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Gossau ZH
26.08.2021
26.08.2021 11:27 Uhr

Ein Gossauer will im Autorennsport durchstarten

Kevin Aebi aus Gossau hat grosse Ziele.
Kevin Aebi aus Gossau hat grosse Ziele. Bild: zvg
Der 16-jährige Kevin Aebi aus Gossau ZH hat ein spannendes Motorsport-Hobby. Doch nicht nur das. Seit 2019 fährt er in der SimRacing Profiliga mit und seit kurzem auch in echten Rennautos auf realen Strecken. Zürioberland24 hat ihn zum Interview getroffen.

Kevin Aebi absolviert gerade seine Matura. In seiner Freizeit dreht sich beim 16-Jährigen aber alles um Geschwindigkeit. Als Nachwuchsfahrer in der SimRacing Profiliga konnte er bereits Erfolge feiern. Seit kurzem trifft man ihn auch auf echten Rennstrecken an. Wir haben den zielstrebigen Kevin zum Gespräch getroffen, um mehr über seine Leidenschaft und seine Ziele im Autorennsport zu erfahren.

Zürioberland24: Kevin, du bist ein begeisterter Autorennfahrer. Auf welcher Rennstrecke trifft man dich an?

Bei mir zu Hause im Zimmer und gleichzeitig überall auf der Welt (lacht).

Das musst du mir genauer erklären…

Ich fahre zurzeit hauptsächlich SimRacing Serien. Das heisst, ich sitze in meinem Simulationsauto und fahre am Bildschirm. Das ist allerdings viel realistischer, als es klingt.

Was muss man sich darunter vorstellen?

Beim SimRacing geht es darum, den echten Automobilsport möglichst detailgetreu zu simulieren. Dies geschieht in einem sogenannten Renn-Simulator, bestehend aus einem Fahrzeug und einem Bildschirm mit Rennsoftware.

Du sitzt also in einem nachgebauten Auto und fährst auf einer virtuellen Strecke.

Genau. Es ist allerdings etwas mehr als das. Das virtuelle Auto ist genau gleich aufgebaut wie ein echtes Fahrzeug. Auch das Feeling für den Fahrer wird so nah wie möglich an ein echtes Rennen nachgestellt. Muss man zum Beispiel stark bremsen, zieht sich die Sicherheitsgurte zurück. Oder  touchiert man eine Bande, sind die Vibrationen am Lenkrad und in der Pedalerie zu spüren. Bei einem Unfall muss man ebenfalls einen Boxenstopp einbauen, um allfällige Schäden zu reparieren. Das geschieht alles in Echtzeit.

Fährst du auch Rennen gegen andere?

Klar, um das geht es hauptsächlich. Allerdings muss man sich für diese Rennen qualifizieren. Ich bin seit 2018 bei «Racing Unleashed» dabei, einer internationalen Rennserie. Dort trainiere ich und fahre regelmässig Rennen.

Kann dort jeder mitmachen?

Grundsätzlich schon. Man startet in der Amateurliga und hat dann die Möglichkeit, durch einen Vertrag mit «Racing Unleashed» in die Profiliga aufzusteigen. Ich habe es in diesem Jahr in die Profiliga geschafft. Um an einem Rennen teilnehmen zu können, muss ich mich für einen der 21 Startplätze qualifizieren.

Ein Rennen im Simulator stelle ich mir einsam vor. Fehlt da nicht das Publikum?

Die Rennen werden von TV-Sendern live auf Kanäle wie YouTube und Twitch übertragen, wo die Zuschauer das Rennen live mitverfolgen können. Das sind teilweise über 50’000 Leute. Auch gibt es direkt nach dem Rennen Live-Interviews mit den Fahrern. Ich bin also nicht alleine (schmunzelt).

«Ich will es in den Profirennsport schaffen.»
Kevin Aebi

Eine Menge Zuschauer! Grund, um nervös zu sein?

Manchmal schon. Darum schaue ich vor dem Rennen fast nie nach, wie viele Leute gerade zuschauen. Andererseits kann es auch eine Motivation sein, ein gutes Rennen zu fahren.

Viele Sportler haben vor einem wichtigen Rennen oder Wettkampf ein Ritual. Du auch?

Ich höre vor einem Rennen immer Musik und habe zwei Playlists dafür zusammengestellt. Eine für das Qualifying und eine für das Rennen selber. Ausserdem steige ich immer von links in meinen Simulator ein.

Wie muss man sich so ein Rennen vorstellen?

Sie sind identisch wie auf der realen Strecke. So gibt es zum Beispiel 6-, 12- und 24-Stunden-Rennen, bei denen nicht nur in Echtzeit (Zeitzone) gefahren wird. Auch die Wetterbedingungen des Austragungsortes werden simuliert. Regen zum Beispiel sehe ich dann auf dem Bildschirm. Auch die Strassenverhältnisse werden angepasst und müssen vom Fahrer berücksichtigt werden. Boxenstopps dauern gleich lange wie bei echten Rennen.

Wie bist du zu diesem Sport gekommen?

