Jairo setzt den Bogen an. Mal langsam, mal schnell streicht er über die Saiten seines Kontrabasses, den Blick konzentriert auf die Notenblätter auf dem Ständer vor ihm gerichtet. Dann legt er den Bogen weg und zupft die Saiten mit seinen Fingerkuppen – manchmal ganz zart, dann wieder kräftig. Wenig später greift er erneut zum Bogen, bevor das nächste Pizzicato folgt. Mit seinem ganzen Körper geht er beim Spiel mit, man sieht und spürt seine Hingabe. Und als Laie staunt man, welche Klänge der 14-Jährige seinem Instrument zu entlocken vermag.
Lehrer Josef Gilgenreiner beobachtet von seinem Stuhl aus jeden Bogenstrich, jeden Fingersatz seines Schülers ganz genau. Manchmal lehnt er sich dabei weit vor und folgt mit seinem Kopf Jairos Bewegungen. Nachdem dieser seinen Vortrag beendet hat, setzt sich der Lehrer an den Flügel und sagt: «Das war wirklich cool. Aber es gibt noch ein paar Intonationsdetails, die wir etwas genauer anschauen wollen.»
Vor 6 Jahren begonnen
Es ist ein regnerischer Spätnachmittag Ende Januar. Wir befinden uns in der Musikschule Zürcher Oberland (MZO) in Wetzikon. An der Wand des Raums stehen mehrere Kontrabässe in einer Reihe, den Abschluss macht ein Instrument in der ungefähren Grösse eines Cellos. Es ist ein Kontrabass für Kinder, auch Jairo hat vor sechs Jahren auf einem solchen Instrument zu lernen begonnen. Heute ist er einer von drei Schülerinnen und Schülern, die Josef Gilgenreiner im Rahmen des Förderprogramms «Junge Talente Musik» unterrichtet.