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Dürnten
11.03.2022

Eine gemeinsame Leidenschaft sind Nähmaschinen

Bild: Martina Gradmann
Roni Schmied und Tino Jaun führen gemeinsam das Nähmaschinen-Museum an der Walderstrasse in Dürnten. Während der Antikschreiner Schmied vor allem seiner Sammlerleidenschaft nachgeht, bringt Jaun Struktur und Übersicht in das Museum. Die beiden verbindet die Leidenschaft für Nähmaschinen und noch einiges mehr.

Das Haus an der Walderstrasse 202 in Dürnten diente früher als Fuhrmannshaus der gegenüberliegenden Seidenspinnerei und beherbergt heute Zeitzeugen der textilen Industrie. «Nähen war immer schon enorm wichtig, auch bei der Besiedlung von anderen Ländern, denn ohne Kleider ging gar nichts», erklärt Tino Jaun, Co-Leiter des Nähmaschinen-Museums. Es hätte deshalb schon früh Bestrebungen gegeben, die aufwändige Handarbeit des Nähens zu automatisieren. Die Nähmaschine sei denn auch das erste technische Massenprodukt gewesen und habe die Metallverarbeitung und Feinmechanik auf ein ganz anderes Level gehoben.

Raritäten in Dürnten

Zeugen dieser ersten Entwicklungen sind auch im Museum zu bestaunen, darunter die Original Singer Nr. 1 aus dem Jahr 1853 oder die älteste Schweizerin der Marke Rebsamen. Erzählt werden aber auch Geschichten wie diejenigen der «Unanständigen» oder der automatischen Nähmaschine von Caroline Garcin.

Die vielen reich verzierten Maschinen machen deutlich, dass eine Nähmaschine früher auch ein Prestigeobjekt war.

  • Im Nähmaschinen-Museum sind Zeitzeugen der textilen Industrie zu bewundern. Bild: Martina Gradmann
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  • Ein älteres Schweizer Modell, allerdings nicht das älteste. Bild: Martina Gradmann
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  • Der Löwe in Form einer Nähmaschine zeigt, dass Nähmaschinen auch Prestigeobjekte waren. Bild: Martina Gradmann
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Gemeinsam einen Traum realisiert

Seit 2000 ist das Haus im Besitz von Roni Schmied, der als selbständiger Antikschreiner und Restaurator arbeitet und schon immer den Traum vom eigenen Museum hatte. «Zuerst hat es mir Angst gemacht, das grosse Umbauprojekt, die Baustelle und das riesige Lager», lacht Tino Jaun, der mit Schmied seit 13 Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft lebt.

Roni sei ein leidenschaftlicher Sammler und darin schon fast ein bisschen masslos. Er selbst sei in einem kleinen Haus aufgewachsen, wollte immer minimalistisch leben, wobei auch er die Wertschätzung für alte Dinge, diese in Stand zu stellen und zu bewahren, teile. «Von den Nähmaschinen habe ich mich jedenfalls komplett anstecken lassen, vielleicht bin ich ja doch auch ein Sammler.»

Roni, der bereits als Junge seine erste Nähmaschine vor der Entsorgung gerettet hatte, war schon immer fasziniert von Nähmaschinen, was vielleicht auch mit dem Beruf des Vaters als Feinmechaniker zu tun hat. «Meine Eltern hatten keine Freude, als ich meine erste Maschine nach Hause schleppte. Von meiner damaligen Nachbarin musste ich mir die Funktion zuerst erklären lassen.»

«Ich war fasziniert von diesem Werkzeug und Kunstobjekt und habe schnell eine Liebe zu Antiquitäten entwickelt.»
Roni Schmied, Nähmaschinen-Museum

«Wir sind ein Paar und stehen dazu»

Die Liebe hat er auch mit seinem Partner Tino gefunden, mit dem er das Haus über Jahre gemeinsam aufwändig umgebaut und in ein Museum verwandelt hat. Das gemeinsame Projekt hat die beiden zusammengeschweisst und während Schmied weiterhin Nähmaschinen und Antiquitäten sammelt, konnte Jaun seine Kreativität in der Gestaltung und methodischen Umsetzung des Museums einbringen. Als ehemaliger Lehrer möchte er zudem Wissen vermitteln und weitergeben und hat deshalb für Schulen Unterrichtsmaterial für den Handarbeitsunterricht zusammengestellt.

Die beiden harmonieren nicht nur als Paar, sie haben sich im vergangenen September auch öffentlich für die «Ehe für alle» eingesetzt und einer grossen Tageszeitung ein Interview gegeben. «Wir wussten nicht, was das für Folgen für uns haben würde, zumal die Stimmung hier auf dem Land ganz anders war als in den Städten», sagt Jaun. Sie seien dann allerdings überrascht worden von den vielen positiven Feedbacks und der deutlichen Zustimmung in Dürnten. «Das hat uns sehr gefreut.»

«Wir wussten nicht, was das für Folgen für uns haben würde, zumal die Stimmung hier auf dem Land ganz anders war als in den Städten.»
Tino Jaun, Nähmaschinen-Museum

Verkaufsladen mit Antiquitäten

Während der obere Teil des Gebäudes das Nähmaschinen-Museum beherbergt, haben die beiden im unteren Teil einen Verkaufsladen mit Antiquitäten eingerichtet. Denn hin und wieder müssen auch die passionierten Sammler Stücke weiterziehen lassen.

Die schönsten und seltensten Stücke werden aber weiterhin im Nähmaschinen-Museum zu bewundern sein, und wenn möglich möchten die beiden dieses noch vergrössern.

Weitere Informationen: www.naehmaschinen-museum.ch

  • Ein eingespieltes Team: Roni Schmied (stehend) und Tino Jaun vom Nähmaschinen-Museum Bild: Martina Gradmann
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  • Eine Fundgrube für schöne Dinge, der Verkaufsladen im Unterschoss des Museums. Bild: Martina Gradmann
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  • Sie sind ein Paar und stehen dazu, deshalb hängt auch die Regenbogenfahne am Haus. Bild: Martina Gradmann
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Martina Gradmann