Lange Zeit waren Lesen und Beten die einzigen Anforderungen, die an die Schule gestellt wurden, eine allgemeine Schulpflicht bestand nicht. Erst 1831/32 leitete das neue Schulgesetz die Trennung von Schule und Kirche ein, die Oberaufsicht hatte aber immer noch der Pfarrer. Wie es damals in ihrer Schule zu und her ging, können sich die heutigen Jugendlichen des Zentralschulhauses kaum mehr vorstellen. Nicht nur drängten sich unzählige Schülerinnen und Schüler in einem Raum dicht an dicht, es herrschte Zucht und Ordnung. Bei Strafen kam auch schon mal die Rute zum Einsatz.
Ein Liebesgeschichte rund um ein Schulhaus
Theaterstück zur 100-jährigen Geschichte
Das Theaterstück, das sich der 100-jährigen Geschichte des Zentralschulhauses widmet, beginnt in der Neuzeit auf dem Pausenplatz im Jahr 2021. «Alle scharen sich um den neuen Schüler und coolen Amerikaner Nando. Nur die Schülerin Anna nervt sich und findet ihn einen eingebildeten Typen. Nach einem Streit zwischen Anna und Nando müssen beide als Strafe unter den Kirschbäumen jäten. «Dort machen sie einen unerwarteten Fund, der sie auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt, zu einer längst vergessenen Liebesgeschichte zwischen dem reichen Mädchen Susanna aus dem Stedtli und dem armen Bauernjungen Ferdi aus Itzikon», beschreibt Mirjam Sackmann den Einstieg in das Stück.
Ein Stück, dass Jugendliche einbezieht
Die Lehrerin, die als Heilpädagogin an der Schule Grüningen arbeitet und auch das Freifach Theater vermittelt, hat in den Archiven der Heimatschutzgesellschaft gestöbert, alte Jahrhefte gelesen und daraus ein Stück zur Geschichte des Schulhauses entwickelt.
Vieles im Stück sei historisch belegt, und einige Zitate von bekannten Persönlichkeiten habe sie in Protokollen gefunden. Die Geschichte des Zentralschulhause dreht sich um den bildungspolitischen Aufbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, welcher die kleinen Dorfschulen an ihre Grenzen brachte. In Grüningen gab es damals drei verschiedene Schulgemeinden, deren Vereinigung ein langes Hin und Her vorausging. Als 1916 die Vorlage endlich abstimmungsreif war und von den Grüningern (Stedtli) und Binzikern begrüsst wurde, lehnten die Itziker die Vorlage ab. «Wir wollen diese neumodische Schule nicht», sagt es eine Schülerin im Stück. Tatsächlich befürchteten die Itziker nichts mehr zu sagen zu haben und einen Anstieg der Kosten.
Kantonsrat verordnet die Vereinigung
Weil man sich nicht einigen konnte, ordnete 1917 dann schliesslich der Kantonsrat die Vereinigung an. Auch das Feilschen um den richtigen Bauplatz, das im Stück witzig gezeigt wird, ist historisch belegt. Am 24. Juli 1921 konnte das neue Zentralschulhaus dann doch in Binzikon eingeweiht und bezogen werden. «Das Stück handelt von der Zeit, als noch die Wetzikon-Meilen-Bahn durchs Stedtli ratterte und die wichtigsten Männer der Herr Pfarrer und der Herr Lehrer waren», erzählt Sackmann. Allein die rührende Liebesgeschichte von Susanna und Ferdi ist sehenswert und auch der historisch belegte «Susanna»-Tag (siehe Box) kommt darin vor.
Gekonnt hat Sackmann den Bogen zurück in die Neuzeit geschlagen und bringt die Geschichte zu einem unerwarteten Ende. An der nächsten Hauptprobe wird das ganze Stück gefilmt und im Oktober auf der Bühne der Mehrzweckhalle gezeigt. Für die Eltern sind drei Aufführungen im Juli geplant.
Der Susanna-Tag
Ein typischer Vertreter der bildungsfreundlichen Schicht war Heinrich Stadtmann, der in der ersten Schulpflege neben dem Pfarrer als Vizepräsident amtete. Heinrich Stadtmann regte 1803 im Stedtli ein Schulfest mit Examen an, bei dem die besten Schüler ausgezeichnet wurden. Finanziert wurde das Fest aus den Zinsen. Das Schulfest fand jeweils am 12. Februar statt, dem Namen und Todestag, der im Alter von 12 Jahren verstorbenen Tochter.