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Gossau ZH
23.04.2024

Langweidstrasse: Test mit Tempo 20 geplant

Die Gemeinde plant, im Spätsommer 2024 aus der Langweidstrasse testeshalber eine Begegnungszone zu machen.
Die Gemeinde plant, im Spätsommer 2024 aus der Langweidstrasse testeshalber eine Begegnungszone zu machen. Bild: Google StreetView/Wikipedia
Seit Jahren kämpfen die Anwohner der Langweidstrasse in Grüt dafür, dass die Quartierstrasse vom Durchgangsverkehr entlastet wird. Die Gemeinde plant nun eine Begegnungszone als Test.

Die Anwohnenden der Langweidstrasse in Grüt kämpfen seit Jahren gegen den zunehmenden Durchgangsverkehr. Die gegründete IG Langweidstrasse setzt sich dafür ein, dass die Strasse gemäss den Vorgaben des Richtplans genutzt wird. Denn die Langweidstrasse übernimmt als kommunale Quartierstrasse keine übergeordnete Funktion, sondern erschliesst primär das Quartier.

2'000 Fahrten am Tag

In der Realität sieht es aber anders aus: Wie Messungen zeigen, hat der Verkehr auf der besagten Strasse zwischen 2015 und 2022 um 45 % zugenommen, während das umliegende Strassennetz einen Zuwachs von nur rund 6 bis 9 % verzeichnet. Wochentags wird die Strasse von rund 2'000 Fahrzeugen pro Tag befahren, an den Wochenenden von jeweils 1'500 Fahrzeugen pro Tag. Gemäss IG Langweidstrasse sind 90 % Durchgangsverkehr, also Fahrzeuge, welche Wetzikon auf dem schnellsten Weg umfahren wollen.

Mass des Erträglichen längst überschritten

Für die IG Langweidstrasse ist dies längst kein Zustand mehr, und sie interveniert seit Jahren bei der Gemeinde, der die Strasse gehört.

Bereits 1999 begann die Gemeinde mit ersten Massnahmen, mit dem Platzieren von Betonelementen, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachten. Auch die 2006 eingeführte Tempo-30-Limite brachte keine Verbesserung. Der im Jahr 2016 geplante Trottoirbau scheiterte an der Gegenwehr der Anwohner. 2022 dann erfolgte ein weiterer Versuch: Die Strasse wurde vorübergehend gesperrt – zu Testzwecken, um den Verkehrsfluss auf den umliegenden Strassen zu messen. Das Ergebnis war wenig überraschend: Der Verkehr nutzte die umliegenden Strassen, darunter auch die Umfahrung via Bertschikon.

Im Mai 2023 gab's einen Hoffnungsschimmer, als der Dorfverein Grüt die Gemeinde und die Anwohner zu einer öffentlichen Info- und Austauschveranstaltung lud. Damals kündigte die Gemeinde ein Bürgel-Panel an, welches sich den Verkehrsthemen in der Gemeinde – nicht nur an der Langweidstrasse – annehmen wolle.

Baustelle führt zu neuem Ärger

Vor wenigen Wochen führte eine Baustelle an der Grüningerstrasse, unweit von der Kreuzung in die Langweidstrasse, erneut für Unmut bei den Anwohnern. Durch die Baustelle nahm der Durchgangsverkehr erneut zu. Das grösste Ärgernis für die IG war jedoch, dass durch eine Signalisation noch aktiv auf die Langweidstrasse hingewiesen wurde. Neben den Zusatzfahrten befürchtete die IG Langweidstrasse zudem einen Lerneffekt. Viele Autofahrende hätten dadurch die Langweidstrasse als Umgehungsstrasse von Wetzikon entdeckt und würden die Strasse nach Abschluss der Bauarbeiten weiter nutzen, so die Befürchtung der IG.

Gemeinde will Tempo 20 testen

Nun scheint man einen neuen Anlauf zu nehmen. Wie Simon Leibundgut, Anwohner und Mitglied der IG Langweidstrasse, gegenüber zueriost.ch sagte, hätten im letzten Jahr zwei Workshops zum Thema Gesamtverkehrskonzept mit der Gemeinde und den Anwohnern stattgefunden. Nun soll eine neue Massnahme getestet werden: Im Spätsommer 2024 ist ein Test mit einer Begegnungszone geplant, wo Tempo 20 gilt und Fussgänger gegenüber dem Mobilverkehr Vortritt haben.

Wie Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder gegenüber zueriost.ch sagte, liegen erste Ideen vor. Das Ziel sei, die Strasse so umzugestalten, dass der Durchgangsverkehr erheblich erschwert werde, sodass die Strasse künftig gemieden werde.

Wird's der 4. Versuch bringen?

Dies wäre dann die vierte Massnahme seit 1999. Die IG Langweidstrasse will der neuesten Idee zwar eine Chance geben, doch sie betrachtet das Vorhaben nüchtern. Erst wenn das Projekt umgesetzt sei, werde man sehen, was es bringe. Wichtig sei den Anwohnern, dass es zeitnah passiere. Das Prinzip Hoffnung sei keine Strategie mehr für sie.

Was sind Begegnungszonen?

Begegnungszonen können überall dort zum Einsatz kommen, wo eine Mischung der Verkehrsteilnehmer zu einem besseren Verkehrsablauf führt als die Verkehrstrennung.

Neben klassischen Wohnquartieren kann dies beispielsweise bei Bahnhofsvorplätzen, in Altstadtsituationen, in Geschäftsquartieren oder im Bereich von Schulhäusern der Fall sein. Begegnungszonen können ein ganzes Quartier umfassen, sie können aber auch auf kurzen Abschnitten signalisiert werden. Begegnungszonen gibt es in kleinen Gemeinden, aber auch in grossen Städten.

Die Begegnungszone wurde im Jahr 2002 eingeführt. In Begegnungszonen gelten folgende Regeln:

  • Höchstgeschwindigkeit 20 km/h
  • Fussgänger haben Vortritt (sie dürfen die Fahrzeuge jedoch nicht unnötig behindern)
  • Das Parkieren ist nur an den durch Signale oder Markierungen gekennzeichneten Stellen erlaubt.

Quelle: Fussverkehr Schweiz

Zürioberland24/bt