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Gossau ZH
02.02.2023
30.05.2023 07:55 Uhr

Verkehr in Gossau: Auch in Bertschikon regt sich Widerstand

Auf der schmalen Hardstrasse quetschen sich wochentags viele Autos durch.
Auf der schmalen Hardstrasse quetschen sich wochentags viele Autos durch. Bild: BT
Nicht nur in Gossau Dorf und im Grüt ist der Verkehr deutlich sichtbar. Auch in Bertschikon gibt es zu Stosszeiten ein Gewusel, wenn sich die Fahrzeuge aus verschiedenen Richtungen durch den Flaschenhals beim kleinen Dorfplatz würgen. Die vorübergehende Sperrung der Langweidstrasse im Dezember 2022 im Grüt führte zu einer Zusatzbelastung in Bertschikon. Und zur Gründung der IG Hardstrasse.

Einige Bertschikerinnen und Bertschiker staunten nicht schlecht, als sie von der temporären Sperrung der Langweidstrasse erfuhren. Sofort war ihnen klar: Das wird die Wacht zu spüren bekommen. Und so war es dann auch. Hans Peter Derksen aus Bertschikon erinnert sich: «Schon ab dem ersten Tag fuhren deutlich mehr Autos und Lastwagen durchs Dorf, sowohl auf der Hardstrasse als auch auf der Heusbergstrasse.»

Dass die Gemeinde die Bertschiker Bevölkerung nicht im Vorfeld über die geplante Sperrung orientiert hatte, sei sehr irritierend gewesen. «Der Wachtenabend letzten Oktober wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, um die Bertschiker Bevölkerung zu informieren, zumal an diesem Abend das Thema Verkehr ja noch explizit von einem Dorfbewohner angesprochen worden ist», findet der mittlerweile pensionierte Jurist, der seit vielen Jahren in der Gemeinde wohnt und früher auch in verschiedenen Gemeindebehörden tätig war. Diese mangelnde Kommunikation seitens der Gemeinde sei mit ein Grund, warum die IG Hardstrasse gegründet worden sei.

Ziel: Verträglicher Verkehr

Der Verkehr ist natürlich nicht erst seit gestern ein Thema, sondern beschäftigt die Bertschiker:innen seit langem. Der Verkehr auf der Hardstrasse habe deutlich zugenommen, so Derksen, der selbst dort wohnt.

Die Verkehrssituation in den engen Verhältnissen beim Dorfplatz und beim Dorfeingang Hardstrasse sei zuweilen auch gefährlich. «Viele fahren, von Grüt herkommend, mit hoher Geschwindigkeit ins Dorf hinein. Dort, wo sich auch Kinder bewegen.» Ein Trottoir auf der Hardstrasse gibt es aus Platzgründen nur teilweise. Die Kinder müssen meist auf der Strasse gehen. «Eigentlich ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist», sagt der 73-jährige Derksen.

«Die Diskussionen um den Verkehr werden zuweilen emotional geführt. Der Vorstand sieht es als eine seiner Aufgaben an, diese zu filtern und auf eine sachliche Ebene zu bringen.»
Hans Peter Derksen, Präsident IG Hardstrasse

Vom Interesse überrascht

Als man von der temporären Sperrung erfuhr, war der Zeitpunkt für sie gekommen, eine IG zu gründen, um sich damit mehr Gehör bei der Gemeinde zu verschaffen. Am

7. Dezember 2022 war die Gründungsversammlung, Ende Januar fand die erste GV statt. Auf die geplante IG habe man per Flugblatt und über persönliche Kontakte aufmerksam gemacht und sei vom Interesse überrascht worden. «Wir waren am Anfang ein paar wenige Leute, mittlerweile sind es schon über 50 Mitglieder.» Das bestätige ihm, dass das Bedürfnis, etwas bewegen zu wollen, gross ist. Einige hätten sich bereits zuvor einzeln bei der Gemeinde gemeldet, auch er selbst. Doch wirklich ernst genommen habe man sie dort nicht. «Durch die Gründung der IG Hardstrasse und die vereinten Kräfte erhoffen wir uns, auf einer anderen Ebene mit der Gemeinde gemeinsam Lösungen zu finden.»

Tempo 60 und Lastwagenverbot

Die IG Hardstrasse habe nicht grundsätzlich etwas gegen den Verkehr. Man wolle an der Hardstrasse vielmehr ein Verkehrsregime herbeiführen, das für alle Verkehrsteilnehmenden verträglich sei. Die IG soll «die Interessen und die Sicherheit der Anwohnenden an der Hardstrasse, aber auch der Dorfbewohnenden wahren», steht in den Statuten. Sie hat auch schon konkrete Vorstellungen: die Hardstrasse zeitnah für den Lastwagenverkehr sperren und Tempo 60 ausserorts einführen.

Konstruktiver Dialog

Wichtig ist Hans Peter Derksen und allen anderen Mitgliedern, dass ein sachlicher und konstruktiver Dialog geführt wird. «Die Diskussionen um den Verkehr werden zuweilen emotional geführt. Der Vorstand sieht es als eine seiner Aufgaben an, diese zu filtern und auf eine sachliche Ebene zu bringen.» Von der Gemeinde erwarte sie im Gegenzug – wie die IG Langweidstrasse –, dass zeitnah Lösungen erarbeitet werden, um die Situation nachhaltig zu verbessern.

Barbara Tudor