Was die SBB in Bubikon plant, ist riesig: 10 Abstellgleise mit einer Gesamtlänge von 4,4 Kilometern und eine Service-Halle von 150 Meter Länge, sollen auf 80'000 Quadratmetern Kulturland gebaut werden. Widerstand regt sich nicht nur von Direktbetroffenen. Ein Augenschein auf dem 20 Fussballfelder grossen Landstück zeigt, warum.
Begehung vor Ort
Begleitet werden wir auf unserer Begehung von Nicole Fritschi, Koordinatorin der IG Pro Brach Fuchsbühl, die sich intensiv für den Erhalt von Natur, Kulturland und Existenzgrundlagen einsetzt, und Daniel Rohr, Schauspieler und Leiter des Theaters Rigiblick, der seit einigen Jahren in Bubikon wohnt. «Das betroffene Gebiet ist gigantisch», betont Rohr und zeigt auf den Hügel hinunter bis zu einem kleinen Bachlauf. Wir laufen durch eine Wiese und folgen dem einspurigen S-Bahn-Gleis auf einem Weg, der auf der anderen Seite von einer grossen, durchmischten Hecke begrenzt wird. «Solche Hecken bieten Vögeln und Insekten Unterschlupf und sind enorm wertvoll für unser Ökosystem», weiss Fritschi. «Das würde alles vernichtet», sagt sie betroffen.
Biotop würde weggesprengt
Entlang eines Wäldchens mit alten Eichenbäumen, steigt das Gelände auf eine Ebene mit Obstbäumen an, wo biologisch-dynamisches Gemüse und Obst angebaut wird. Weiter vorne zeigt sich ein Gebiet mit Waldried und Weiher. Es ist eine Gewässerschutzzone, auf der die Trinkwasserfassung der Gemeinde Bubikon steht. «Der ganze Hügel müsste weggesprengt und ausnivelliert werden», weiss Rohr. «Was für ein riesen Irrsinn». Fritschi ergänzt: «Es ist ein Wildwechsel und ein Biotop für Wildbienen und geschützte Fledermaus- und Amphibienarten.» Doch nicht nur Tiere, auch Menschen würden ihre Lebensgrundlage verlieren. Vier Landwirte würden enteignet, zwei müssten ihren Betrieb ganz aufgeben, so Fritschi.
Kulturland ginge verloren
Doch es sind noch andere Überlegungen, welche die beiden am SBB-Vorhaben zweifeln lassen. «Corona hat alles verändert. Viele Menschen werden auch in Zukunft von zuhause aus arbeiten. Die Passagierzahl-Studien der SBB sind nicht mehr aktuell», ist Rohr überzeugt. «So ein Projekt an diesem Standort ist ein Wahnsinn und wurde nicht seriös geplant. Dieses ganze Kulturland und damit unsere Nahrungsgrundlagen würde damit unwiederbringlich verloren gehen.»