Ich habe immer schon gerne Formel-1-Rennen auf der Playstation gespielt. Ausschlaggebend war aber ein Besuch auf der Game-Messe «Fantasy» in Basel, zusammen mit meinem Gotti. Dort habe ich mich am Stand von «Racing Unleashed » zum ersten Mal in einen Simulator gesetzt und es scheinbar sehr gut gemacht. Die Leute dort meinten, ich solle das weiterverfolgen. Sofort habe ich angefangen zu trainieren, was sich ein Jahr später ausgezahlt hat. Mein erstes Rennen 2020 beendete ich auf dem dritten Platz. Im Endresultat der Schweizermeisterschaft erreichte ich ebenfalls Platz 3 – als jüngster Teilnehmer überhaupt.

Wow, gratuliere! Hat man dich da entdeckt?

Bei einem 12-Stunden-Rennen ist mein heutiger Manager auf mich aufmerksam geworden. Er kümmert sich um alles, beispielsweise um meine Sponsoringverträge, was neben dem eigentlichen Fahren wichtig ist. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie wichtig sind Sponsoren?

Sponsoren sind extrem wichtig, denn allein die ganze Ausrüstung ist sehr teuer. Da ich viel trainieren muss, habe ich auch zu Hause einen Simulator. Ich habe heute mit «Fanatec» und «Track Racer» zwei Sponsoren, die das finanzieren. Ohne sie würde das alles nicht funktionieren. Je mehr Sponsoren, desto besser.

Möchtest du auch mal auf eine echte Rennstrecke?

Unbedingt! Das ist der zweite Teil am Rennsport, den ich mittlerweile ausübe. Seit diesem Jahr darf ich die ersten Testfahrten mit einem Fahrzeug der Klasse TCR auf echten Rennstrecken fahren. Hierfür habe ich die sogenannte D-Lizenz, damit das möglich ist. Ausserdem muss ich mich  jährlich einer ärztlichen Kontrolle unterziehen, wo geprüft wird, ob man körperlich in der Lage ist, ein Rennauto zu fahren.

«Angst sollte man auf keinen Fall haben.»
Kevin Aebi

Was wird überprüft?

Es wird u.a. die Reaktionsfähigkeit gemessen, die beim Rennsport enorm wichtig ist. Auch schaut man, ob ein Fahrer genügend Kraft hat. Wenn man mit 250 km/h auf eine Kurve zusteuert, braucht es viel Kraft, nämlich 150 kg, um zu bremsen. Aus diesem Grund mache ich viel Ausdauersport und Krafttraining und halte mich an einen Ernährungsplan. Das ist wichtig, damit man bei Langstreckenrennen durchhält.

Wo war dein letztes Rennen und wo steigst du als nächstes ins Rennauto?

Mein letztes virtuelles Rennen war am Hockenheimring, wo ich dominierte. Es brachte meine 18. Gold-Medaille in diesem Jahr ein, worüber ich sehr stolz bin. Mein Ziel anfangs Jahr waren 20 Siege. Mein nächstes virtuelles Rennen wird am Red Bull Ring sein.

Fährt die Angst mit?

Wer Angst hat verliert und sollte auf keinen Fall in einen Rennwagen steigen. Klar gibt es gewisse Risiken und Gefahren, aber die Fahrzeuge und Strecken sind so gut ausgerüstet, dass es für die Mechaniker auf der Rennstrecke fast gefährlicher ist als für die Fahrer.

Was sagen deine Eltern zu deinem Hobby?

Das Fahren im Renn-Simulator war für sie total okay. Seit ich auf der echten Rennstrecke fahre, macht sich meine Mutter klar mehr Sorgen. Sie musste sich erst daran gewöhnen, dass ich mit 16 bereits oft auch in anderen Ländern unterwegs bin. Sie unterstützt mich aber wo immer sie kann.

Was sind deine Ziele?

Ich will es in den Profirennsport schaffen. Ich möchte meine Reichweite allerdings nicht nur nutzen, um mir ein schönes Leben zu finanzieren, sondern auch aktiv helfen. Ich unterstütze bereits jetzt Tierschutz-Organisationen wie das «Shark Project».

Wenn du dir morgen ein Auto kaufen könntest, welches wäre das?

Bestimmt ein lautes und schnelles! Einen Ferrari zum Beispiel (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch!
Wir von der Redaktion sind beeindruckt, wie zielstrebig Kevin dieses spannende und zeitaufwändige Hobby nebst seiner Ausbildung bewältigt. Wir wünschen ihm im Simulator wie auch auf der realen Strecke allzeit gute Fahrt und viel Erfolg.

Kennst du ein Nachwuchstalent im Bezirk Hinwil, das auch bereits sportliche Erfolge gefeiert hat oder anderweitig hoch hinaus will? Gib uns einen Tipp auf redaktion@zuerioberland24.ch

  • Kevin Aebi aus Gossau ZH Bild: zvg
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  • Kevin Aebi in der Box von der Rennstrecke in Monza. Bild: zvg
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Über Kevin Aebi

Geboren am 23. April 2005. Kevin Aebi ist in Gossau ZH aufgewachsen und besuchte dort die Primar- und Oberstufe.

Instagram: Kevin.aebi.Racing
Facebook: KevinAebiracing

Für Sponsoring:
kevin.aebi@bluewin.ch und wegmann.sascha@gmx.ch (Manager)

Isabella Schütz