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Grüningen
01.06.2023
03.06.2023 08:55 Uhr

Der Mann mit dem «Schoggi-Job»

Heinz Mikle an einem seiner vielen Mikroskope.
Heinz Mikle an einem seiner vielen Mikroskope. Bild: zvg
Heinz Mikle aus Grüningen war über 30 Jahre international in der Kakaoforschung tätig und hat auf wissenschaftlicher Basis geforscht. Neben Schokolade und Aromen hat der pensionierte Chemiker noch weitere spannende Hobbys.

Eigentlich möchte Heinz Mikle nicht, dass ein «Gewese» um seine Person gemacht wird. Doch während seines Berufslebens hat der mittlerweile pensionierte Chemiker einiges bewegt. Zwölf Jahre stand er als Obmann einer Forschungsgruppe in Deutschland vor und hat über 30 Jahre lang zu Kakao geforscht. Mikle hat den Kakaoproduzenten und Schokoladenherstellern weltweit geholfen, die Inhaltsstoffe der Kakaobohne durch korrekte Fermentation und die Kakaoverarbeitung zu optimieren, um Fehlaromen zu vermeiden. «Ich hatte einen wissenschaftlichen Schoggi-Job», lacht er. In die Schokoladenindustrie kam er, als er als Lebensmitteltechnologe in München arbeitete und von einem grossen italienischen Schokoladeproduzenten eine Anfrage kam. «Sie hatten Probleme bei der Verarbeitung von Kakao. Das Problem konnte er lösen, und bald darauf kam der Kakaospezialist mit englischen Schokoladenherstellern in Kontakt, wo ähnliche Probleme aufgetaucht waren. So kam es, dass Mikle in der Schokoladenindustrie als Entwicklungsleiter in der Qualitätssicherung tätig war und weiter in der Kakaoforschung arbeitete. Während vieler Jahre hatte Mikle die Zusammensetzung der Kakaobohnen analysiert und sich u.a. auch mit Bio-zertifizierten Kakaobohnen auseinandergesetzt.

Gut für die Gesundheit

Von der positiven Wirkung der Kakaoinhaltsstoffe ist Mikle mehr denn je überzeugt. «Biologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kakaopflanze eine reichhaltige Quelle von Flavonolen ist. Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe verhindern ein Zusammenkleben der Blutplättchen.» Vereinfacht ausgedrückt werden die Gefässe erweitert und – ähnlich wie bei Aspirin – die Thrombozytenaggregation gehemmt.

«Unter dem Mikroskop zeigen sich die Wunder der Natur, von der wir noch vieles abschauen könnten.»
Heinz Mikle

Faszination für Mikroskope

Mikle ist viel in der Welt herumgereist und war längere Zeit in Westafrika, wo er sein Wissen über den Kakaoanbau und dessen Verarbeitung vertiefte. Heute lebt er zurückgezogen mit seiner Frau in einem Haus in Grüningen und geht seinen Hobbys nach. Er sammelt z.B. antike Kakaobüchsen, Pendel- und Standuhren und ist Kurzwellenradio-Amateur. Zudem besitzt Mikle eine beachtliche Sammlung von aussergewöhnlichen Mikroskopen. «Ich war schon während meiner Gymnasialzeit fasziniert von Mikroskopen, konnte mir aber nie ein eigenes leisten.» Vor allem die unterschiedlichen Hefekulturen hätten es ihm angetan. Als er in der Kakaoindustrie zu arbeiten begann, konnte er sich erstmals erstklassige Mikroskope leisten. In seinem Arbeitszimmer stehen heute über ein Dutzend Geräte.

Kunstwerke unter dem Mikroskop

Das Mikroskopieren ist seine grosse Leidenschaft. Aus den Weihern der Umgebung holt er immer wieder Proben mit Kleinstlebewesen wie Wasserflöhen oder Wimperntierchen, die er sich unter den Mikroskopen genauer anschaut. Auch Gräser, Getreide und Pilze kann er so bis in die kleinsten Details darstellen und bestimmen. Wenn er die Proben dann noch einfärbt oder ausleuchtet, entstehen spektakuläre Kunstwerke. «Unter dem Mikroskop zeigen sich die Wunder der Natur, von der wir noch vieles abschauen könnten», sagt der hochspannende Pensionär, der noch viel von seinem Wissen weitergeben könnte.

  • Grieswurzel unter dem Mikroskop Bild: Heinz Mikle
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  • Bambus unter dem Mikroskop Bild: Heinz Mikle
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  • Wasserfloh unter dem Mikroskop. Bild: Heinz Mikle
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Im Oktober/November 2023 wird Heinz Mikle in der Mediothek Grüningen einen Vortrag über Kakao und Schokolade halten. Informationen folgen in der nächsten Ausgabe. 

Martina Gradmann, Redaktion Grüninger Post