Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Grüningen
25.08.2022
25.08.2022 13:45 Uhr

Kunststoff sammeln – Hauskehricht verringern

Der gesammelte Kunststoff wird zu Ballen gepresst und zum Kunststoff-Recycler gebracht, wo er zu Granulat verarbeitet wird, mit dem Neues entstehen kann.
Der gesammelte Kunststoff wird zu Ballen gepresst und zum Kunststoff-Recycler gebracht, wo er zu Granulat verarbeitet wird, mit dem Neues entstehen kann. Bild: Adobe Stock
Bereits seit Anfang 2022 können die durchsichtigen Kunststoffsammelsäcke auch auf der Gemeinde Grüningen bezogen werden. Das Sammeln von Kunststoffverpackungen in den separaten Säcken entlastet den Hauskehricht um bis zu 50 Prozent.

Kunststoffsammeln ist in aller Munde und wird auch in den Medien breit diskutiert. Kunststoffverpackungen sind weit verbreitet und finden sich vor allem als Verpackungsmaterial von Lebensmitteln, beispielsweise bei Fleischkäufen oder als Folienverpackung von Gemüse und Früchten. In der Schweiz werden zirka 125 Kilogramm Kunststoffe pro Kopf und Jahr verbraucht. 45 Kilogramm, also rund 40% davon, sind Verpackungen.

Verfolgbare Stoffströme

Es gibt diverse Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein stoffliches Recycling und damit eine Separatsammlung ökologisch wie auch ökonomisch sinnvoll ist. Im Ausland werden zwar oft alle Arten von Plastik gesammelt, allerdings werden diese dann zu grossen Teilen thermisch und nicht  stofflich verwertet, weil gewisse Kriterien nicht erfüllt sind. In der Schweiz werden nur ausgereifte, pragmatische Lösungen umgesetzt: Dies dauere zwar länger, ergebe jedoch einen qualitativ höheren Standard, wie Swissrecycling mitteilt. Ein sehr wichtiger Aspekt sind die Stoffströme, welche  sowohl transparent als auch verfolgbar sein müssen. Seit Februar 2021 hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) nun mit einer Kooperationsvereinbarung mit verschiedenen Institutionen im Bereich Abfallsammlung die nötige Basis geschaffen, um die Nachverfolgbarkeit und  damit Kontrolle dieser Kunststoffströme sicherzustellen, und empfahl den Gemeinden, Kunststoffsammlungen zu forcieren.

«Wir haben mit der Sammlung bereits vor zehn Jahren begonnen, als das Thema noch kaum wahrgenommen wurde.»
Rolf Aebersold, Betriebsleiter bei der J. Grimm AG

Noch nicht alle Gemeinden sammelwütig

Für die J. Grimm AG, welche für die Gemeinden Oetwil und Grüningen die Sammelstelle betreibt, ist Kunststoffsammeln nichts Neues. «Wir haben mit der Sammlung bereits vor zehn Jahren begonnen, als das Thema noch kaum wahrgenommen wurde», erklärt Betriebsleiter Rolf Aebersold. «Kunststoff ist tatsächlich ein grosses Problem für die Umwelt, daher haben wir früh begonnen, uns damit auseinanderzusetzen.»

Gesammelt und gepresst

Die Gemeinde Egg sammelt bereits seit einigen Jahren Kunststoffe separat, jedes Jahr werden es rund vier Tonnen mehr. Bei einem Gewicht von 4,5 Kilogramm pro gefüllten 110-Liter-Sack ist das eine grosse Menge. Rolf Aebersold dazu: «Auf den Hauptsammelstellen der Gemeinden werden die gefüllten Kunststoffsammelsäcke jeweils in 36-Kubikmeter-Mulden gesammelt. Wir holen sie ab und bringen sie nach Bubikon in unser Werk. Dort werden die Säcke zu grossen Ballen gepresst und zum Kunststoff-Recycler geliefert, wo der Kunststoff sortiert, gewaschen und zu Granulat verarbeitet wird. Dieses kann wiederum in verschiedensten neuen Produkten wiederverwendet werden, beispielsweise in Rohren, Giesskannen,  Transportkisten, Folien oder Flaschen. «Somit ist der Stoffkreislauf geschlossen und man erhält ein Maximum an Wiederverwertbarkeit dieser kritischen Stoffe.»

Ein stark kontrollierter Prozess

«Mit der Sicherheit durch den Kanton, dass die Sammelströme kontrolliert werden, haben wir das Sammeln nun auch eingeführt», sagt Cécile Oberholzer, Bereichsleiterin Gesundheit bei der Gemeinde Grüningen. Rolf Aebersold bestätigt, dass die jährliche Betriebsbewilligung ein intensives Controlling in allen Bereichen nach sich ziehe. «Die jährliche Betriebsbewilligungspflicht ist ein stark kontrollierter Prozess – wir müssen alles detailliert belegen. Daher können wir auch mit gutem Gewissen dahinterstehen.»

«Mit der Sicherheit durch den Kanton, dass die Sammelströme kontrolliert werden, haben wir das Sammeln nun auch eingeführt.»
Cécile Oberholzer, Bereichsleiterin Gesundheit bei der Gemeinde Grüningen

Erfolgreicher Selbstversuch

Die zuständige Gemeinderätin Susanne Gutknecht hat vor der Einführung einen Selbstversuch mit Kunststoffsammeln gestartet und ist überzeugt davon. «Ich schaue eigentlich beim wöchentlichen Einkauf darauf, möglichst wenig Dinge zu kaufen, die in Kunststoff verpackt sind.» Dennoch sei  der 35-Liter-Sack jeweils im Nu gefüllt gewesen. «Das hat mir zusätzlich die Augen geöffnet. Die Trennung von Plastik hilft, im Alltag noch mehr darauf zu achten, wie man konsumiert.» Dass der normale Hauskehrichtsack nun nicht mehr so schnell voll ist, sieht Gutknecht als positiven Nebeneffekt.

Auch Rolf Aebersold hat vor Jahren einen Selbstversuch gemacht und bestätigt die Beobachtungen. Sein Tipp: «Es ist wichtig, dass man nicht alles sauber auswäscht und damit unnötig Energie verbraucht. Auch unsere Abläufe beim Sammeln sind so ausgelegt, dass wir möglichst ökologisch und sinnvoll sammeln. Erst so ergibt es Sinn.»

Gut zu wissen

Diese Kunststoffe können im Sammelsack entsorgt werden:

Milch-/Rahmflaschen, Joghurt-/Plastikbecher, Kunststoffbehälter, Plastikflaschen und -säcke, Food-Verpackungen, Kunststoffgegenstände wie Spielzeug, Schrumpffolie, Verpackungsmaterial usw.

Nicht in den Sammelsack gehören: PET-Flaschen, Tetra-Verpackungen, Kabel, Schläuche usw.

Eine Rolle mit 35-Liter-Säcken gibt’s für Fr. 16.–. 60-Liter-Säcke kosten Fr. 22.–, 110-Liter Säcke kosten Fr. 38.–.

www.grueningen.ch

Susanne Gutknecht / Zürioberland24