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Grüningen
20.04.2023
21.04.2023 10:20 Uhr

Aufgepasst, Hirschen!

Haci Goekbas (rechts) führt mit seiner Freundin und seinem Cousin neu den Gasthof Hirschen.
Haci Goekbas (rechts) führt mit seiner Freundin und seinem Cousin neu den Gasthof Hirschen. Bild: MG
Seit Anfang Februar 2023 wirtet im Hirschen ein neuer Gastgeber. Im denkmalgeschützten Gebäude bietet Haci Goekbas gutbürgerliche Küche an und als Spezialität Cordon bleu.

Das Schild ist nicht zu übersehen und soll eigentlich die Autofahrer:innen vor querenden Wildtieren warnen. Im Stedtli Grüningen ist es jetzt allerdings das neue Wirtshausschild des Gasthofs Hirschen.

Der Gastbetrieb ist neu in Restaurant, «Büel-Egge» und «Alte Metzg» unterteilt, womit darauf hingewiesen wird, dass im Haus aus dem 15. Jahrhundert noch bis 1973 eine Metzgerei untergebracht war (siehe Box). «In so einem Haus kann man keine Pizzeria machen», sagt Goekbas. Auch türkische Gerichte und Spezialitäten aus seiner ehemaligen Heimat hätten für den gebürtigen Kurden nicht gepasst. Er habe sich das Angebot der Grüninger Restaurants angeschaut und sich für eine gutbürgerliche Küche mit Cordon bleu als Spezialität entschieden.

In der Gastronomie aufgewachsen

Goekbas ist als 15-Jähriger in die Schweiz gekommen und gleich in den Gastro-Familienbetrieb eingestiegen. Über Basel und Zürich kam er nach Effretikon. In Illnau liess er sich 2013 einbürgern. Er habe immer in der Gastronomie gearbeitet und sich das meiste mit «learning by doing» angeeignet. Auf den «Hirschen» sei er zufällig gestossen. «Natürlich ist es in der Gastronomie schwieriger geworden, vor allem weil man fast keine guten Mitarbeitenden findet», weiss Goekbas. Er selbst wird in der Küche von seinem Cousin und im Service von seiner Freundin unterstützt. Von den Grüninger:innen seien sie gut aufgenommen worden.

Hirschen-Hüsli wird wiedereröffnet

Viele Gäste sind jedenfalls froh, dass es im «Hirschen» weitergeht. Was viele besonders freut: Am Frühlingsmarkt wird das «Hirschen-Hüsli» wiedereröffnet und soll dann durchgehend ab 14 Uhr geöffnet sein. «Wir möchten das Hirschen-Hüsli am Nachmittag in Verbindung mit dem Garten und abends als Bar offen haben.»

Gasthof Hirschen

Ein halbes Jahrtausend «Wirtschaftsgeschichte»

Der Gasthof Hirschen ist laut Aufzeichnungen der Heimatschutzgesellschaft Grüningen der älteste Gasthof Grüningens und der Region und soll schon um 1250 erstmals als Taverne erwähnt worden sein. Schon damals hat der Gasthof als «Eckstein» des Städtchens gedient und wurde dank seiner starken Bauart auch vom Feuer verschont, das 1551 die Häuser längs der Stadtmauer zerstörte. Nach dem Brand wurde der «Hirschen» als stattliches Treppengiebelhaus neu errichtet. Die Nordost- und die Südfassade waren Teile der Stadtmauer.

1603 wurde das Haus umgestaltet; die Innenräume erhielten Wand- und Deckenmalereien. Die Gaststube war im Obergeschoss, wo heute das Säli ist. Die Täferung und das Einbaubuffet stammen aus dem Jahr 1768. Auch um das Jahr 1715 war der «Hirschen» nachweislich eine Taverne.

Bis 1800 war darin eine Bäckerei und bis 1973 eine Metzgerei untergebracht. Als volkstümlicher Metzger und Gastwirt wirkte bis 1961 Wirt Albert Reimann. Eine umfassende Restaurierung und Sanierung folgte in den Jahren 1988 und 1989.

Martina Gradmann, Redaktion Grüninger Post