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Wetzikon
29.08.2025
03.09.2025 16:45 Uhr

«Die Geschichte der alten Badi ist im Kanton Zürich einzigartig»

Die alte Badi ist eine Institution in Wetzikon und ihre Geschichte im Kanton Zürich einzigartig.
Die alte Badi ist eine Institution in Wetzikon und ihre Geschichte im Kanton Zürich einzigartig. Bild: Wetzipedia/Archiv Ortsgeschichte Wetzikon, Andi Sidler
Die Aabachgruppe Robenhausen hat sich zum Ziel gesetzt, das historische Erbe der Badi Robenhausen und des Aabachs zu bewahren und zu fördern.

Der Verein setzt sich aktiv für die Instandhaltung und Pflege dieser wichtigen Kulturstätten ein, um ihren einzigartigen Charakter und ihren Wert für die Gemeinschaft zu erhalten. Wir sprachen mit den Vorstandsmitgliedern Vitus Mändli und Simon Egloff.

Was habt ihr euch mit der Aabachgruppe Robenhausen zum Ziel gesetzt?

Simon Egloff: den Erhalt der alten Badi Robenhausen. Einerseits pflegen wir das Gebäude und die Grundsubstanz, damit es erhalten bleibt. Wir nutzen die Badi und stecken viel Zeit rein. Die Badi war schon immer da, und seit ich in Wetzikon wohne, gefällt mir das Gebäude und die Umgebung ist mir vertraut. Als leidenschaftlicher Fischer hatte ich lange Zeit ein Bootsanlegeplatz und das Patent im Aabach, das ist aber schon einige Zeit her. Nächstes Jahr feiern wir unser 50-Jahr-Jubiläum, das bedeutet, wir konnten das Gebäude bereits über zwei Generationen erhalten.

Vitus Mändli: Schon als kleiner Bub war ich ein begeisterter Fischer. In jungen Jahren verbrachte ich bereits viele Stunden in der alten Badi und durch meinen beruflichen Werdegang im Bereich Holzbau ist mir das Gebäude noch mehr ans Herz gewachsen. Mir wurde im Lehrgang «Handwerker in der Denkmalpflege Fachrichtung Holzbau» bewusst, was das Gebäude für einen Denkmalwert hat. Die Substanz, die Geschichte, der Bestand und das Ensemble sind im Kanton Zürich einzigartig.

Die alte Badi Robenhausen ist ein Gebäude mit viel Geschichte. Der Verein Aabachgruppe Robenhausen engagiert sich für den Erhalt dieser Wetziker Institution. Bild: Wetzipedia/Zürcher Oberländer

Was macht die alte Badi Robenhausen zur wichtigen Kulturstätte?

Simon: Die Badi ist ein Zeitzeuge für den Beginn einer Freizeitkultur des Mittelstandes. Speziell markiert die Badi den Übergang vom klassischen Kastenbad zum heutigen Freibad. Das Gebäude ist am Ufer gebaut und die Topografie wurde miteinbezogen. Das Seebad Luzern wurde im See gebaut, unsere Badi 1904 in Wetzikon am Ufer des Bachs, ähnlich wie das Flussbad Unterer Letten aus dem Jahr 1909. Möglicherweise waren wir in Wetzikon sogar Vorbild für die sehr ähnlich gebaute Badi in Zürich.

Der lokal bekannte Architekt Johannes Meier hat die Badi konzipiert. Er realisierte unter anderem auch die Reithalle Wetzikon, die mittlerweile ins kantonale Inventar für schützenswerte Bauten aufgenommen wurde. Die Badi ist ein geschichtliches Juwel, das es zu pflegen und zu erhalten gilt. Vor fünfzig Jahren war das Gebäude teils eingestürzt und wurde nur dank der Initiative von lokalen Fischern und Anwohnern mit der Hilfe der Gemeinde Wetzikon und viel Fronarbeit vor dem Verfall gerettet.

