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Wetzikon
05.10.2023

«Ich bi jede Tag uf em Fuessballplatz»

Lebende Legende beim FC Wetzikon: Stefan «Steno» Bosshart.
Lebende Legende beim FC Wetzikon: Stefan «Steno» Bosshart. Bild: FC Wetzikon
Wenn man sich in Wetzikon auf den Sportplatz Meierwiesen begibt, erkennt man bereits aus der Ferne eine gelbe Mütze und ein Brasilien-Shirt. Stefan «Steno» Bosshart lebt für den Fussball und den FC Wetzikon. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.

Lieber Steno, wie lange lebst du schon in Wetzikon?
Mein ganzes Leben. Ich bin hier geboren und im Schöneich-Quartier aufgewachsen. Ich habe aber schon viele schöne Orte entdeckt, unter anderem Jamaika und die USA, und ich besuche ab und zu Verwandte am Gardasee in Italien.

Seit wann bist du Mitglied beim FC Wetzikon?
Im Alter von zehn Jahren (1968) bin ich dem Club beigetreten und durchlief alle Juniorenstufen. Nach zehn Jahren verletzte ich mich bei einem Grümpelturnier am Meniskus. Das bedeutete leider früh das Ende meiner aktiven Laufbahn als Spieler. Zu einem späteren Zeitpunkt kam ich in einer anderen Funktion zurück.

Wie hast du diesen Rückschlag überwunden?
Die neu gewonnene Zeit nutzte ich für die Musik. Zusammen mit meinen Jungs gründete ich eine Band. Auch der heutige Stadtrat Remo Vogel spielte in der Band. Mit ihm pflege ich bis heute eine tiefe Freundschaft. Remo wohnte damals schon im gleichen Block wie meine Frau Ruth, die es seit über 40 Jahren mit mir aushält (lacht). Wir gründeten kurz nach unserer Hochzeit eine Familie und wurden Eltern eines Mädchens, darauf folgten zwei Jungs. Für ein Fussballteam hat es zwar nicht ganz gereicht, aber mit den drei Kindern war immer etwas los.

Machst du heute noch Musik?
Nicht mehr aktiv, aber die Liebe zur Musik ist geblieben. Ich habe eine riesige Plattensammlung zuhause. Allein von meiner Lieblingsband, den Beatles, besitze ich über 1000 Schallplatten. Ich durfte vor etwa zehn Jahren Tony Sheridan, der den Beatles sehr nahestand, persönlich treffen. Diesen Moment werde ich nie vergessen.

Wie kam es zur Rückkehr auf den Fussballplatz?
Als meine beiden Söhne Beni und Lukas mit dem Fussballspielen begannen, war auch ich wieder oft auf dem Fussballplatz anzutreffen. Bruno Schaufelberger, liebevoll von allen «Götti» genannt, motivierte mich damals, nicht nur nutzlos an der Seitenlinie zu stehen. Er hatte recht! 1992 begann ich als Trainer und die Aufgabe gefiel mir sehr. Ich trainierte alle Stufen, ausser die 1. Mannschaft und die Senioren. Nach zwölf Jahren fragte mich das Fanionteam an, als Betreuer mitzuhelfen. Von dort aus wechselte ich zur 1. Mannschaft der Damen, wo mich eine motivierte Frauentruppe erwartete. Mein guter Freund Bruno Brazio begleitete mich während der gesamten Zeit. Er war immer sehr engagiert und formte tolle Teams. Heute trainieren wir gemeinsam die 1. Mannschaft der Damen, ich amte dabei als Co-Trainer.

«S’Resultat chunnt inen Herdöpfelsack ine und de rüeri in Bach.»
Stefan «Steno» Bosshart

Was macht dir Freude an der Trainerfunktion?
Ich bin jeden Tag auf dem Fussballplatz. Die Entwicklung der Jugendlichen zu sehen, macht mir unglaublich viel Freude. Wir sind eine grosse Familie und ich liebe diesen Sport. Von einigen Jungen trainierte ich bereits die Eltern.

Begleitet dich Ruth auch auf den Fussballplatz?
Ab und zu, sie ist aber nicht so angefressen wie ich. Wir haben zusammen viel erlebt und sie ist das Beste, was mir je passiert ist. Wir haben gemeinsam drei wunderbare Kinder grossgezogen. Damit meine zeitintensive Passion neben der Familie Platz hatte, hielt Ruth mir immer den Rücken frei. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Ohne sie wäre mein ganzes Engagement für den FCW niemals möglich gewesen.

Hast du einen Lieblingsplatz neben dem Fussballplatz?
Die Badi Meierwiesen, dort kann ich mich im Sommer abkühlen, und wenn es mir zu viel wird, kann ich schnell zurück auf den Fussballplatz. Wir fangen keine neuen Moden mehr an... (lacht).

Was ist dir in Verbindung mit dem Sport wichtig?
«S’Resultat chunnt inen Herdöpfelsack ine und de rüeri in Bach», predigte ich jeweils nach Niederlagen und emotionalen Szenen in der Garderobe. Wichtig sind die Freude, der Teamgeist und eine positive Stimmung. Aus jeder Niederlage lernt man, nur so kommt man weiter. Der Fussballplatz ist ein Ort, wo man viele Leute kennenlernt und Freundschaften entstehen. Auch leistet der FCW einen grossen Beitrag bei der Integration verschiedenster Menschen.

Was wünschst du dir für Wetzikon?
Ich hoffe auf eine zukunftsorientierte Zentrumsentwicklung. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre es eine verkehrsfreie Zone, eine Flaniermeile mit einem Café und Konzerten, die zum Verweilen einladen. Für den Fussballclub wünsche ich mir keine Engpässe bei den Trainerinnen und Trainern – ohne ehrenamtliches Engagement wird es schwierig. Dies vor allem für unsere Kids: Sie stehen für mich an erster Stelle und lernen im Fussball oder bei anderen Mannschaftssportarten viele essenzielle Werte und was es heisst, gemeinsam mit anderen Menschen Ziele zu erreichen.

Andreas Wolfensberger