Es war ein Schock für das Ehepaar. 43 Jahre wohnen sie schon in Grüningen, doch jetzt soll ihr Wohnblock einem Neubau weichen. Noch wurde die Kündigung nicht ausgesprochen, doch das Damoklesschwert hängt über den beiden und all ihrer Nachbarinnen und Nachbarn. Denn auch in Grüningen hat sich die Wohnsituation verändert. Günstige Wohnungen sind immer weniger zu finden und wird ein Haus saniert, steigen auch die Mieten. Was in den Städten schon längst Tatsache ist, wird jetzt auch auf dem Land spürbar: Wohnen wird immer teurer und neu gebaute Eigentumswohnungen werden zu Preisen gehandelt, bei denen man sich fragt, wer das bezahlen kann.
Verdichtung und neue Wohnformen
In Grüningen entstand in den letzten Jahren viel neuer Wohnraum und es wird jetzt noch einiges gebaut. Grüningen ist attraktiv, doch Wohnungsmieten von über 2000 Franken oder Wohneigentum von 1,4 Millionen Franken und mehr, können sich die wenigsten leisten, vor allem nicht ältere und pensionierte Menschen. Werden diese also längerfristig aus der Gemeinde gedrängt?
Aufgrund der angespannten Wohnsituation müsse man sich neue Wohnformen überlegen, ist Beat Hofmann vom Vorstand der Heimatschutzgesellschaft (HSG) überzeugt. So will der Vorstand jetzt im alten Gerichtshaus, das sich im Besitz der HSG befindet, gemeinschaftliches Wohnen realisieren. Das Haus mit seinen sieben Zimmern soll einer Art Wohngemeinschaft vermietet werden, deren Bewohner sich gemeinschaftliche Räume teilen.
Gerichtshaus mit Mangihaus als Wohneinheit
«Das Gerichtshaus ist im heutigen Zustand sanierungsbedürftig», sagt Walter Pfister, Präsident der HSG. «Die Wasserleitungen müssen ersetzt, die Gebäudeisolation ertüchtigt, neue Böden verlegt und alle Wände renoviert werden.» Auch die Warmwasserzuleitung sei marode und die Küche für dieses grosse Haus viel zu klein.
Angedacht ist jetzt, das «Mangihaus» dazuzunehmen und dort den Eingang und eine gemeinschaftliche Küche zu realisieren. «Es ist aus Sicht des Vorstands unbefriedigend, dieses Haus mit über 80 Quadratmeter Fläche für vier jährliche Sitzungen und eine kaum benutzte Chronikstube zu nutzen», sagt Pfister. Mit dem geplanten Umbau der beiden Gebäude soll deshalb mehr Wohn- und Lebensraum geschaffen werden, wobei die baulichen Anpassungen möglichst geringgehalten werden sollen. Immer zwei Zimmer werden über ein eigenes Bad verfügen und im ersten Stock des Mangihauses wird eine gemeinschaftliche Wohnküche eingebaut.