Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Wetzikon
07.06.2024
06.06.2024 09:33 Uhr

Sicher mit dem Velo im Strassenverkehr unterwegs

Die Schilder mit Benj Blitz und Tina Turbo weisen den Schülerinnen und Schülern bei der Veloprüfung den Weg.
Die Schilder mit Benj Blitz und Tina Turbo weisen den Schülerinnen und Schülern bei der Veloprüfung den Weg. Bild: Kantonspolizei Zürich
Wer mit offenen Augen durch Wetzikon geht, entdeckt an diversen Abzweigungen Signalisationen mit Illustrationen von Benj Blitz und Tina Turbo. Sie signalisieren den Fünftklässlern die Route der alljährlich stattfindenden Veloprüfung.

Rund vierzig Helferinnen und Helfer werden an diesem Tag an der anspruchsvollen und bewusst gewählten Velostrecke, die zwölf Streckenposten umfasst, positioniert, um das Einhalten und richtige Umsetzen der Verkehrsregeln zu überprüfen. Die vielen Helfer werden auf ihren Einsatz vorbereitet und von einem Team der Stadtpolizei unterstützt, damit der Prüfungstag reibungslos und ohne Zwischenfälle vonstattengeht. Dieses Jahr findet die Prüfung am 18. Juni 2024 statt.

Benj Blitz und Tina Turbo sind übrigens nicht nur als Wegweiser im Einsatz, sondern begleiten die Schülerinnen und Schüler im Kanton Zürich auch während der Schullektionen, der Präsentationen sowie in den Lehrmitteln zur Verkehrssicherheit. Zudem stehen ihnen online Animationen und Quiz zur Verfügung.

Wie wichtig die Prüfung und der Weg dahin für die Schülerinnen und Schüler ist, zeigt sich bei einem Gespräch mit dem verantwortlichen Kantonspolizisten Matthias Recher.

«Kinder wenden das Erlernte im Verkehr an.»
Matthias Recher

Welche Bereiche deckt die Veloprüfungsstrecke ab?

Die sechs Kilometer lange Strecke beginnt auf dem Schulhausareal Guldisloo. Zwölf Streckenposten wurden gezielt ausgewählt, damit alle Anforderungen, die der Strassenverkehr an den Radfahrer stellt, wie etwa Rechtsabbiegen, Linksabbiegen mit korrektem Einspuren, Kreisverkehr, Regelkenntnis der Signale und Markierungen sowie ein korrektes Verhalten gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden, geprüft werden können.

Was sind die Herausforderungen für euch als Instruktoren?

Jedes Kind hat für die Benützung des Fahrrads andere Voraussetzungen. Je nach geografischer Lage können die Kinder besser und schlechter mit dem Velo und dem Verkehr umgehen und Situationen einschätzen. Wir erleben sehr unterschiedliche Ausgangslagen. Einige Kinder beherrschen das Velofahren perfekt, während andere Kinder erst in der Schule mit dem Velo in Kontakt kommen oder sich sogar erst kurz vor den Prüfungen intensiv mit den Gegebenheiten auseinandersetzen.

Wie viele Personen sind bei der Veloprüfung involviert?

Zwischen dreissig und vierzig freiwillige Helferinnen und Helfer sind den ganzen Tag im Einsatz. Einige davon sind seit bald zwanzig Jahren bei diesem Projekt dabei. Diese Arbeit ist für uns sehr wertvoll und wir sind froh, dass wir auf die Dienste dieser Personen zählen können. Die Prüfung ist nur dank diesem ehrenamlichen Engagement möglich. Damit die bis zu 300 Schülerinnen und Schüler gut betreut werden, sind während der Prüfungszeit auch die jeweiligen Lehrpersonen im Einsatz. Der Tag ist minutiös durchgeplant. Sehr erfreulich ist, dass neben Seegräben auch einige Wetziker Privatschulen die Chance nutzen und ebenfalls an der Prüfung teilnehmen.

Wie werden die Schülerinnen und Schüler auf die Veloprüfungen vorbereitet?

Das fängt schon sehr früh an. Je nach Ortschaft ist die Kantonspolizei Zürich oder die Gemeinde- bzw. Stadtpolizei bereits im Kindergarten mit der Fussgängerschulung beauftragt. Als Ziel im Lehrplan ist klar formuliert, dass die Kinder den Weg zum Kindergarten selbstständig absolvieren können. In der Primarschule werden die Schulklassen mit stufengerechtem Unterricht auf das Velo fahren vorbereitet. Das beginnt bei den Velobestandteilen, den Signalen, dem Linksabbiegen sowie dem Vortrittsrecht und geht bis hin zum Kreisverkehr in der fünften Klasse. Theorie und Praxis werden in der fünften Klasse konkretisiert und gezielt auf die Prüfung abgestimmt. Wir stellen in allen Phasen ein ausführliches, gut verständliches Lehrmittel zur Verfügung. Dieses ist die perfekte Vorbereitung für die Theorieprüfung, die in den Klassen jeweils online absolviert wird.

