Pater Gregor wirkt als Professor für biblisches Hebräisch und semitische Sprachen am Studium Biblicum Franciscanum. Immer wieder begleitet er auch Pilgergruppen durch das Heilige Land, mit dem er bestens vertraut ist. Pater Gregor gehört dem Franziskanerorden an. Seine Ordensgemeinschaft ist bereits seit über 800 Jahren im Heiligen Land tätig.
Hüter der Heiligen Stätten
«Wir Franziskaner sehen uns auch selbst als «Hüter der Heiligen Stätten» In der Vergangenheit hiess das ganz praktisch, die heiligen Stätten zu erhalten», erklärt Pater Gregor, «das ist eigentlich auch heute noch so. «Heilige Stätte» heisst aber nicht nur, einen Ort als Erinnerungsort zu bewahren, als Museum oder als archäologische Ausgrabungsstätte. Pilger und auch Touristen sollen Orte vorfinden, wo sie Gottesdienste feiern können, beten, meditieren, biblische Texte an Ort und Stelle lesen.» Dies ist nach wie vor der Schwerpunkt der Arbeit der Franziskaner. Sie besitzen seit 1342 den päpstlichen Auftrag, die Heiligen Stätten zu hüten, Pilgerfahrten und das Wissen und die Verehrung dieser Orte zu fördern. Sie sorgen sich auch um den Erhalt der Heiligtümer, damit sie auch in Zukunft für das Gebet zur Verfügung stehen.
Religiöse und politische Spannungen
«Religion spielt in der Gesellschaft (in Israel wie in Palästina) eine viel stärkere Rolle als in den west- oder mitteleuropäischen Ländern. Die Menschen definieren ihre soziale und ethnische Identität selbstverständlich über ihre religiöse Zugehörigkeit.», erzählt Pater Gregor Geiger. In Israel leben überwiegend Juden sowie grössere muslimische und kleinere christliche und drusische Minderheiten, während die Palästinensischen Gebiete grösstenteils von sunnitischen Muslimen, bevölkert sind, neben denen es einige christliche Gemeinden gibt. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen des Landes. Im Mai 2021 gab es in mehreren Städten bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen. Politische und religiöse Faktoren lassen sich dabei kaum voneinander trennen. Religiöse Extremisten wie die islamistische Hamas und nationalreligiöse jüdische Gruppen zeigen kein Interesse an einer friedlichen und gerechten Lösung des Territorialkonflikts zwischen Israelis und Palästinensern zu haben.