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Grüningen
29.08.2022
03.10.2022 14:33 Uhr

Pedalen für das Filmvergnügen

Auf 10 Velos wurde der Strom für das Openair-Kino erzeugt.
Auf 10 Velos wurde der Strom für das Openair-Kino erzeugt. Bild: Martina Gradmann
In Grüningen wurde zum ersten Mal für einen privaten Anlass ein Velokino organisiert. Initiant Lukas Bernhard von der ZHAW war begeistert, wie mit Elan für das Filmvergnügen pedalt wurde.

Noch fliesst für die meisten von uns der Strom ganz selbstverständlich aus der Steckdose. Sollte es allerdings im kommenden Winter zu einer Strommangellage kommen, wird man sich künftig genauer überlegen müssen, wofür wir die zur Verfügung stehende Energie brauchen. Wie viel Power allein eine Filmvorführung braucht, hat das erste Velokino in Grüningen eindrücklich gezeigt.

Velokino selbst gebaut

Initiant und einer des Erbauer Teams der Anlage ist Lukas Bernhard, ehemaliger Student und heutiger Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil. «Eigentlich wollten wir von der Velowerkstatt der ZHAW zuerst ein Velokino mieten. Weil das für uns aber zu teuer war, beschlossen wir kurzerhand und mit Unterstützung der Hochschule, selber eines zu bauen.»

Und es hat geklappt. Nach vielen Monaten Tüftelei, Bau- und Montagearbeiten hat die studentische Velowerkstadt vom Verein Velove das Velokino fertig gebaut. Das Prinzip ist einfach: Der Film läuft lediglich mit Hilfe von Strom, der beim Strampeln auf dem Velo vom Publikum gemeinsam produziert wird. Dabei generiert jedes Velo 50 Watt. Mit der fertigen Installation mit 10 Velos sind dies somit insgesamt 500 Watt. Das ist genau so viel Energie, wie der Projektor und die Soundanlage für einen durchschnittlichen Film benötigen.

Film schauen und Kalorien verbrennen

«Wir haben Elektroscooter-Motoren und Adapter umgebaut, damit sie auf die Ständer passen», erklärt Bernhard detaillierter. Was ihm jetzt noch fehle, sei eine Anzeige für den Batterieladestand, der auf der Leinwand angezeigt wird. «Dann wissen alle gleich, dass sie noch ein bisschen mehr pedalen müssen.» Jedes Fahrrad sollte ungefähr 20 km/Stunde erreichen, was sich wie das Pedalen auf einer graden Strasse anfühle. 

Veloplätze waren schnell vergeben

Gross war denn auch die Begeisterung der Anwesenden für das Velokino und die Plätze auf den 10 Velos waren schnell vergeben. Nach einer halben Stunde wurde gewechselt, und die Pedaleure und Pedaleurinnen staunten, wie viel Kraft diese Art der Stromerzeugung brauchte. «Ich habe unheimlich geschwitzt und gleichzeitig auch noch einige Kalorien verbrannt», lachte eine Zuschauerin.

  • Lukas Bernhard erklärt, wie das Velokino funktioniert. Bild: Martina Gradmann
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  • Eine ausgeklügelte Technik macht das Film-Vergnügen durch Muskelkraft möglich. Bild: Martina Gradmann
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Ein unvergessliches Erlebnis

Nicht nur das gemeinsame Filmerlebnis, sondern vor allem selber für den dazu nötigen Strom gesorgt zu haben, machte den Abend für alle zum unvergesslichen Ereignis. «Es soll Spass machen, interaktiv sein und gleichzeitig für die Stromproduktion sensibilisieren», sagt Bernhard. 0,7 Kilowattstunden Strom habe man für den 1 1/2 stündigen Film produziert. Der Preis dafür sei gerade mal 10 Rappen, erklärte er am Schluss den Anwesenden.

Bernhard, der an der ZHAW schon länger an alternativen Formen der Energiegewinnung forscht, hatte mit seinen Ausführungen wohl einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. 

Das Velokino kann man mieten. Infos: www.zhaw.ch

Martina Gradmann