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Wetzikon
21.06.2023
21.06.2023 14:16 Uhr

Imposantes Chorspektakel für den Jubilar Nägeli

Mystische Stimmung bei der Inszenierung von «Moonlight Sound Design».
Mystische Stimmung bei der Inszenierung von «Moonlight Sound Design». Bild: Verein HGN250
Am Wochenende vom 16. bis 18 Juni 2023 feierte Wetzikon mit einem grossen inszenierten Chorspektakel den 250. Geburtstag des Sängervaters Hans Georg Nägeli. Unter der Leitung von Roger Widmer wurden drei eindrückliche und einzigartige Aufführungen gezeigt. Das Spektakel zeigte die Vielseitigkeit von Nägeli und würdigte ihn mit einer imposanten Darbietung.

Rund 70 Personen des Männerchors Zürich, des Frauenchors Bubikon und des Projektchors Zürcher Oberland, acht Gesangs-Solist:innen, zwei Harfenistinnen, eine Pianistin, ein Perkussionist sowie eine Schauspielerin und ein Schauspieler waren Teil der Inszenierung (Zürioberland24 berichtete im Vorfeld).

Chor und Solist:innen zeigten abwechselnd ihr Können

Das Spektakel begann nicht wie ein übliches Konzert. Zu Beginn kamen die Männer in kleineren Gruppen auf die Bühne, und die tiefen Bassstimmen begannen das Lied «De Profundus» von Arvo Pärt. Nach und nach gesellten sich alle Sänger dazu und schlossen sich dem Gesang an. Anschliessend verteilten sich die Sängerinnen in der Kirche, übernahmen den Ton der Männer und starteten mit Alfred Schnittkes «Stimmen der Natur» auf einem einzigen, langen Ton. 

In Nägelis Stücken «Frühlingsfeyer mit Bravourstimmen» und dem Wechselgesang «Komm Freude, komm!» zeigten die Solisten und der Chor abwechselnd ihr Können und ihre Hingabe zur Musik.

Finnischer Anti-Kriegs-Gesang

Der Schluss des ersten Teils bildete Veljo Tormis mit seinem modernen Stück «Raua needmine». Der Anti-Kriegs-Gesang verflucht mit archaischen Klängen die Waffen. Eindrücklich zeigte der Chor die brodelnde Wut in der Musik, er skandierte den finnischen Nationaltext, worin sich die angestaute Emotion schliesslich in einer apokalyptischen Vision entlädt. Die emotionalen Bilder auf der Leinwand waren ebenfalls beeindruckend, so dass das Publikum nach dem letzten Ton kurz innehielt.

Parallelen der damaligen und heutigen Zeit

Die Musik und die Leinwand zeigten immer wieder Parallelen der damaligen und heutigen Zeit. Die szenischen Einsprengsel der Schauspielenden zwischen dem Konzert waren informativ, spannend und immer wieder mit Humor bespickt. «Prost Nägeli»! Auch Nägelis sehr lebendige Briefe an seine Frau war einer der hervorragenden Schwerpunkte des Abends.

Einsingen mit dem Publikum

Einer der vielen Höhepunkte des Abends war das Einsingen mit dem Publikum nach der Pause. Roger Widmer motivierte schnell die ganze Kirche, welche mit Begeisterung die angesagten Übungen ausführten und gemeinsam mit dem Nägeli-Chor die Kirche zum Beben brachte.

«Kyrie» und «Gloria» aus siebenstimmiger Missa solemnis und der «Lichtschöpfer» der Herren gestalteten unter anderem das abwechslungsreiche Programm.

Im Bann der Sterne

Der zweite Teil des Abends widmete sich auch den Himmelssphären. Das Lied «An die Sterne», welches abwechslungsweise vom Chor und den vier Solistinnen gesungen wurde, hatte berührt. Das darauffolgende Stück «Stars» von Erik Esenvald blieb schwebend und bewegte sich im sphärischen Raum.

Die Glasharfe, die die Sängerinnen einsetzten, und die berührenden Einsätze des 8-köpfigen Vokalensembles erzeugten einen Gänsehauteffekt. Auch die Inszenierung von «Moonlight Sound Design», mit effektvollem Nebel, der die sechs Solistinnen und den Chor umhüllte, brachte eine mystische Stimmung hervor.

Roger Widmer singt mit dem Publikum ein. Bild: Verein HGN250

Bewegender Abend

Die 9 x 3 Meter grosse, ununterbrochen bespielte Leinwand war ein bedeutender Teil des Abends und zeigten eindrückliche Bilder aus Nägelis Zeiten, der Gegenwart und der Welt der Fantasie.

Isabelle Imperatori-Steinbrüchel und Johanna Baer begleiteten an der Harfe, Klavier und Orgel spielte Rebecca Ineichen. Perkussion und Vibraphon übernahm Manuel Leuenberger. Auch sie zeigten eine eindrückliche Leistung.

Die Gesamtleistung hat viele beeindruckt. «Es war einfach wow! Ich war berührt, begeistert und weiss nun einiges mehr über Nägeli!», schwärmte eine Besucherin am Schluss der Veranstaltung. «Die Programm-Zusammenstellung ist Roger Widmer äusserst gut gelungen.», ergänzte ein jüngerer Herr.

«Nach der guten Idee mit dem Einsingen, überlege ich mir wirklich, ob ich mich einem Chor anschliessen soll», berichtete eine andere Dame. Begeistert war auch die Vizepräsidentin des Vereins 250 Jahre HGN, Carole Bruderer: «Alle, die es nicht erlebt haben, sind selbst schuld, und die anderen haben immer noch Sterne in den Augen... und in den Ohren!» schwärmte sie.

Der Chor sang nicht nur Historisches von Nägeli, sondern auch aktuelle Chormusik. Dieser zweite Schwerpunkt aus der Gegenwart zeigte dem Publikum, wie aktuell Nägelis Anliegen und Gedanken bis heute geblieben sind.

«Freut euch des Lebens»

Weil Nägeli immer wollte, dass möglichst alle Menschen zusammen musizieren, sang der Chor gemeinsam mit dem Publikum zum Schluss «Freut euch des Lebens». «Der Funke zwischen Chor und Publikum ist definitiv übergesprungen, es war fantastisch. Nägeli hätte seine grosse Freude daran gehabt», ergänzt Kathrin Siegfried.

Mit diesem Chorspektakel gelang den beiden Hauptverantwortlichen Roger Widmer und Kathrin Siegfried eine eindrückliche Hommage an einen weltoffenen Mann, dessen musikalisches Erbe auch nach 250 Jahren noch lebendig ist.

Weitere Programm-Highlights


Buchvernissage «Hans Georg Nägeli – Einsichten in Leben und Werk»
Donnerstag, 22. Juni

Revisiting Teil 5: Nachlass und Erbe
Freitag, 30. Juni 2023

Nägeli goes to KZO
Dienstag, 27. Juni

Theater Nägeli-Nagel
2. und 3. September 2023

Symposium & Gesangsfest
22. und 23. September

Ausstellung «Freut euch des Lebens»
bis 29. Oktober

Nägeli4U
Freitag, 17. November

Audiowalk
jederzeit möglich

Weitere Infos findest du in der Zürioberland24-Agenda oder auf www.hgn250.ch

Gabriela Gasser