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Leserbrief
Grüningen
16.03.2023
21.04.2023 10:08 Uhr

Positive CO2-Bilanz auf Kosten eines intakten Waldes?

Bild: AdobeStock
Durch den kurzen Transportweg, der am Ende des Entsorgungsprozesses entstandenen Schlacke, soll die CO2-Bilanz des Abfalls positiv beeinflusst werden. Nur 8 km ist der Transportweg von der ZAV Recycling auf dem Gelände der KEZO zur geplanten Walddeponie im Tägernauer Holz. Was auf den ersten Blick logisch erscheint, ist als Argument bei genauer Betrachtung lächerlich, findet Leserin Karen Herrmann aus Grüningen.

Durch den kurzen Transportweg, der am Ende des Entsorgungsprozesses entstandenen Schlacke, soll die CO2-Bilanz des Abfalls positiv beeinflusst werden. Nur 8 km ist der Transportweg von der ZAV Recycling auf dem Gelände der KEZO zur geplanten Walddeponie im Tägernauer Holz. Was auf den ersten Blick logisch erscheint, ist als Argument bei genauer Betrachtung lächerlich. Der angelieferte Abfall, der in Hinwil verbrannt und recycelt wird, stammt aus dem ganzen Kanton Zürich, dem Wallis, aus dem Kanton Solothurn und dem nahen Ausland und erfolgt ausschliesslich per LKW. Die KEZO ist an kein Schienennetz angebunden. Da diese LKWs nach dem Ablad ja auch wieder zurückfahren müssen, kann somit die Schlacke ohne grossen Mehraufwand in die Lieferregionen zum Deponieren zurückgeführt werden.

Wurde das Schlagwort CO2-Verminderung durch kurze Transportwege überhaupt tiefer betrachtet? Wird die CO2-Bilanz in den Fokus der Argumentation gerückt, entsteht ein weiteres Argument, das sicherlich auf längere Sicht zu beachten ist: der Standort der KEZO in Hinwil. Die KEZO Hinwil weist aufgrund ihres Standortes die schlechteste Energienutzung  aller KVAs im Kanton Zürich aus. Lediglich 10 % der erzeugten Energie kann als Wärme und 20 % als Strom genutzt werden. Als Vergleich die KVA Hagenholz: 55 % der erzeugten Wärme wird im Fernheizsystem für Zürich verwendet aus weiteren 16 % wird Strom erzeugt.

Bei einer Deponie im Tägernauer Holz soll das Argument des kurzen Transportwegs für die zu deponierende Schlacke von der Zerstörung unseres grössten Waldes und seines Ökosystems ablenken. Auch eine Wiederaufforstung verbessert das Projekt nicht. Wald entsteht nicht durch das Ersetzen der Bäume, ein Wald und sein einmaliges Ökosystem entsteht erst in mehr als 100 Jahren. So etwas kann nicht nachhaltig sein!

Überall auf der Welt werden grosse Mengen Geld gesprochen und internationale Verträge unterschrieben, um die Wälder auf der ganzen Welt zu schützen. Staatsmenschen der ganzen Welt sprechen sich für den Schutz des noch vorhandenen Waldes aus. Sie alle sind sich des Wertes jeden Waldes auf der Erde bewusst, ob klein oder gross. Dieses Wissen und diese Haltung scheint in der Baudirektion noch nicht verinnerlicht worden zu sein.

Im Tägernauer Holz kann die Umsetzung des Waldschutzes und die CO2-Bilanz zum Nulltarif umgesetzt werden indem wir diesen, unseren Wald, Wald sein lassen. Lassen wir mehr als 4'000 gesunde Bäume stehen und uns das Tägernauer Holz als wertvolles Naherholungsgebiet geniessen. Eine 100-jährige Buche produziert pro Stunde 1,7 kg Sauerstoff, gerade so viel wie 50 Menschen zum Atmen brauchen.

Wir werden uns gegen dieses DepoNie-Projekt mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln wehren, für unser Tägernauer Holz.

Karen Herrmann