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Seegräben
01.11.2024

Kürbisausstellung: Juckerhof zieht Bilanz

Bild: Juckerfarm
Die Kürbisausstellung auf dem Juckerhof in Seegräben dauerte in diesem Jahr nur halb so lange und es wurde ein Ticketsystem eingeführt. Der Hof zieht Bilanz.

Der Gemeinderat Seegräben und der Juckerhof hatten im April 2024 bekanntgegeben, dass sie gemeinsam eine neue Strategie für den Umgang mit dem starken Ausflugsverkehr während der Kürbis-Saison im Herbst erarbeitet hat. Die Ausstellungsdauer wurde halbiert und ein Ticketsystem eingeführt.

Neben der Limitierung wurde zudem der Überlaufparkplatz im Aathal aufgelöst und die Buslinie 846, welche im September und Oktober regulär am Samstag und Sonntag zwischen Uster und Seegräben verkehrt, auf Kosten von Jucker Farm auf Montag bis Freitag ausgedehnt.

«Beste Ausstellung aller Zeiten!»

Zur Ausstellung selbst zeiht die Jucker Farm eine sehr positive Bilanz. «Die Ausstellung an sich war wahrlich «grosses Kino!» Die Figuren seien extrem gut angekommen und seien auf Social Media regelrecht «gehypt» worden.  Das Gemüse Kürbis werde immer beliebter – sei es als Dekoration, in der Küche oder zum Schnitzen an Halloween. «Wir würden uns fast soweit aus dem Fenster lehnen und sagen; es war die beste Ausstellung aller Zeiten!»

Auch sei die Kürbisausstellung mittlerweile mehr als nur eine Ausstellung auf ihren Höfen in der Region. «Besuchende strömen zu den Ausstellungen im Blühenden Barock in Ludwigsburg, zu Pumpkimania in Brüssel und vielen weiteren Locations wie Chemnitz, Florenz oder Berlin.» Entstanden sei die Kürbisausstellung aber auf dem Juckerhof in Seegräben und sei verantwortlich für den Erfolg des Landwirtschaftsbetriebs Jucker Farm.

«Die Kürbisausstellung ist ein essenzielles Stück des Gesamtkonzepts. Daher war diese Saison eine Herausforderung für uns.»
Jucker Farm

Wichtig fürs Überleben

Jucker Farm ist ein sehr saisonaler Betrieb. Die Monate September und Oktober – sprich während der Kürbisausstellung – seien «überlebenswichtig», schreibt Jucker Farm in ihrer Mitteilung. Denn dann werde genug Geld verdient, um die schwachen Wintermonate von November bis April zu überleben. Der Juckerhof sei der wichtigste, bekannteste Standort und trage  42 Prozent des Bruttogewinns der ganzen Aktiengesellschaft bei.

Auf dem Hof in Seegräben werden rund 100 Mitarbeitende aus dem Bezirk Hinwil beschäftigt, 17 davon leben in der Gemeinde Seegräben. «Ausserdem setzen wir auf regionales und faires Wirtschaften. Dank Kreislaufwirtschaft fliesst Geld zurück in die Region. Der Juckerhof ist also auch integraler Bestandteil von Seegräben und des lokalen Gewerbes», betont Jucker Farm. Das Ziel, als landwirtschaftlicher Betrieb ohne staatliche Hilfe zu überleben, gelinge nur, wenn sie wirtschaftlich und innovativ agieren könnten. «Die Kürbisausstellung ist ein essenzielles Stück dieses Gesamtkonzepts. Daher war diese Saison eine Herausforderung für uns.»

Können wir mit 4 Wochen überleben? Deckt der Eintritt die Kosten? Oder haben wir uns, wie einige in den Kommentarspalten oder Google Rezensionen behaupten «eine goldene Nase verdient»? Wie war die Saison für das Dorf? Haben die Massnahmen die gewünschte Erleichterung gebracht?

Massiv weniger Emissionen

Weniger Abfall, weniger Littering, weniger Verkehr, weniger Gehupe, weniger Reklamationen, weniger Wildparkieren… Durch die kürzere Dauer der Ausstellung, des Eintritts und des Verkehrskonzepts konnten die Emissionen für die Anwohnenden massiv gesenkt werden. «Es gab nur noch sieben sogenannte Spitzentage und die totale Gästeanzahl am besucherreichsten Tag wurde um 35 Prozent reduziert im Vergleich zu 2021», so Jucker Farm weiter. 

Konzept «Phase rot» bewährt sich

Weniger Verkehr dank Verlagerung auf den ÖV – das habe ebenfalls gut funktioniert. Ausserdem hätten die Seegräbner so vier Wochen lang von einer täglichen Buslinie nach Uster profitiert. Das Konzept «Phase rot» habe sich wieder bewährt, führe jedoch zu Reklamationen und hohen Kosten, z. B. für die Verkehrskadetten.

Negative Kommentare beschäftigen

Der Parkplatz in Seegräben, dessen Einnahmen an die Gemeinde Seegräben gehen, wie Jucker Farm betont, habe deutlich weniger Einfahrten als letztes Jahr gehabt. «Einerseits, weil weniger Gäste kamen, andererseits, weil viele das ÖV-Angebot nutzten», so Jucker Farm. Aber die Zufahrtsregelung zum Parkplatz und die Bussenverteilung an der Rutschbergstrasse wegen dem Halteverbot seien nicht verstanden worden, was zusätzlich zu negativen Kommentaren geführt habe. Diese Kommentare würden auch sie zu spüren bekommen, z. B. bei den Google-Rezensionen.

«Hofladen und Restaurant verbuchten im September und Oktober 35 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr.»
Jucker Farm

Kosten nicht gedeckt

Die Massnahmen führten zu weniger Emissionen wie geplant. Doch die Mehrausgaben und Umsatzeinbussen hätten schlussendlich nicht durch die Ticketeinnahmen gedeckt werden können. «Hofladen und Restaurant verbuchten im September und Oktober 35 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr», schreibt Jucker Farm.

In den Wochen vor und nach der eintrittspflichtigen Ausstellung habe der Juckerhof ebenfalls starke Umsatzverluste verbuchen müssen – wegen fehlender Gäste und entsprechend fehlender Konsumation. «Während der Ausstellung konnte an wenigen guten Tagen ein Umsatzplus oder zumindest eine schwarze Null erarbeitet werden, dank gutem Wetter, viel Konsumation und vor allem den Ticketeinnahmen.»

Ein Faktor sei auch das Wetter. «Es war sicherlich nicht der beste Herbst, mit viel Regen, bedecktem Himmel. Die vier Wochen lassen kaum Spielraum, schlechte Tage zu kompensieren.»

Wie es weitergeht, ist offen

Wie es nun weitergehe, werde sich in den nächsten Wochen zeigen. Ein erstes sehr positives Gespräch mit der Gemeinde habe Ende Oktober stattgefunden. Das nächste stehe im Dezember an.

Zürioberland24/bt