Was haben die Eltern während dieser Zeit für eine Aufgabe?

Die Eltern übernehmen die Verantwortung, dass das Velo den Vorschriften entspricht. Meistens helfen die Eltern auch in der Lernphase und üben die Strecke bereits vorgängig mit ihren Kids. In der letzten Woche vor der Veloprüfung sehe ich nebst den Kindern oft Eltern mit ihren Kindern die anspruchsvollen Situationen üben, was mich besonders freut und zeigt, dass auch die Eltern das Thema ernst nehmen. Zudem frischen die Eltern dadurch ihr eigenes Wissen auf, das schadet nie.

Der Strassenverkehr verändert sich stetig. Wie transportiert ihr dies in den Unterricht?

Die Kantonspolizei Zürich arbeitet seit 2014 eng mit der Fachstelle Veloverkehr zusammen, welche die Lehrmittel kontinuierlich auf dem neusten Stand hält. Dieser Austausch wird sehr geschätzt und ist für beide Seiten gewinnbringend. Gesetzliche Änderungen, etwa die Altersbeschränkung für das Fahren auf dem Trottoir, werden von uns in der Praxis umgesetzt und wir geben Inputs und Anliegen weiter, die wiederum in die Weiterentwicklung der Lehrmittel einfliessen. Somit haben wir einen hohen Aktualitätsgrad in unserem Unterricht.

«Auf der Strasse funktioniert es nur, wenn ein Miteinander gelebt wird. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O.»
Matthias Recher, Kinder- und Jugendinstruktor Kantonspolizei Zürich

Wie bist du zu deinem Beruf als Kinder- und Jugendinstruktor gekommen?

Nach Abschluss der Grundausbildung und dem Bereitschaftsdienst konnte ich Erfahrungen als Protokollführer bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich sammeln, ein paar Jahre später begann ich meinen Dienst auf der Polizeistation Wetzikon. Mit der Zeit wurde mein Wunsch, mich beruflich zu verändern, immer stärker. Da ich die Verkehrsinstruktion schon immer als sinnvolle Aufgabe erachtete und ich auch privat mit Kindern und Jugendlichen arbeitete, bot sich mit der Pensionierung von Franz Lisibach die Möglichkeit, bei der Verkehrsinstruktion einzusteigen.

Die anspruchsvolle Prüfungsstrecke. Bild: Kantonspolizei Zürich

Was fasziniert dich persönlich an deinem Job?

Kinder sind sehr ehrlich, das gefällt mir besonders an der Arbeit mit ihnen. Nach einer intensiven und lehrreichen Lektion sind bereits erste Resultate sichtbar und Rückmeldungen zeigen mir, dass die Kinder das Erlernte anwenden. Diese Resultate und schöne Momente motivieren mich, den Unterricht proaktiv zu erweitern und weiterzuentwickeln. Auch die Rolle als Drehscheibe zwischen Schülern, Eltern, Lehrpersonen und Behörden gefällt mir – die Begegnungen machen meinen Job spannend und sehr abwechslungsreich.

Hat sich die Prüfung in den letzten Jahren verändert?

Wir stellen fest, dass die Kinder grundsätzlich weniger Velo fahren, während der Verkehr immer dichter wird. Dies ist eine anspruchsvolle Entwicklung, welcher wir mit Offenheit begegnen und versuchen, die Schülerinnen und Schüler möglichst schnell an die neue Ausgangslage zu gewöhnen. Beständig ist nur die Veränderung, wir ziehen mit.

Was möchtest du allen Verkehrsteilnehmenden mit auf den Weg geben?

Auf der Strasse funktioniert es nur, wenn ein Miteinander gelebt wird. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O. Viele Situationen im Strassenverkehr sind klar geregelt, andere erfordern gesunden Menschenverstand sowie Rücksichtnahme gegenüber dem Schwächeren. Routine ist dabei sicher hilfreich.

Was wünschst du dir für Wetzikon?

Ich wünsche mir, dass Wetzikon eine lebendige und attraktive Stadt bleibt und das Freizeitangebot für alle Altersgruppen bestehen bleibt. Auch wünsche ich mir, dass Lösungen gesucht werden, damit der Strassenverkehr miteinander und nebeneinander mit dem nötigen Respekt flüssig und unfallfrei funktioniert.

Bild: Kantonspolizei Zürich

Matthias Recher ist in Hittnau aufgewachsen und lebt seit 2016 mit seiner Partnerin in Uster. Er hat drei erwachsene Kinder. In der Präventionsabteilung der Kantonspolizei Zürich ist er seit 2008 für die Kinder- und Jugendinstruktion in Wetzikon, Seegräben, Hinwil und weiteren Gemeinden zuständig.

Andreas Wolfensberger