüftung, welche im Aussergass 3 bisher fehlt. Die Coronajahre haben uns jedoch gezeigt, dass das Raumklima ein wichtiger Faktor ist, der beim Bau des Schulhaustraktes noch nicht so im Fokus war. Wir können nun bestehende technische Teile der Küchenlüftung nutzen und werden die obersten Schulräume und solche im untenliegenden Stockwerk nachrüsten. Durch bauliche Massnahmen haben wir im dritten Stock auch die Fensterflächen verkleinert, sodass die heutige Wärmeentwicklung reduziert werden kann – ein Punkt, der von vielen kritisiert wurde.
Was wir jedoch nicht machen werden, ist, das ursprüngliche Konzept der Liegenschaft – diese Transparenz und Offenheit, die man vor fünf Jahren angestrebt hat und die von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gutgeheissen wurde – vollständig zu verändern.
Zudem haben sich die Schulleitung und ein Lehrerausschuss auch der Inneneinrichtung angenommen und mit kritischem Blick beurteilt, was nötig ist und was nicht. So konnten wir eine zeitgemässe Infrastruktur einplanen und dennoch Kosten sparen.