Mit welchen Herausforderungen ist die Stadt konfrontiert?
Einerseits ist Wetzikon als sechstgrösste Stadt im Kanton sehr urban. Als Stadt haben wir gewisse Zentrumslasten sowie höhere Kosten im sozialen Bereich zu tragen. Andererseits ist Wetzikon für viele Familien dank bezahlbarem Wohnraum, einem breiten Bildungsangebot und der Nähe zur Natur interessant und attraktiv. Diese eher ländliche Ausprägung mit tendenziell mehr Kindern führt zu höheren Bildungskosten. Somit muss Wetzikon in beiden Bereichen höhere Ausgaben stemmen – das ist eine grosse finanzielle Herausforderung.
Auf der anderen Seite gibt es im Kanton Zürich Gemeinden, beispielsweise rund um den Zürichsee, die tiefe Bildungskosten und geringe Sozialaufwendungen haben, dafür aber über hohe Steuereinnahmen verfügen. Diese sogenannten Gebergemeinden, zusammen mit dem Kanton, unterstützen über den kantonalen Finanzausgleich schwächere Städte und Gemeinden. Sie machen so die finanziellen Unterschiede zwischen den Zürcher Gemeinden kleiner mit dem Ziel, dass alle die notwendigen Aufgaben erfüllen können; so erhielt Wetzikon rund 49 Millionen Franken im Jahr 2024.
Du bist seit Mai 1988 – mit einer dreijährigen Unterbrechung – auf der Stadtverwaltung Wetzikon angestellt. Seit 2014 bist du als Leiter für den Geschäftsbereich Finanzen + Immobilien und als Mitglied der Geschäftsleitung tätig. Im Jahr 2024 folgte die Beförderung zum Stellvertreter der Stadtschreiberin. Eine bemerkenswerte Karriere – was ist dein Erfolgsrezept?
Der damalige Gemeindeschreiber Peter Imhof holte mich 1995 – zu meinem Glück – als Nachfolger von Werner Weilenmann nach Wetzikon zurück. Damit war als Leiter Steuern der Einstieg in die Führungsverantwortung verbunden. Ich denke, die damals eingeführten effizienten Arbeitsabläufe und der Dienstleistungsgedanke prägen den Bereich Steuern heute noch. Trotz jährlichem Bevölkerungswachstum von teilweise bis zu 800 Personen konnten wir über lange Zeit mit der gleichen Anzahl Stellen den Bereich Steuern betreuen. Das war nur dank konsequenter Weiterbildung und Interesse an prozessoptimierenden Massnahmen möglich.
Ein gut aufgestelltes Team, pflichtbewusstes Arbeiten und eine angenehme Work-Life-Balance sind die Schlüssel zum Erfolg. In erster Linie jedoch mache ich meinen Job gerne, denn die Materie gefällt mir und liegt mir am Herzen. Als Finanzverantwortlicher richte ich den Blick konsequent auf die finanziellen Grundsätze «Sparsamkeit» und «Wirtschaftlichkeit» aus. Dazu kommen eine konsequente Nullbasisbudgetierung*, eine transparente Haltung und die Gleichbehandlung aller.
Dank meiner Funktion habe ich ausserdem regelmässig Kontakt mit der Wetziker Bevölkerung, das macht mir Freude. Freude ist einer der wichtigsten Antriebsfaktoren.
* Nullbasisbudgetierung ist eine direkte Übersetzung des Begriff s Zero-Based Budgeting (ZBB) und bezeichnet eine Methode der Budgetplanung, bei der das Budget jedes Jahr von Grund auf neu erstellt wird, anstatt es auf dem vorherigen Budget aufzubauen. Jede Ausgabe muss neu begründet werden, unabhängig davon, ob sie in früheren Budgets enthalten war.