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Grüningen
25.11.2022
08.02.2023 15:05 Uhr

Wie aus Stoffresten und alten Hemden Neues entsteht

Doris Jauch in ihrer Upcycling­-Welt.
Doris Jauch in ihrer Upcycling­-Welt. Bild: Petra Hugentobler
Doris Jauch aus Grüningen hat sich ganz dem «Upcycling» verschrieben. Mit der Nähmaschi­ne ihrer Mutter kreiert sie aus alten Hemden, gebrauchten Jeans und den unterschiedlichs­ten Stoffresten bunte Acces­soires.

Doris Jauch wohnt schon seit fünfzehn Jahren in Grüningen. Aufgewachsen ist sie in Kloten. Ins Zürcher Oberland sei sie mit ihrer Familie gezogen, weil sie einen sonnigeren Ort suchten. «Mit dem Kinderwagen durch das neblige und laute Kloten zu spazieren, war nicht unsere Vorstellung als junge Familie.»

Nähmaschine von der Mutter

Eigentlich wäre Doris gerne Handarbeitslehrerin geworden. Aber der Drang, eigenes Geld zu verdienen, war dann doch grösser, als noch länger die Schulbank zu drücken. So machte sie eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Buchhalterin, als die sie heute, seit die Kinder gross sind, wieder in einem Teilzeitpensum arbeitet.

Ihre Mutter war gelernte Schneiderin. Von ihr hat Doris gelernt, mit Nadel und Faden umzugehen. Nähen sei bis heute ihr liebstes Hobby. Als ihre Mutter starb, erbte sie deren Nähmaschine. Und als die Kinder langsam flügge wurden, zog es Doris immer häufiger hinter die Nähmaschine.

Nähstube unter dem Dach

Im Dachgeschoss ihres Hauses hat sie sich eine gemütliche Nähstube eingerichtet, wo die grosse Bernina-Nähmaschine sofort ins Auge fällt. Aber auch die unzähligen Unikate, die auf dem Sofa ausgebreitet sind, sind ein Hingucker: Taschen in den verschiedensten Motivstoffen, Kirschsteinkissen in Herzform und Schlüsselanhänger. Nähkurse habe sie nie besucht, sondern sich ihr Know-how selbst angeeignet.

«Jetzt fehlt nur noch ein Label, dann sind die Taschen perfekt.»
Doris Jauch

«So eine Tasche will ich auch»

Aus dem Hobby hat sich mittlerweile eine kleine Produktion samt Fangemeinde entwickelt. Auf die Idee, ihre selbstgenähten Taschen zu verkaufen, sei sie erst durch eine Freundin gekommen. Ihr hatte Doris zum Geburtstag eine ihrer Taschen geschenkt. Als diese im Tram von einer Passantin auf die Tasche angesprochen wurde, habe sie die Freundin animiert, ihre Taschen auch zum Verkauf anzubieten. «Diese Frau im Tram war dann auch tatsächlich die erste offizielle Kundin. Und so habe ich angefangen, mehrere Taschen am Stück zu nähen», verrät Doris. Danach hatte sie an einem Hausflohmi von Freunden die Gelegenheit, ihre Waren anzupreisen. Auch am Frühlings- und Herbstmarkt in Bauma sei sie schon ein paarmal gewesen. An den Märkten in Grüningen würde sie zwar ebenfalls gerne einen Stand betreiben, doch da seien die Kosten für sie zu hoch. «Jetzt fehlt nur noch ein Label, dann sind die Taschen perfekt», sagt Doris fröhlich.

Wiederverwenden statt entsorgen

Für die Herstellung einer Tasche braucht Doris circa zwei Stunden. Wobei die Auswahl der Stoffe auch noch Zeit brauche. Inspirieren lasse sie sich durch Besuche in Stoffläden. Am auffallendsten sind ihre Taschen aus alten Jeans. Das Futter besteht aus ausgemusterten Hemden ihres Mannes. «So bekommen die nicht mehr gebrauchten Kleidungsstücke einen neuen Wert.» Eine Stofftasche gibt’s für 40 Franken, eine Jeanstasche für 60 Franken. Doris ist sich bewusst, dass sie damit kein grosses Geld verdienen kann. Aber das stehe auch nicht im Vordergrund. Ihr liege vielmehr das Thema Upcycling am Herzen. «Nicht bei jedem Einkauf eine neue Tüte mitzunehmen, ist doch bereits ein kleiner Beitrag für unsere Umwelt.»

Petra Hugentobler