Die ZAV Recycling AG drückt aufs Gaspedal. Das Abfallentsorgungsunternehmen strebt nach Gewinn und forciert den Gestaltungsplan der geplanten Schlacke-Deponie Tägernauerholz auf dem Gemeindegebiet Gossau/Grüningen. Es will dafür sorgen, dass so schnell wie möglich die Holzfäller und Bagger auffahren.
7000 Bäume bedroht
Für eine Abfalldeponie von 750‘000 m3 auf einer Fläche von 14 Fussballfeldern sollen 7000 gesunde Bäume gefällt werden. Pikantes Detail: Einer der Schlüsselspieler im Bewilligungsverfahren ist der Zürcher Regierungsrat und Baudirektor Martin Neukom. Er politisiert im Schosse der grünen Partei, aber blendet ausgerechnet im Tägernauerholz seine politischen Grundwerte aus.
Eine völlig neue Ausgangslage
Dies kommt bei Susanna Jenny nicht gut an. Die frühere Gemeindepräsidentin von Grüningen kämpft seit Jahren darum, die Deponie zu verhindern. Und je länger der Kampf dauert, desto sicherer ist sie, auf der richtigen Seite zu stehen: «Als das Projekt Anfang der 2000er Jahre in Angriff genommen wurde, hatten wir noch ganz andere Abfallzahlen und Schlacke-Mengen aus der Kehrichtverbrennung.»
Ringen um Rentabilität
Damit die Kehrichtverbrennungsanlagen im Kanton weiterhin rentabel verbrennen, muss eine beachtliche Menge Abfall aus der ganzen Schweiz zugeführt werden, wobei die Schlacke zu einem grossen Teil im Kanton Zürich deponiert bleibt. Seit Recycling und Entsorgung tief im Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung verankert sind, haben wir zu wenig Abfall, um diese reine Walddeponie zu rechtfertigen.»
Selbst Grüne wollen abholzen
Frustriert meint sie: «Wenn sich auf kantonaler Ebene nicht einmal mehr Grüne-Politiker für den Erhalt des Waldes stark machen, stimmt etwas nicht.» Dabei hatte das Bundesgericht dem Kanton Zürich vor Jahresfrist noch eine deutliche Lektion erteilt und die geplante Richtplanfestsetzung mit einem doppelten Volumen (1,5 Millionen Kubikmeter) abgewiesen.
Doch die für den Bau zuständige Hinwiler ZAV Recycling AG plant unbeirrt weiter. In den kommenden Wochen soll der Gestaltungsplan für die halb so grosse Deponie eingereicht werden. Im Vordergrund stehen wirtschaftliche Interessen. Das Geschäft mit Abfall floriert. Für das Geschäftsjahr 2021 wies die ZAV Recycling AG einen Gewinn von 3,4 Millionen Franken aus – Tendenz steigend.