Die Gemeinde Gossau ZH hat ihre Kommunikationsstrategie überdacht und plant neue Massnahmen, um die Bevölkerung besser zu erreichen. Offenbar gelingt ihr dies mit den aktuellen Massnahmen nicht mehr. Solche Überlegungen sind wichtig und legitim. Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie der Fachhochschule Graubünden (FHGR), die sich seit 2020 mit dem Thema Lokaljournalismus und Gemeindekommunikation befasst und im Mai ihre Empfehlungen publiziert hat. FHGR empfiehlt den Gemeinden unter anderem, ein Kommunikationskonzept als Teil der Gesamtstrategie zu erstellen. Auch empfiehlt sie, die vorhandenen Lokalzeitungen zu nutzen, um eine Gewaltentrennung sicherzustellen und den Lokaljournalismus zu unterstützen.
Mehr als fragwürdig ist darum das Vorgehen der Gemeinde Gossau. Im stillen Kämmerlein und an der zahlenden Bevölkerung vorbei wurde ein Printprodukt konzipiert. Fragwürdig ist auch das Vorgehen bezüglich Partnersuche und Arbeitsvergabe.
- Weshalb wurde der Auftrag nicht ausgeschrieben?
- Warum wurde der in der Gemeinde ansässige Verlag nicht einbezogen, ja sogar bewusst umgangen? Ein Verlag, der sich mit der Gossauer Post seit 2019 für den Dialog in der Gemeinde einsetzt und bereits in anderen Gemeinden erfolgreich Lokalzeitungen publiziert, an denen die Gemeinden mit eigenen Seiten partizipieren und so mitunter den unabhängigen Journalismus unterstützen.
Dass es selten gut kommt, wenn eine Gemeinde selbst Herausgeberin einer Zeitung ist, zeigt sich beispielhaft in der Gemeinde Maur. Da hat der Gemeinderat nach einer kritischen Berichterstattung kurzerhand den zuständigen Redaktor entlassen, die Kommission ausser Gefecht gesetzt und die redaktionelle Hoheit an sich gerissen. Kritische Voten werden seither schlicht und einfach ausgeschaltet – und Leserbriefe abgewiesen. Der Widerstand in der Gemeinde Maur ist gross. Mittlerweile formiert sich ein neues, unabhängiges Produkt.
Die Gossauer Bevölkerung, die örtlichen Vereine, Parteien und die Gewerbetreiben den können sich glücklich schätzen, mit der Gossauer Post eine Alternative zu haben. Gäbe es die Gossauer Post nicht, hätten sie künftig keinen Kommunikationskanal mehr. Vor allem aber wäre der so wichtige demokratische Meinungsbildungsprozess kaum mehr möglich.