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Grüningen
19.02.2024
20.02.2024 13:26 Uhr

Ursula Leibundgut mit dem 2. «Leue Priis» geehrt

Am 6. Januar 2024 wurde Ursula Leibundgut mit dem 2. «Leue Priis» ausgezeichnet. Sie war sichtlich gerührt.
Am 6. Januar 2024 wurde Ursula Leibundgut mit dem 2. «Leue Priis» ausgezeichnet. Sie war sichtlich gerührt. Bild: Yvonne Cassol
Beim traditionellen Neujahrsanlass am 6. Januar wurde zum zweiten Mal der «Leue Priis» vergeben. Geehrt wurde damit die 83-jährige Ursula Leibundgut, die sich seit ihrem Zuzug 1972 in der Gemeinde engagiert hat. Aber auch sie war schon einmal froh um die Hilfe der Grüninger.

Ursula Leibundgut wurde am 13. November 1940 in Beinwil am Hallwilersee geboren. Dort ist sie auch aufgewachsen und hat die Schule besucht. Im Spital Aarau hat sie die Lehre als Kinderkrankenschwester gemacht. Es sei für sie zu Beginn sehr schwierig gewesen, weg von zuhause zu sein, und die Arbeit habe ihr auch nicht wirklich gefallen. Im ersten Lehrjahr habe sie nämlich nur Milchflaschen putzen und Nachttöpfe leeren müssen.

Nach der Lehre hatte sie genug vom Spital. Sie ging für ein Jahr nach England, um die Sprache zu lernen. Gearbeitet hat sie dort ebenfalls als Kinderkrankenschwester. Verdient habe sie nicht viel, 12 Pfund pro Woche. «Wenn ich mal in den Ausgang ging, habe ich das hart verdiente Geld im BH versteckt. Dort war es sicher», sagt sie lachend.

Aufenthalt in New York

Nach der Zeit in England hatte sie eine Stelle bei einer reichen Familie in Zürich angenommen. Dort wurde sie aber nicht glücklich. Darum nahm sie kurze Zeit später eine neue Stelle bei einer anderen Familie an. Mit dieser konnte sie für ein Jahr nach New York reisen, weil der Mann dort arbeitete. Sie erinnert sich noch gut: «Am 4. September 1962 ging der Flug von Zürich nach New York. Am gleichen Tag ist eine Caravelle bei Dürrenäsch, unweit ihres Geburtsorts, abgestürzt.» Niemand hatte diese Tragödie überlebt. Auf ihrem Flug sei dann eine ganz komische Stimmung gewesen. In New York habe es ihr gut gefallen. «Ich ging mit den Kindern der Familie jeden Tag im Central Park spazieren.»

Gemeinderätin aus Leidenschaft: Ursula Leibundgut (rechts) mit Susanna Jenny, Theophil Müller, Andreas Vögele (v.l.n.r.). Bild: Yvonne Cassol

Seit 1972 in Grüningen

Nach der Rückkehr in die Schweiz und einem weiteren Jahr bei der gleichen Familie kündigte sie und trat eine neue Stelle als Telefonistin bei der Firma Polaroid an. Dort hat sie auch ihren Mann kennengelernt. Nach verschiedenen Wohnorten sind sie 1972 nach Grüningen gezogen. «Wir wurden herzlich aufgenommen und haben uns schnell heimisch gefühlt», erinnert sich die heute 83-Jährige. Mit den drei Kindern Barbara, Nathalie und Nicole haben sie auf der Bürglen gewohnt. Als ihr Mann 1974 aus dem Haus ausgezogen war, stand sie mit ihren drei Mädchen allein da. Dank der grossen Unterstützung aller Bewohner im Bürglen-Quartier konnte sie arbeiten gehen. «Man half sich gegenseitig, es war eine Wucht.» Aufgrund ihrer Ausbildung wurde sie immer wieder zu Familien gerufen, wenn es irgendwo ein medizinisches Problem gab.

Kinderhütedienst gegründet

1976 trat sie dem Frauenverein bei. Zusammen mit Vreni Meiner und Ruth Walter gründeten sie einen Kinderhütedienst – damals ein Novum für Grüningen. Nachdem eine Bewilligung bei der damaligen Kirchenpflegepräsidentin Lydia Urner eingeholt werden musste und bei Fritz von Gunten eine Versicherung abgeschlossen wurde, konnten die Kinder jeden Donnerstagnachmittag gegen einen Unkostenbeitrag von 2 Franken im Kirchgemeindesaal abgegeben werden. Diesen Dienst haben die drei Frauen während vieler Jahre angeboten.

Ursula Leibundgut war Gemeindekrankenschwester mit Leib und Seele. Bild: zvg

Lebensaufgabe Gemeindekrankenschwester

Irgendwann habe dann Ruth Graber bei ihr an der Türe geläutet, sie hatte Geld für die Pro Senectute gesammelt. Nach einem langen Gespräch hat sie Leibundgut den Job als Gemeindekrankenschwester angeboten. Diese Aufgabe, anfangs noch zusammen mit Hedy Walder – entpuppte sich zu ihrer grossen Lebensaufgabe. 27 Jahre lang war sie in der Funktion tätig. 1988 wurde aufgrund einer Gesetzesänderung (KVG) die Spitex Grüningen gegründet. Auch dort hatte Leibundgut noch bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2003 weitergearbeitet.

Auch Behördentätigkeit

1986 wurde Leibundgut in die Fürsorgebehörde gewählt. Nach 8 Jahren und zwei Legislaturen hat sie in den Gemeinderat gewechselt, wo sie 12 Jahre lang das Ressort Sicherheit betreute und Sicherheitsvorständin war. In diesen 12 Jahren im Gemeinderat habe sie viel erlebt und gelernt, sei es an den vielen Märkten, in der Alterssiedlung oder auch bei den geselligen Gemeinderatsreisen. «Es gäbe viele Anekdoten zu erzählen», sagt sie mit einem Schmunzeln.

Parallel dazu war sie 26 Jahre lang Präsidentin des Frauenvereins und hat 30 Jahre bei der Pro Senectute mitgearbeitet. Auch heute, mit 83 Jahren, ist Ursula noch immer mit der Pflege verbunden. Sie arbeitet als Freiwillige in der Betreuung von schwerkranken Menschen.

Carlo Wiedmer / Redaktion Grüninger Post