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Grüningen
25.10.2024

Eine Reisende auf Spurensuche

 Stefanie Anrig vor einem ihrer Bilder, das sie im November im Schloss Grüningen zeigt.
Stefanie Anrig vor einem ihrer Bilder, das sie im November im Schloss Grüningen zeigt. Bild: mg
«Spuren» heisst eine der Ausstellungen der Künstlerin Stefanie Anrig. Denn Spuren lassen sich überall und jeden Tag aufs Neue entdecken. Die Künstlerin ist mittlerweile in Grüningen heimisch geworden und zeigt im November 2024 zum zweiten Mal ihre Werke, die von Spuren zeugen, im Schloss Grüningen.

Auf die Frage, was ihre Bilder darstellen, sagt Stefanie Anrig: «Ich glaube, mit dem Wort ‹Spuren› treffe ich wohl am genausten, was meine Bilder enthalten. Spuren von Gesehenem – Erlebtem – Erfahrenem – Spuren der Natur.» Manche dieser Spuren seien flüchtig wie Spuren im Sand, andere würden zu Erinnerungen und wiederum andere finde man in der Natur, erklärt die Künstlerin. «Ich male Gefühle, Musik, Gerüche, Farbkombinationen und Formen, die mir aufgefallen sind, die haften geblieben sind», sagt sie.

Freie Künstlerin

Die weit gereiste Stefanie Anrig ist immer mit neugierigen Augen und einem offenen Herzen in neue Kulturen eingetaucht und hat ihre Eindrücke und Erinnerungen in ihren Werken verarbeitet. Sie hatte lange Jahre in Deutschland gelebt und vor sieben Jahren ihre Heimat in Grüningen gefunden. Sie sei eine freie Künstlerin, brauche aber auch ihre Bezugspunkte, und hier im kleinen Landstädtchen leben einige ihrer wichtigsten Menschen. 

Vom Schmuckdesign zum Malen

Die Künstlerin ist in Zürich geboren und aufgewachsen, als Tochter der Familiendrogerie Anrig, die von ihren Eltern und später von ihren Schwestern geführt wurde. Stefanie verbrachte als Kind ihre Zeit allerdings lieber im Hinterhaus mit Zeichnen als vorne in der Drogerie.

Nach der Mittelschule war sie ein Jahr an der Kunstgewerbeschule in Zürich, hat anschliessend im Tessin zwei Jahre ein Goldschmiede Praktikum gemacht und studierte dann fünf Jahre Schmuckdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim. Danach arbeitete sie als selbständige Schmuckgestalterin und organisierte Ausstellungen mit ihren aussergewöhnlichen Schmuckstücken. «Es waren Ketten, Anhänger, vieles aus Gold und Silber gefertigt und mit Edelsteinen verziert, was bei den Menschen sehr gut ankam und mir eine Lebensgrundlage bot», sagt Anrig.

Werkstatt in Heidelberg

1986 zog es die Schweizerin schliesslich nach Deutschland, wo sie in der Heidelberger Altstadt eine Werkstatt eröffnete. «Dort habe ich dann mit dem Malen begonnen und nach meiner künstlerischen Ausbildung verschiedene Kurse für unterschiedliche Techniken besucht. So arbeite ich heute mit Siebdruck, Holzdruck, Radierung, Fototransfer, Monotypie und Enkaustik.» Dabei habe sie immer den Austausch mit anderen Kollegen geschätzt und viele Arbeitsaufenthalte in Venedig, der Toskana, auf Kreta, im Tessin, in Spanien und an der Ostsee verbracht.

Ein Künstlerinnen-Leben

Anrig ist nicht nur eine ausgewiesene Künstlerin, die schon in bedeutenden Galerien ausgestellt hat, sie führt auch ein unkonventionelles Leben. Kunst bedeute ihr alles und sie sei dankbar, dass sie dieses Leben führen könne und vielen Menschen Freude bereiten dürfe. In Deutschland habe sie immer von der Schweiz geschwärmt, bis sie schliesslich den Entschluss fasste, wieder in die alte Heimat zu ziehen. «Jetzt wohne ich im Büel, genau da, wo ich schon immer wohnen wollte», lacht sie.

Ihre herzliche Art schätzen die Nachbarn und auch ihr Schwager, der im Stedtli wohnt. Und wenn sie nicht gerade malt, erkundet sie die Gegend mit ihrem E-Bike, geht zum Schwimmen in den Lützelsee oder singt im Chor. Und was sie besonders freut: Im November wird sie wieder einen Teil ihrer Werke im Schloss zeigen.

Martina Gradmann