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Leserbrief
Grüningen
17.05.2023

Umweltsünde Deponie Tägernauerholz

So sieht der Wald im Tägernauerholz heute aus.
So sieht der Wald im Tägernauerholz heute aus. Bild: depo-nie.com
Zürioberland24-Leser Jakob Bodmer, Förster aus Grüningen, fühlt sich betroffen ob der Deponiepläne im Tägernauer Holz. Ein Leserbrief.

Viele Leserbriefschreibende haben in letzter Zeit ihren Unmut über die Deponiepläne im Tägernauerholz geäussert. Mit Recht, denn man darf doch in der heutigen Zeit nicht einfach Wald opfern, nur um unsere Reststoffe zu entsorgen.

Waldsünde Nr. 1

Ich durfte neben anderen Wäldern auch den Staatswald Grüningen (Wald in staatlichem Eigentum, Anm. d. Red.) während 33 Jahren betreuen. Darum fühle ich mich besonders betroffen und mache einen kurzen Rückblick in die 1970er Jahre, zur Umweltsünde Nr. 1. Da hatte der Regierungsrat des Kantons Zürich den Variantenentscheid der Forchautostrasse getroffen. Inzwischen wissen wir alle, die Strasse wurde gebaut und führt mitten durch den 75 ha grossen Staatswald, vermutlich damals schon – der Weg des geringsten Widerstands. Damit wurde die Waldsünde Nr. 1 geboren.

Waldsünde Nr. 2

Nun zur Sünde Nr. 2. Zum einen bin ich mehr als erstaunt, dass die ZAV Recycling AG den Gestaltungsplan bereits jetzt eingereicht hat. Damit setzt man sich offenbar über die Spielregeln hinweg und wartet nicht auf die Gesamtschau aller Deponien im Kanton Zürich. Zum anderen wollte man vor Jahren das Deponievolumen verdoppeln, nun kommt man mit einer abgespeckten Variante, um dann später vergrössern zu können.

Dazu muss ich noch etwas erklären: Die Erfahrungen von Sturmschäden haben gezeigt, dass eine aktuelle Schadenfläche im Wald sich in den nächsten Jahren immer verdoppelt hat, denn die neu entstandenen Waldränder sind nicht robust genug, um gegen neue Schäden gewappnet zu sein. D.h. aus der Deponiefläche von 6 Hektaren würden in den nächsten Jahren mindesten 12 Hektaren.

Und wo würde sich das ereignen? Mitten im Staatswald Grüningen, wo man einmal mehr den Weg des geringsten Widerstands wählt. D.h. es sind keine Einsprachen von Privatwaldbesitzern zu befürchten. Hier schreibe ich es einmal mehr: Muss für eine Deponie auch ein Zipfel eines Waldes herhalten, wird man sich nicht gross dagegen wehren. Aber inmitten eines Waldes, d.h. im Herzen des Waldes, darf das ganz einfach nicht passieren. Denn eines sollte uns Menschen bewusst sein: Die Natur kommt schon zu recht ohne uns Menschen, wir aber sollten uns bewusst sein, dass wir ohne die Natur nicht überleben werden!

Jakob Bodmer