Es ist gut, dass in Katar endlich Fussball gespielt wird. So bleibt die Hoffnung, dass die negativen Kommentare und die laute Kritik am Austragungsort allmählich in den Hintergrund rücken.
Der Auftritt der katarischen Mannschaft gegen Ecuador machte aber deutlich, dass es für das Heimteam in den kommenden Tagen sehr schwer wird. In den weiteren Gruppenspielen gegen Senegal und die Niederlande geht es wohl vor allem darum, nicht zu sehr unter die Räder zu kommen. Dass im riesigen al-Bayt-Stadion viele Plätze leer blieben, deutete nicht auf die ganze grosse Fussball-Euphorie am Persischen Golf hin.
Und noch etwas anderes spricht für eine eher langatmige WM: Die Schiedsrichter sind angewiesen, jede Sekunde nachspielen zu lassen. So dauerte die erste Partie 100 Minuten – zu lange!
Nummer 44 setzt starkes Zeichen
Dagegen hat Ecuador, die Nummer 44 des Fifa-Rankings, ein starkes Zeichen gesetzt und angedeutet, dass mit den Mannschaften aus Südamerika an der ersten Winter-WM der Fussball-Geschichte zu rechnen ist. Vor allem Enner Valencia, der Topscorer der türkischen «Süper Lig», legte eine beeindruckende Talentprobe ab. Er traf in der 16. Minute vom Penaltypunkt und in der 31. Minuten mit einem wuchtigen Kopfball. Schon nach drei Minuten hatte er sein Team in Führung gebracht, doch der Video-Schiedsrichter entdeckte nachträglich eine Abseitsposition.
Gianni Infantinos Moralpredigt
Dennoch: Ecuador war in allen Belangen besser. Und Katar schien vom Tempo und der Wucht der Gäste überfordert. Wesentlich denkwürdiger als die Leistung des Heimteams war der Auftritt des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino rund 24 Stunden zuvor – wenn auch nicht in beabsichtigter und gewünschter Weise.
In einem einstündigen Monolog, der eigentlich eine Moralpredigt war, prangerte Infantino alle Kritiker an der WM an und geisselte vor allem den Westen für dessen einseitige Sichtweise und den «Rassismus» gegenüber der arabischen Welt: «Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen.»