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Gossau ZH
21.11.2023
24.11.2023 08:50 Uhr

Stefi – Gossaus erfolgreiche Kunstturnerin

Fühlt sich wohl auf dem Stufenbarren: Stefi Siegenthaler aus Bertschikon.
Fühlt sich wohl auf dem Stufenbarren: Stefi Siegenthaler aus Bertschikon. Bild: zvg
Die 25-­jährige Stefi Siegenthaler aus Bertschikon ist erfolgreiche Kunstturnerin. Sechs Tage die Woche trainiert sie in Magglin­gen, ihre freie Zeit geniesst sie am liebsten mit ihrer Familie zuhause. Im Interview erzählt sie von ihrem Sportalltag.

Bist du in Bertschikon aufgewachsen?

Jein. Geboren bin ich in St. Gallen und aufgewachsen im Grüt. Meine Familie lebt nun in Bertschikon. Da ich von Montag bis Samstag in Magglingen trainiere, bin ich Wo­chenaufenthalterin in Biel. Am Wochenende freue ich mich aber immer, bei meiner Mutter in Bert­schikon zu sein.

Wann hat dich die Sportbegeisterung gepackt?

Da war ich ungefähr vier. Meine Mutter war Kunstturntrainerin und ich noch zu jung, um allein zu sein. Deshalb war ich bei den Trainings dabei und sollte auf dem Mattenwagen mein Puzzle lösen. Schnell merkte ich, dass das Training viel aufregender war. Ich stellte mich, noch mit dem «Nuggi» im Mund, in die Reihe und begann so meine Karriere im Kunstturnen.

Deine ganze Familie scheint sportlich zu sein.

Schon mein Grossvater war Kunstturner und hat diese Sportart meiner Mutter «übergeben». Auch sie war erfolgreiche Turnerin im Kader und anschliessend Trainerin in meinem noch heutigen Stammverein in Hinwil. Das sportliche Gen liegt also definitiv in der Familie. Dennoch haben sie mich nie gepusht.

Wie passt dein zeitaufwändiger Sport ins Familienleben?

Meine Familie hat viel Verständnis für meine Leidenschaft und unter­stützt mich. Wir sind eine aktive Familie. Auch meine Geschwister sind viel unterwegs. Umso schöner ist es, wenn wir für ein Familienessen oder für einen Anlass zusammenkommen.

Hast du dich auch für andere Sportarten interessiert?

Im Schulsport versuchte ich es mit Bällen, in der Freizeit mit Schneesport, Schwimmen oder jeglichen Sportarten mit einem Schläger. Doch nichts lag mir so gut wie das Kunstturnen. Ausschlaggebend ist sicherlich meine Körpergrösse. Eine der besten Voraussetzungen im Kunstturnen ist, wenn man nicht zu gross ist.

Welcher Bereich im Kunstturnen macht dir am meisten Freude?

Ich war bei Team-­Wettkämpfen lange nur am Stufenbarren oder Schwebebalken im Einsatz. In den letzten Jahren konnte ich mich weiterentwickeln. Ich bin eine gute Mehrkämpferin, was bedeutet, dass ich an allen vier Geräten – Stufenbarren, Schwebebalken, Bo­den und Sprung – eine solide Leistung erbringen kann. Bestätigt wurde mir dies, als ich 2021 an den Weltmeisterschaften in einem Mehrkampf im Final starten konn­te. Dennoch fühle ich mich am Stufenbarren und am Schwebebal­ken noch immer am wohlsten.

Wie sieht ein typischer Trainingstag aus?

Das erste Training beginnt um 11 Uhr. Davor ist Zeit für die Schule oder die Arbeit. Ich habe mit der Ausbildung zur medizinischen Masseurin begonnen und arbeite zudem noch im Büro beim Bundesamt für Sport. Von 11 bis 13 Uhr steht Trainieren an zwei Gerä­ten auf dem Programm. Nach einer kurzen Mittagspause wieder arbeiten oder für die Schule lernen. Das zweite Training an den Geräten, Trampolin und einem spezifischen Krafttraining, gibt’s von 15 bis 18 Uhr. Nach der Dusche und einem Eisbad mache ich mich auf den Weg nach Hause in Biel.

Das klingt sehr anstrengend, aber wie man sieht, lohnt es sich.

Für mich bedeutet Erfolg nicht unbedingt eine Medaille um den Hals oder ein Diplom an der Wand. Ich orientiere mich viel mehr an der Leistung, die ich erbracht habe, und anerkenne mir so den Erfolg. Auf dem Papier stehen Plätze wie: 6. Rang mit dem Team an den vorolympischen Spielen und 4. Rang mit dem Team an der EM. 24. Rang Einzel an der WM und zahlreiche Schweizermeisterschaftsmedaillen.

Bleibt dir bei dem vollen Terminplan noch Zeit für Hobbys?

Nur sehr wenig, aber ich kenne nichts anderes. Ich sage mir im­mer: «Turnen werde ich nicht, bis ich graue Haare habe. Da bleiben später noch genügend Türen, die ich öffnen werde. In der Freizeit gönne ich mir ab und zu einen Spa-Besuch, welchen ich zur Erholung und für Zeit mit Freunden nutzen kann.

Was steht als Nächstes an?

Ich habe mit der Vorbereitung für die kommenden Europameisterschaften im Frühling 2024 be­gonnen. Zudem versuche ich, mir einen Startplatz für die Olympi­schen Spiele in Paris zu erturnen.

www.stefi-siegenthaler.ch

Isabella Schütz