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20.10.2025

«Hello, AI!» – Einblick in die KI-Technologie

Am 2. Oktober fand in Zürich der Anlass «Hello AI!» statt, bei dem u.a. KI-Projekte von Jugendlichen ausgezeichnet wurden.
Am 2. Oktober fand in Zürich der Anlass «Hello AI!» statt, bei dem u.a. KI-Projekte von Jugendlichen ausgezeichnet wurden. Bild: Kant. ZH/Amt für Wirtschaft
Der Bevölkerungsanlass «Hello, AI!» des Zurich AI Festivals in Zürich bot am 2. Oktober Einblick in die Technologie – und Antworten auf die Frage, was sie bewirkt. Die Veranstaltung zeigte aber auch: Jeder kann selbst aktiv werden.

«Wenn wir möchten, dass Künstliche Intelligenz unseren eigenen Werten entspricht, müssen wir die Technologie aktiv mitgestalten», mit diesem Statement eröffnete Fabian Streiff, Chef des Amts für Wirtschaft des Kantons Zürich, den Bevölkerungsanlass «Hello, AI!» des Zurich AI Festivals. Und er motivierte auch das Publikum: «Die Schweiz lebt von der Innovationskraft – und dafür brauchen wir Menschen, die aktiv mitgestalten. Deshalb: Seien Sie mutig, seien Sie kreativ.»

Viele Fragen

Kreativ? Mutig? Die Gedanken des IT-Fachmanns Daniel (56) im Publikum drehten sich noch um grundlegendere Fragen, wie: Was passiert mit unseren Daten? Was macht KI mit unserer Gesellschaft? Und müsste IT an Schulen nicht eine grössere Rolle spielen?

Genau auf solche Fragen gingen die Vorträge ein – und machten Mut zur Eigeninitiative. Denn, so Gründer des Swiss Healthcare Startups und Comedian Fabian Unteregger: «Wir können das Rad nicht zurückdrehen.» So wie das Auto in einer Welt der Pferdekutschen eine Zäsur darstellte – so verändert KI nun unser Leben.

Enorme Rechenleistung

Diese Umwälzung schürt auch Ängste – denen Unteregger mit seinem Verständnis der Technologie entgegentrat. So erklärte er, die KI brauche eine enorme Rechenleistung, allein um die simple Aussage «Ich schlafe auf der Bank» zu verstehen. Menschen hingegen wüssten direkt, dass eine Park- und keine Geldbank gemeint ist. Deshalb sei KI «Ergänzung und nicht Ersatz unserer Intelligenz», wie er meint.

KI prägt Sprache und Verhalten

Damit die KI sich in der menschlichen Sprache zurechtfindee, brauche sie eine «Karte» mit rund 13'000 Dimensionen – und doch beeinflusse sie uns. «KI prägt unsere Sprache – und damit auch unser Verhalten», betonte Nathalie Klauser, Gründerin des KI-Startups Intersections.

So habe eine Studie des Max-Planck-Institut gezeigt, dass seit dem Auftauchen von KI bestimmte Wörter wie z. B. delve, swift, comprehend (vertiefen, rasch, begreifen) deutlich öfter gebraucht würden– und das selbst von Menschen, die KI nicht aktiv nutzen.

Menschen sind verantwortlich

Angesichts dieser kulturellen Rückkopplung ist es für Klauser essenziell, dass KI so gebaut wird, dass sie uns nicht schadet – und dafür müsse die Gesellschaft sorgen: «Am Ende sind immer wir Menschen verantwortlich.»

KI müsse technisch robust, rechtmässig und ethisch vertretbar sein. Dass das möglich ist, würden etwa Tools wie Goblin zeigen, eine KI, die neurodivergenten Menschen hilft, Aufgaben – wie den Frühjahrsputz – strukturiert anzugehen. Gleichzeitig gebe es aber auch ethisch Problematisches. So optimierte der Logistikdienstleister Planzer seine Routen mit KI. Das Ergebnis: Mitarbeitende hatten keine Zeit mehr, um auf die Toilette zu gehen.

Apertus – die «gute» KI

Dass eine Künstliche Intelligenz, die rechtlichen und ethischen Werten gerecht wird, möglich ist, beweise Apertus. Die von Schweizer Universitäten entwickelte KI ist das erste System, das den europäischen «AI Act» erfüllt – und damit auch die Kriterien, die Klauser fordert: Kontrolle, Rechtschaffenheit, Transparenz und Partizipation.

«Mit Apertus tragen wir zur Forschungs- und Entwicklungsautonomie unseres Standortes bei», betont der Forscher Imanol Schlag. Denn anders als die Anwendungen grosser KI-Unternehmen sei Apertus nicht profitorientiert. Deshalb konnten sich die Forscher bei der Entwicklung auch an den Interessen der Gesellschaft orientieren.

Und so hat sogar ein Stück Schweizer Identität Platz in der KI: Apertus «spricht» auch ein wenig «Schwiizerdütsch». Trotzdem sei es ein Modell für die Welt: «Die genutzten Daten spiegeln die Vielfalt des Internets wider – rund 40 Prozent der Trainingsdaten sind nicht Englisch.»

KI-Projekte von Jugendlichen ausgezeichnet

Dass KI nicht nur ein Tool für Forschungslabore oder Techgiganten ist, beweist die Schweizer Jugend: In der KI-Challenge widmeten sich Schülerinnen und Schüler der Entwicklung eigener KI-Anwendungen – und wurden dafür ausgezeichnet.

Mitul und Tanish entwickelten den «AI Personal Trainer» und gewannen damit die Kategorie «AI for Good». Die Software hilft bei Reha-Übungen und macht Physiotherapie so für alle zugänglich.

KI ordnet Gedanken

Levin überzeugte in der Kategorie «Creative Coding» mit «Mentis», einer Software, die eigene Notizen sortiert und alte mit neuen Ideen verknüpft, um Gedanken klarer zu strukturieren. Levin hat viel gelernt: «Meine Sicht auf KI hat sich verändert: Ich bin positiv überrascht, aber – weil ich sie jetzt besser verstehe – auch ein wenig entzaubert.»

KI betrifft alle

Mit seinem Projekt überzeugte Levin auch Asel-Maria (48). Sie besuchte die Veranstaltung, weil sie die KI – die ihr unheimlich ist – besser verstehen wollte. Alle Ängste wurden ihr zwar nicht genommen, aber Programme wie Mentis findet sie besonders für Jugendliche hilfreich und wichtig.

Und auch im Publikum entstanden spontane Ideen: etwa eine Streithilfe, ein Matching-Tool für die grosse Liebe, ein Chemie-Assistent oder ein intelligentes Fotoalbum.

Die Botschaft der Veranstaltung war deutlich: KI betrifft alle. Und alle können sie auch mitgestalten.

Zürioberland24/bt