«Stedtli-Umfahrung? Die werde ich wohl nicht mehr erleben», hört man von Stedtli-Bewohnenden auf Nachfragen mit einem zünftigen Schuss Ironie. Doch ums Lachen ist es ihnen nicht. Seit Jahrzehnten haben sie für eine Lösung gekämpft, welche das historische Stedtli vom Verkehr entlasten soll. Denn der ist nicht eben wenig.
Eine Verkehrsplanerin des Kantons Zürich prognostizierte bereits im Jahr 2008, dass bis 2025 täglich 5000 Fahrzeuge durchs Stedtli fahren werden. Das Projekt des Architekten – eine Umfahrungsstrasse mit Brücke über das Aabachtobel, welches das geschützte Ortsbild nicht beeinträchtigen soll – freute die Stedtli-Bewohnenden darum sehr. Doch mittlerweile herrscht bei vielen Ernüchterung. Geht es weiter? Kommt die Umfahrung, wie das eigentlich versprochen wurde?
Begeistert vom Star-Architekten
2018 verkündete die Regierungsrätin Carmen Walker Späh das Siegerprojekt des ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs in der Kirche Grüningen. Die Architektur-Ikone Santiago Calatrava himself war zugegen und stellte den Anwesenden seine Überlegungen zu einer umweltverträglichen Umfahrung vor. Eine elegant geschwungene Brücke soll in einen Tunnel führen und sich optisch in die Landschaft einfügen.
Die Grüningerinnen und Grüninger waren begeistert vom Projekt und vom renommierten Architekten, der sich intensiv mit Grüningen befasst hatte. Sechs bis acht Jahre sollte es bis zur Fertigstellung dauern, doch damit konnten die meisten leben.