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Gossau ZH
25.10.2024
25.10.2024 11:34 Uhr

Jetzt ist's dunkel bei der Autobahnausfahrt

Hier ist es ab sofort zappenduster: Der Kanton hat die Beleuchtung entfernt.
Hier ist es ab sofort zappenduster: Der Kanton hat die Beleuchtung entfernt. Bild: Barbara Tudor
Der Bereich der Autobahn Ein- und Ausfahrt zwischen Gossau und Oetwil a. S. galt als Unfallschwerpunkt, weshalb das Tempo vor gut zwei Jahren auf 60 reduziert wurde. Jetzt ist's für immer dunkel an dem heiklen Punkt: Die Beleuchtung wurde entfernt.

Der Bereich um die Autobahn Ein- und Ausfahrt auf der Leerütistrasse auf Gemeindeboden Egg ZH galt als Unfallschwerpunkt. Darum wurde das Tempo im Frühling 2022 von 80 auf 60 gedrosselt. Aufmerksame Automobilisten fällt auf: Jetzt ist es abends dunkel – die Beleuchtung wurde entfernt.

«Unnötige Lichtemissionen vermeiden»

Die Beleuchtung auf der Gossauerstrasse resp. Leerütistrasse wurde in den 1970er-Jahren in Betrieb genommen und sorgte an dem Verkehrspunkt für klare Sicht in der Nacht. Damit ist jetzt Schluss.

Wie es auf Anfrage von Zürioberland24 beim Kantonalen Tiefbauamt heisst, erfolgte der Rückbau aufgrund des Beleuchtungsreglements des Kantons Zürich. «Gemäss dem Beleuchtungsreglement des Kanton Zürich werden sämtliche Strassenbeleuchtungen im Ausserortsbereich zurückgebaut. Dies erfolgt analog der Vorgehensweise des ASTRA sowie weiteren Kantonen und ermöglicht, unnötige Lichtemissionen zu vermeiden», so die Begründung. Und weiter: «Würden die Autobahnanschlüsse im Bereich der Forchautobahn weiterhin beleuchtet, wäre eine Reduktion der Lichtemissionen und die damit erzielten Energiesparmassnahmen nur schwer umsetzbar und entsprächen nicht den Vorgaben von Bund und Kantonen.»

Gemäss Beleuchtungsreglement des Kantons Zürich werden Gebiete nicht mehr beleuchtet, die in den Beleuchtungszonen für Staatsstrassen als ausserorts und nicht überbaut oder als schwach besiedelt gelten. Auch das ASTRA verzichte auf seinen Autobahnen generell auf die Fahrbahnbeleuchtung. Zudem seien die installierten Leuchten am Ende der Lebensdauer angelangt und hätten saniert werden müssen.

Ausserdem sei man dem übergeordneten Bundesgesetz über den Umweltschutz vom 7. Oktober 1983 (USG) verpflichtet, wonach Emissionen so weit begrenzt werden müssen, als dies technisch und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar sei.

  • Rückbau der Beleuchtung: Die Beleuchtung wurde nicht nur einfach deaktiviert, sondern «abgesägt». Bild: Barbara Tudor
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  • Vorher sah es so aus: Durchgehende Beleuchtung im gesamten Autobahnbereich. Bild: Google StreetView
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Beleuchtung abgesägt

Die Beleuchtungen wurden aber nicht einfach nur deaktiviert. Die rückgebaute Beleuchtung wurde «abgesägt». Die Frage, wieso die Beleuchtung nicht einfach nur deaktiviert wurde, antwortet das kantonale Tiefbauamt: «Kandelaber wie auch Signalträger bergen ein Unfallrisiko für die Verkehrsteilnehmenden und sind bei Ausserbetriebsetzung zeitnah zu beseitigen.»

Die Frage, was die Deinstallation gekostet hat, antwortet das Kantonale Tiefbauamt: «Der Rückbau betrifft mehrere Autobahnanschlüsse und ist noch nicht abgeschlossen. Die Abrechnung erfolgt für das Gesamtprojekt.» Daher sei keine Aussage zu einzelnen Kreuzungen möglich.

Rückbau und Leistungsabbau

Über diesen Rückbau ärgert sich ein Gossauer Politiker gewaltig: «Es ist eine Frechheit sondergleichen. Die Steuerzahler haben die Beleuchtung seinerzeit bezahlt. Nun wird sie für viel Geld entfernt – wieder auf Kosten der Steuerzahler. Gefragt hat man sie aber nicht. Ein typisches Beispiel von vielen unüberlegten Schreibtischtaten in Bern.»

Am meisten aber ärgert er sich darüber, dass die Situation für Automobilisten wie auch für den Langsamverkehr gerade jetzt in den düsteren Wintermonaten sowie generell nachts wesentlich gefährlicher werden dürfte: «Die Ausfahrt von der Forchautobahn ist schon jetzt eine Katastrophe, weil sie den Velostreifen kreuzt. Ohne Beleuchtung wird es jetzt noch gefährlicher, vor allem für die Velofahrer. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Knotenpunkt wieder zu einem Unfallschwerpunkt wird.»

Das Tiefbauamt dazu: «Der Perimeter war als Unfallschwerpunkt identifiziert und befindet sich derzeit in der Phase der Nachkontrolle. Entsprechend kann noch keine Aussage gemacht werden.» Eine durchgeführte sicherheitstechnische Beurteilung und die Auswertung der nächtlichen Unfälle hätten gezeigt, dass die Strassenbeleuchtung keinen positiven Einfluss auf das Unfallgeschehen habe. Eine Häufung der Unfälle nach dem Rückbau der Beleuchtung im Ausserortsbereich oder schwach besiedelten Gebieten habe in den letzten zwei Jahrzehnten, also seit dem Bestehen dieser Regelung (Beleuchtungsreglement 2005), nicht beobachtet werden können. «Und auch für diesen Perimeter gilt, dass die zuständige Fachstelle in nun mehr als einem Jahr seit der Abschaltung der Beleuchtung keine Zunahme der Unfälle registriert hat.»

So gilt an diesem Verkehrspunkt also ab sofort für alle: Augen doppelt weit auf!

Barbara Tudor