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Freizeit
02.05.2025
01.09.2025 14:23 Uhr

«Hallo» – die höfliche Form der Unentschlossenheit

Bild: ZO24
Isabella bringt ihre Gedanken über die kleinen und grossen Dinge des Alltags in ihrer Kolumne auf den Punkt. Mal bunt, mal chaotisch, mal nachdenklich. Immer ehrlich und mit einem Augenzwinkern. Und per du.

Es gibt kaum eine sprachliche Situation, die bei mir mehr Unbehagen auslöst als die Frage: Siezen oder Duzen. Besonders, wenn man sich eigentlich nicht siezen möchte, aber auch nicht unanständig oder aufdringlich mit dem Du reinplatzen möchte. Ein Wort, das in jeder sozialen Lage zu funktionieren scheint, ist «Hallo».

«Hallo» ist das verbale Äquivalent zu einem neutralen Händedruck. Es ist offen, freundlich und unverbindlich genug, um keinen Fauxpas zu riskieren. Wer «Hallo» sagt, wirkt jugendlich und umgeht elegant das eher distanzierte «Grüezi» oder «Guete Tag». Mit «Hallo» ist man mit der nötigen Professionalität unterwegs und nicht zu kumpelhaft wie mit einem saloppen «Hey». «Hallo» geht immer und schlägt quasi die sprachliche Brücke zwischen Generationen, unternehmensinternen Hierarchien oder geschäftlichen Beziehungen.

Und doch, ich bin kritisch. Ist es das wirklich? Oder ist es einfach ein cleverer Schachzug, um sich nicht klar zum Du bekennen zu müssen? Anstelle des neutralen Händedrucks ist es für mich eher ein Handschlag, bei dem keiner so recht weiss, wie fest er zudrücken soll. Eine sprachliche Notlösung oder eine höflich klingende Vermeidungstaktik. Nun gut, warum auch nicht. Schwierig wird es aber dann, wenn das Gespräch nach der Begrüssung weitergeht. Erfahrungsgemäss dauert es nur wenige Sätze, bis man mit neutralen Floskeln nicht mehr weiterkommt. Spätestens dann kommt die Sekunde der Wahrheit. Sage ich jetzt du oder Sie, dir oder Ihnen, dein oder Ihr?

Ich – bekennende Du-Sagerin – frage deshalb: Ist «Hallo» ein kluger Kompromiss oder einfach nur eine feige Ausrede?

Herzlichst,
isa.

Isabella Schütz