Das Schild sticht einem gleich ins Auge: «125 Jahre Sanitär Kessler Grüningen» prangt an der grossen Scheune an der Binzikerstrasse in Grüningen. Geht man um das Haus herum, kommt man in die Werkstatt und von dort auf den Dachboden, wo der älteste Kessler-Bruder Ernst ein kleines, aber feines Museum eingerichtet hat. «Das Meiste habe ich von der Müllkippe gerettet», erzählt Kessler und lacht dabei verschmitzt. Während seine Brüder Marcel und Markus vor allem Platz schaffen wollten, nahm er sich den alten Gegenständen an, restaurierte sie und zeigt sie heute in dem kleinen, privaten Sanitär-Museum.
Der Sanitärberuf im Wandel der Zeit

WC-Stuhl und Schaukel-Badewanne
Schon das Treppengeländer ist mit alten Rohrleitungen gefertigt. Oben angekommen sieht man eindrücklich, wie sich die Sanitärbranche im vergangenen Jahrhundert verändert hat. In der Ecke steht ein «WC-Stuhl», daneben eine erste Keramik-Toilette und ein Porzellan-Waschbecken mit Krug. «Noch anfangs des letzten Jahrhunderts waren eigene Bäder in den Häusern ein Luxus. Auch in Grüningen wurde die Wasserversorgung im Stedtli erst in den 1920er Jahren ausgebaut und es entstanden Hauszuleitungen und Badezimmer in den Wohnungen», weiss Kessler. Die alten Wasserleitungen seien noch aus Blei gewesen, die in der Schweiz allerdings ab 1914 verboten wurden, während man in Deutschland und Österreich solche noch bis in die 1970er Jahre verbaute.
Mitten im Raum steht eine Schaukelbadewanne, die einem gleich ins Auge sticht. Es ist eine "Dittmann's Wellenbadschaukel", die Ernst Kessler nach alten Plänen rekonstruiert hat. Er sei nicht sicher, ob diese je gebaut worden war, doch er wollte wissen, ob es funktioniert, und eigentlich sei es eine gelungene Sache geworden.
Kesselflicker und Kupferschmiede
Spengler waren ursprünglich Kesselflicker und Kupferschmiede, erzählt Kessler. Alles sei damals geflickt worden, wie anhand der alten Töpfe und Pfannen im Museum zu sehen ist. Auch alte Dachrinnen, ein Blitzschutz und eine Abkantmaschine sind zu bewundern sowie Werkzeuge wie Löt- und Kreisscheren, die damals noch ohne Strom funktionierten. «Vieles war anstrengende Handarbeit und teilweise auch gefährlicher als heute», weiss der älteste der Kessler-Brüder. Während sein Ururgrossvater ursprünglich eine Käsehandlung im Stedtli betrieb und auch mit Eiern, Velos und vielem mehr handelte, gliederte dessen Sohn Gustav dem Geschäft 1896 eine Spenglerei an. Später kam ein Sanitärteil dazu. Nachdem Gustav 1926 den sogenannten «Spengler-Tod» durch einen Sturz vom Dach erlitt, übernahm sein Sohn Ernst Alfred Kessler das Geschäft. Heute wird die Firma von den drei Brüdern Ernst, Marcel und Markus Kessler geführt. Die nächste Generation mit den Söhnen von Ernst und Markus steht bereits in den Startlöchern.

Das private Firmenmuseum zum Wandel in der Sanitärbranche kann man auf Anfrage besichtigen. Interessierte erreichen Ernst Kessler unter info@kessler-gk.ch. Mehr über die Firmengeschichte kann man auf der Website erfahren. Das Jahrheft Nr. 33 der Heimatschutzgesellschaft Grüningen aus dem Jahr 1997 beleuchtet zudem die Gründung der Spenglerei Kessler vor damals 100 Jahren.
Infos: www.kessler-gk.ch und www.grueningen.ch/hsg