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Wetzikon
26.11.2023
26.11.2023 15:15 Uhr

ZEIT.WERK – ein Blick hinter die Kulissen

Hilfe beim Einkaufen oder Begleitung bei Spaziergängen: Auch das bietet ZEIT.WERK.
Hilfe beim Einkaufen oder Begleitung bei Spaziergängen: Auch das bietet ZEIT.WERK. Bild: zvg
Sie sind unverzichtbar: All die Freiwilligen, die sich unzählige Stunden für andere engagieren. Beim Zentrum für Freiwilligenarbeit ZEIT.WERK, das vom Verein Nachbarschaft Wetzikon+Seegräben betrieben wird, sind es aktuell rund 50 Personen.

«Das offene Geheimnis der Freiwilligenarbeit ist, dass man sich dort einbringt, wo es einem möglich ist und wo es Spass macht», sagt Christoph Wachter. Der ehemalige Texter und Berufsschullehrer ist beim Verein Nachbarschaft Wetzikon+Seegräben seit rund zwei Jahren für PR und Werbung zuständig und damit ein Paradebeispiel, wie man seine langjährige Erfahrung weiterhin nutzt. Auch Willi Hug, Personalverantwortlicher und vorläufiger Präsident des Vereins, ist überzeugt: «Es macht Freude, an etwas Sinnvollem weiterzuarbeiten. Der Vorteil von Freiwilligenarbeit? Man kann selbst wählen, wo man sich engagiert. Bei uns braucht es grundsätzlich keine Vorkenntnisse. Jedoch muss man die Bereitschaft mitbringen, sich für andere Menschen Zeit zu nehmen.»

«Im letzten Jahr wurden 3350 Stunden freiwillige Arbeit geleistet.»
Willi Hug, Präsident ad interim

Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren

ZEIT.WERK bietet sogenannten Gebenden gleich mehrere Optionen, sich solidarisch einzusetzen. 2022 wurden mit den verschiedenen Angeboten laut Hug über 3'350 Stunden freiwillige Arbeit geleistet. Das entspricht mehr als neun Stunden täglich. Am meisten nachgefragt werde der Fahrdienst für mobilitätseingeschränkte Menschen. Aber auch die Nachbarschaftshilfe sei beliebt. Sie vermittelt sporadische Hilfe im Garten, bei kleinen Reparaturen oder administrativen Arbeiten, beim Einkaufen oder bei Fragen zu Computer und Handy.

«Es ist wichtig, zu betonen, dass wir keine regelmässigen Aufträge vergeben. Eine wiederholte Gartenpflege zum Beispiel soll von einer professionellen Firma erledigt werden. Die Gebenden leisten spontane Hilfe im Alltag und füllen Lücken, wo es noch kein Angebot gibt. Das geschieht ohne Vergütung.»

Anrufdienst und Plaudertelefon

Auch der Anrufdienst ist kostenfrei. Er hat primär den Zweck, regelmässig festzustellen, ob die alleinstehende Person wohlauf ist. Etwas weiter gehen der Besuchsdienst sowie das Plaudertelefon. Beide Angebote sorgen sich um Menschen, die allein leben und sich regelmässig Kontakt wünschen.

Geben und selbst profitieren

Die freiwillige Arbeit lohnt sich aber auch für die Gebenden. Sie erhalten neben einem guten Gefühl eine Zeitgutschrift. Ihre eingebrachte Zeit können sie dann als Nehmende mit dem Bezug einer Dienstleistung selbst wieder einsetzen. Ein weiterer spannender Pluspunkt: Für Gebende gibt es kostenfreie Weiterbildungen im Bereich Freiwilligenarbeit. Auch im Lebenslauf mache sich ein Einsatz gut, weiss Wachter.

Präsident gesucht

Ein solch vielseitiger Betrieb benötigt klare Strukturen und Zuständigkeiten. Die Organisation war eines der zentralen Themen, mit denen sich der Verein in diesem Jahr beschäftigte. «Wir suchen zwar immer noch einen Präsidenten. Aber ich würde behaupten, dass wir nun sehr gut aufgestellt sind. Die Aufwände haben sich dadurch für alle stark reduziert», meint Hug.

Wichtig sei der Abgleich des Angebots mit den Leistungsvereinbarungen, u. a. mit der Stadt Wetzikon, erklärt Wachter. Diese habe den Verein seit seiner Gründung 2018 beauftragt, die Koordination, die Weiterentwicklung und den Ausbau der Angebote im Bereich der Freiwilligenarbeit zu übernehmen. Ein klares Ziel der Altersstrategie heisst: «ambulant vor stationär». Aktuell sind drei Personen aus dem Vorstand damit beschäftigt, ein weiteres Angebot auf die Beine zu stellen. Unter dem Motto «Gleichgesinnt gesellt sich besser», möchte man Gruppen bilden, die sich zu gemeinsamen Aktivitäten, wie malen und zeichnen, zusammenschliessen.

Die Kosten für solche Projekte sowie für den gesamten Betrieb des ZEIT.WERK deckt der Verein zum einen durch Spenden und Mitgliedschaften. Zum anderen wird er direkt von der Stadt Wetzikon, der Gemeinde Seegräben und den beiden Landeskirchen finanziell unterstützt.

«Häsch Ziit, mach mit!»

Ein Thema, das den Verein weiterhin beschäftigt, ist die öffentliche Wahrnehmung. Gerade auch bei jüngeren Generationen will man mit dem einfachen Motto «Häsch Ziit, mach mit!» punkten.

«Den Gebenden bieten wir kostenfreie Weiterbildungen im Bereich Freiwilligenarbeit. Der Einsatz für andere macht sich auch im Lebenslauf gut.»
Christoph Wachter

«Am einfachsten ist es, Gebende fürs Nachbarschaftsauto zu gewinnen. Hierzu muss man sich nicht über eine längere Zeit verpflichten», sagt Wachter und ergänzt: «Wer sich für eines der Angebote – ob gebend oder nehmend – interessiert, nimmt am besten Kontakt mit unserer Beratungsstelle auf. Uns ist es sehr wichtig, dass man sich professionell betreut fühlt. Unsere zwei Fachpersonen stellen dies sicher.» Man könne auch ganz unkompliziert beim regelmässig stattfindenden Kafi ZEIT.WERK vorbeischauen.

Die Arbeit der Freiwilligen beim ZEIT.WERK leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Förderung des Miteinanders und der Solidarität in der Bevölkerung. Sie ist dabei auch eine Bereicherung für die Freiwilligen selbst. Vielleicht wäre gerade die Weihnachtszeit ein wunderbarer Zeitpunkt, jemandem Zeit zu schenken?

ZEIT.WERK

Zentrum für Freiwilligenarbeit Wetzikon+Seegräben
Bahnhofstrasse 256
8623 Wetzikon

Telefon044 552 27 27

zweitwerk.info

Nathalie Meyer