Für zehn Boote dient die Badi noch heute als Winterplatz – vor allem für historische Holzboote ist ein Überwintern im Wasser vorteilhaft. Bild: Wetzipedia/unbekannt
«Ein Vereinszweck ist die Förderung der Fischerei, die Lokalität dient der Jungfischergruppe des Fischervereins Pfäffikersee als Kurslokal. Dort lernen junge Fischer den respektvollen Umgang mit der Natur.»
Simon Egloff, Verein Aabachgruppe Robenhausen

Sind das Gründe, dass das gemeindeeigene Gebäude im Inventar der schützenswerten Bauten aufgeführt ist?

Vitus: Definitiv sind das Gründe. Unser Verein Aabachgruppe Robenhausen setzt sich weiterhin dafür ein, dass das so bleibt. Wir haben auch frühzeitig die Verlängerung der kantonalen Konzession beantragt, damit die Stadt Wetzikon die Baubewilligung für eine neue Dachdeckung einreichen und vorantreiben kann – dadurch wäre der erste Schritt für die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands getan und das Gebäude vor weiteren Witterungsschäden geschützt. Sobald wir diesen Schritt realisiert haben, werden wir mit der Unterstützung der Stiftung Baustelle Denkmal weitere Sanierungsmassnahmen vorantreiben können. Das wäre für die Stadt Wetzikon ein kostengünstiger Weg, damit die Badi ihren Betrieb wieder aufnehmen kann.

Auf Anfrage sind Führungen für interessierte Personen möglich. Der Tag der offenen Tür findet jedes Jahr jeweils am letzten Samstag im Mai statt. Bild: Wetzipedia/Archiv Ortsgeschichte Wetzikon, Andi Sidler

Wie wird die alte Badi zum jetzigen Zeitpunkt genutzt?

Simon: Die Badi fungiert als Vereinslokal und für verschiedene Anlässe der Aabachgruppe. Wir bieten auf Anfrage auch gezielte Führungen für interessierte Personen an. Ein Vereinszweck unter anderen ist die Förderung der Fischerei, die Lokalität dient der Jungfischergruppe des Fischervereins Pfäffikersee als Kurslokal. Dort lernen junge Fischer den respektvollen Umgang mit der Natur. Somit ist die Badi Treffpunkt für gleichgesinnte Naturliebhaber aus der Region. Für zehn Boote dient die Badi als Winterplatz – vor allem für historische Holzboote ist ein Überwintern im Wasser vorteilhaft. Als Verein erachten wir diese Arten der Nutzung als sinnvoll und setzen uns auch deshalb für den Erhalt der Badi ein.

«Schon als kleiner Bub war ich ein begeisterter Fischer. In jungen Jahren verbrachte ich bereits viele Stunden in der alten Badi und durch meinen beruflichen Werdegang im Bereich Holzbau ist mir das Gebäude noch mehr ans Herz gewachsen.»
Vitus Mändli, Verein Aabachgruppe Robenhausen

Ist die ehemalige Badeanstalt öffentlich zugänglich?

Simon: Nein – die Begehung ist nur den Vereinsmitgliedern erlaubt. Die Öffentlichkeit kann am jährlichen Tag der offenen Tür, der jeweils am letzten Samstag im Mai stattfindet, die Badi begehen. Wir freuen uns auf neue Mitglieder, die unsere Leidenschaft teilen und sich für das schöne Gebäude
engagieren wollen.

Vitus, deine emotionale Verbindung seit Kindertagen hat dich dazu bewogen, deine Abschlussarbeit im Bereich der Denkmalpflege, Fachrichtung Holzbau, der Badi zu widmen. Welche Erkenntnisse hast du hier gewonnen?

Vitus: Als Verein können wir den Erhalt der Bausubstanz gewährleisten. Eine Sanierung für eine zukünftige Nutzung ist jedoch allein als Verein fast nicht möglich. Die Stadt Wetzikon hilft, wo sie kann, und setzt sich auch gezielt für das Gebäude ein. Nun müssen wir noch die kantonale Nutzungskonzession abwarten, die durch eine Einsprache gezielt blockiert wird. Wir suchen diesbezüglich auch das Gespräch und hoffen auf eine baldige Lösung, damit wir das geschichtsträchtige Gebäude auch für zukünftige Generationen erhalten können.

Herzlichen Dank für das Gespräch und für euren grossen Einsatz!

Andreas Wolfensberger